Eine Fortsetzung, egal wie gut, hat immer mit dem Problem gewisser Ermüdungserscheinungen
gepaart mit der Erwartungshaltung der Spieler zu kämpfen. Tritt man also dem Spieler vors
Schienenbein und erfindet sich selber neu oder geht man den bereits geebneten Weg weiter
solange es geht? - Oder existiert vielleicht sogar ein dritter Lösungsweg?
Und ob der existiert! In Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney treffen
der Rätsellustige Professor und Staranwalt wider Willen aufeinander und mischen Charaktere,
Welt und Spielprinzip zu einem neuen Ganzen und schaffen es dabei der Quintessenz beider Serien
treu zu bleiben und diese sogar noch zu bereichern. (Und eigentlich sollte diese Aussage schon reichen damit jeder, auch nur
marginal an einer der beiden Serien Interessierte, JETZT den Amazon Link unten betätigt! ;) )
Auf nach Phantásien... äh, Labyrithia! |
Die Ausgangslage ist einfach, wenn auch überraschend. Durch die Überschlagung von
Ereignissen werden der Professor und der Anwalt unabhängig voneinander scheinbar
in die magische Welt eines Märchenbuchs hineingezogen. Diese merkwürdige Welt, bzw.
die Stadt Labyrinthia, gilt erforscht zu werden, zumal Sie tatsächlich nicht den Regeln
des gesunden Menschenverstandes folgt. Das Schicksal der Einwohner wird geschrieben vom
"Schöpfer", Gründer der Stadt und prophetischer Geschichtsschreiber in einer Person.
Und ganz abgesehen davon, dass jede seiner Vorhersagen eintrifft, existiert in dieser Welt
auch offenkundig Magie. Magie vor der die Menschen - damals wie heute - Angst haben, weswegen
es auch nicht nur gilt das Mysterium der Stadt aufzuklären, sondern auch vermeintliche
Hexen (bzw. eine Hexe im speziellen) zu verteidigen, damit sie nicht bei lebendigem Leib
verbrannt werden.
Wenn man das erste Mal den Gerichtssaal betritt und die Angeklagte des
Vorangegangenen Prozesses gerade noch unter kreischenden Unschuldsbeteuerungen ins
Feuer herabgelassen wird weiss man: Es ist ernst! (Und dieses Spiel nur für harte
Hunde ab 6 Jahren.) Hier gibt es keine Forensik, keine Fingerabdrücke oder Blutgruppen,
nur einen Haufen ängstlicher, abergläubischer Bewohner die die angeklagte Hexe brennen
sehen wollen!
Das Spielprinzip der beiden Serien ist dabei nahezu unverändert.
Vor Gericht ist es an Phoenix Wrights Zug Zeugenaussagen anzugreifen und
Beweise vorzulegen um Wiedersprüche aufzudecken. Hierbei gibt es auch das in jedem Teil
obligatorische neue Feature. So werden alle Zeugen gleichzeitig verhört, was bedeutet dass
sie sich unterbewusst absprechen/ ergänzen aber auch manch ein Mal ins Wort fallen können,
wenn man es entsprechend herbeiführt. Ebenso neu ist die Möglichkeit, die aus der Layton-Serie
bekannten, Hinweis-Münzen einzusetzen, die die Auswahl an Beweisen/ Aktionen etwas
eingrenzen wenn man im dunklen tappt.
Was der Schere zum Opfer fiel bzw. anders daher kommt sind die ehemals teils sehr langatmigen, klassischen Ermittlungsarbeiten,
die jetzt durch die Laytonsche Wimmelbilderkundung ersetzt werden. So läuft man mit egal welchen
Charakteren durch die Stadt und klickt auf alles Interessante auf der Suche nach Hinweismünzen,
Rätseln oder einem Gespräch. Dadurch dass viele Rätsel optional sind und später nachgeholt werden
können, bleibt so fast immer die Möglichkeit der Story ohne große Pausen zu folgen oder andersherum
einen Rätselmarathon einzulegen. Allzu große Kopfnüsse bleiben einem aber erspart/ verwehrt, denn
alles in allem ist das Crossover etwas leichter ausgefallen als die Teile der Ursprungsserien.
Bonusaufgabe: Ordne die Figuren so an das am Ende alle tot sind! |
Wirklich Mühe gegeben wurde sich auch bei der gesamten Präsentation.
Der Staranwalt profitiert vom Ruhm des Professors und sah noch nie so gut aus.
Alle Charaktere sind 3D Modelliert und warten mit einem Detailgrad, gemalten Texturen
und Celshading auf, das seinesgleichen sucht... mal vom Professor und seinem Gehilfen
abgesehen, der vom Stil her freilich etwas heraussticht (was aber im Spiel kaum auffällt).
Auch bei den malerischen Hintergründen verschwimmt die Grenze von 2D und 3D und auch alle
hervorragenden Anime-Zwischensequenzen werden in 3D präsentiert. An der Soundfront erwarten
einen die bekannten Musikstücke, passenderweise alle im Stil der Layton-Serie mit Ziehharmonika
eingespielt, als befände man sich auf den kleinen Seitenstraßen von Paris. Einziges Minimanko ist
die deutsche Synchro, die teilweise auch außerhalb der Zwischensequenzen vorhanden ist, dort aber - gerade
im Fall vom eher emotionalen Phoenix Wright - nicht immer mit den Gesichtsausdrücken der Figuren d'Accord geht.
Hat einen Alfa Romeo und einen Opel Omega. |
Wirkliche andere Kritikpunkte gibt es sonst nicht. Im Gegenteil!
Kamen auch manches Mal Zweifel auf ob eine derartige Story überhaupt schlüssig
zu Ende gebracht werden kann, haben die Autoren wirklich ganze Arbeit geleistet ein wirklich rundes
Ende abzuliefern! - Nach deren Historie hätte ich auch eigentlich niemals zweifeln brauchen.
| Zwei sind nicht zu bremsen! |
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