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10. Juli 2015

What's Shenmue?

Diese E3 war ein Festival der Träume für alteingesessene Gamer. The Last Guardian, ein FinalFantasy VII Remake und die Ankündigung von Shenmue III in einer Pressekonferenz bildeten zusammen eine derartige Enthusiasmus-Blase, das manch anderer Titel gar nicht mehr wahrgenommen wurde.

Aber was ist dieses Shenmue und warum wird da so viel Wind drum gemacht? - Die wenigsten werden das tatsächlich wissen, denn der Titel ist zum einen bereits 16 Jahre alt und war zum Anderen (aufgrund kleiner Hardware Basis) nicht wirklich erfolgreich. Aber wenn ich auch nur einen Neuling für Teil 3 (und dessen Kickstarter) interessieren kann, erkläre ich es gerne...


Shenmue war bei erscheinen Vieles; vor allen Dingen aber ein Technik-Brett. Kein Wunder, denn mit ca. 47 Millionen Dollar Produktionskosten war es lange Zeit das teuerste Spiel der Welt. Viel wurde versprochen, vor allem aber eine voll interaktive dynamische Welt ohne Genre Grenzen; nicht ganz so viel wurde gehalten, aber das was man serviert bekam war für die damalige Zeit - und ist teilweise noch heute - Bahnbrechend.

Man erkundete eine kleine offene Welt, mit wechselndem Wetter und Tagesabläufen der individuell gestalteten Bewohner. Die Nachbarschaft wurde real, wenn die Kinder Wochentags morgens mit den Ranzen zur Schule gehen, der Geschäftsmann nach Feierabend sich noch die Kante gibt und betrunken nach Hause torkelt und die Schüler nach dem Unterricht sich hinter eine Ecke verziehen um heimlich zu rauchen. Vor allem aber, weil man wusste wer wo wohnt und diese Personen eben nicht nur Figuren waren eine Örtlichkeit zu beleben. Es war 'persönlich' und die Figur - und somit der Spieler - mehr denn je Teil ihrer Welt.

Alles sollte betretbar und interaktiv werden und auch wenn das nie erreich wurde, konnte man dennoch alle Items in die Hand nehmen, von allen Seiten betrachten und zumindest jedes öffentliche Gebäude betreten. Darunter Arcades, Billardschuppen und Kneipen wo man in diversen Spielen seine Zeit verplempern konnte, bis man den Nächsten Termin hatte. Letzteres ein weiterer Kniff die Welt real erscheinen zu lassen. Denn das Leben des Protagonisten ist zwar im Wandel aber deswegen dennoch nicht voller Ereignisse. Personen die ihn weiter bringen warten nicht 24 Stunden am Tag auf der Stelle um ihm eine Information auszurichten. – Verabredungen sind einzuhalten!



Doch worum geht es eigentlich?

Aufs wesentliche runter gebrochen wird der Held Ryo Hazuki Zeuge wie sein Vater ermordet wird und macht sich auf die Suche nach dem Mörder um Rache zu üben. Nicht völlig unwichtig hierbei ein paar Umstände die es zu klären gibt und das sein Vater eigentlich ein Kampfsportmeister war, der seinem Kontrahenten aber hoffnungslos unterlag.
Während danach alle Welt auf den Helden einredet seinen Rachegelüsten (mit äußerst dünner Aussicht auf Erfolg) nicht nachzugeben, um sich selbst und die Kampfsportschule seines Vaters nicht zu gefährden, geht er dennoch allen erdenklichen Spuren nach bis er - am Ende von Shenmue 1 - alles hinter sich lässt um den Mörder zu folgen.

...

Etwas gemerkt? - Am Ende von Teil 1 bricht er erst auf! Und genau hier liegt einer der Hauptärgernisse des Spiels und dennoch gleichzeitig seine Unnachahmlichkeit, die von jeglicher Technik unabhängig ist.

Die vielen Spielstunden im Folgenden unterhält man sich mit Einwohnern um jeder noch so dünnen Spur nachzugehen. Das ist dabei meist nicht wirklich spannend, etwas Intellekt wird aber belohnt. Wenn man z.B. herausfindet, dass der Fiesewicht aus China im Schmuggel agiert und man nach ein paar Kleinkriminellen oder Matrosen sucht die einem etwas dazu erzählen können ist eine Hinterhofkneipe am späten Abend dazu besser geeignet als die Nachbarin von Nebenan.

Das Ganze geht so weit, das man anfängt am Hafen zu jobben und tatsächlich seinen gesamten Arbeitsalltag ausspielen muss, der im wesentlichen - ebenfalls wenig spannend - aus Kisten verladen mit dem Gabelstapler besteht. Auf die Suche nach Informationen kann man sich in den Pausen machen,... wenn es nicht gerade eine Keilerei gibt.
Und Keilereien gibt es, je nachdem wie viel näher man der Wahrheit kommt, viele. Ryo, immerhin der Sohn eines Kampfkunstlehrers, lernt ständig neue Moves, kann an diversen Orten üben und eben halt in manchen Situationen mächtig austeilen. Hierbei sollte man erwähnen das Entwickler Urgestein Yu Suzuki, einer der Einflussreichsten Entwickler der Welt, auch die Virtua Fighter Serie zu verantworten hat auf der das Kampfsystem in Shenmue basiert. – Und wenn man mal nicht 'frei' kämpfen kann hat Shenmue damals beiläufig das Quick Time Event erfunden um ein paar schöne Choreographien vom Stapel zu lassen.



Also noch Mal: What’s Shenmue? – Da gibt es zwei Antworten zu:

  • Shenmue ist ein ereignisloses, langweiliges Spiel in einem damals technisch beeindruckenden Mini-OpenWorld-Areal, das durch sinnlose Aufgaben künstlich in die Länge gezogen wurde um überhaupt eine annehmbare Spielzeit zu erreichen.

  • Shenmue ist der Weg eines Kriegers. Die Transformation eines Kindes zum Erwachsenen, vom Jungen zum Mann, von Impulsiv zu Überlegt, eigentlich wie in jeder anderen guten Geschichte. Doch kloppt man hier nicht laufende Meter Mobs auf dem Weg zum Endboss oder verrennt sich in einem Egozentrischen Film wie ein Beyond Two Souls. Man startet mit Ryo in seine bemerkenswert reale, langweilige Vorstadt-Welt auf dem Weg in das Abenteuer seines Lebens. Eine Welt in der der Spieler so viel seiner Zeit verbringt, das man am Ende von Teil 1 wahren Abschiedsschmerz zu all den anderen etablierten Charakteren (Ryos Freunden) fühlt.

Richtig ist beides. Aber trotz mittlerweile veralteter Technik und mäßig spannendem Spielablaufes ist Shenmue ein einzigartiges Erlebnis. Eine Werdensreise so breit aufgezogen das sie (aufgrund von finanziellen Problemen bei SEGA und allgemeinen hinter den Erwartungen liegenden Verkäufe der Dreamcast) nie ihr Ende Fand und auf der man sich mit dem Ende von Teil 2 eigentlich erst der Vorgeschichte entledigt hat. (Shenmue ist ausgelegt auf 11 Kapitel von denen erst 5 erzählt sind.)
Es ist die epischste Geschichte aller Zeiten, nicht um die Welt zu retten, sondern nur um zu sich selbst zu finden. Die Geschichte eines Lebens. Ryos Lebens. Meines Lebens. – Und deswegen der emotionalste Moment jeglicher E3, die größte Ankündigung der Messe und der wichtigste Kickstarter aller Zeiten...


Zumindest für einen kleinen Haufen Nerds die seit 15 Jahren in einer Höhle in den Bergen Chinas warten, das ihre Reise weitergeht. - DS_Nadine

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