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28. Oktober 2013
Review
  DRAGON'S CROWN
  [ PS3 / PSV ]   

KILLER IS DEAD Mit Dragon's Crown hat Developer Vanillaware auf der Suche nach einem Widerbelebungszauber für ein scheinbar totes Genre tief im Nekromanten-Kochbuch gestöbert. Das Rezept dazu könnte in etwa wie folgt lauten: Man nehme einen alten 2D Beat'em Up-Klassiker-Brühe (je nach Geschmack bspw. Final Fight oder Streets of Rage) als Grundlage und schnibbele eine kräftige Portion Diablo 2 Loot-/Skill-System hinein. Nun die beiden gut vermengen und kräftig mit Kunstwerken aus der Renaissance, Walt Disney, Conan der Barbar, sowie gängigen Fantasy-Klischees und einer Prise Playboy würzen. Alles gut verrühren und häppchenweise atmosphärische Musik unterheben. Schließlich einige Jahre im Development-Kessel köcheln lassen und auf zwei Konsolen servieren.

Bleibt jetzt nur die Frage zu beantworten: Ist das Resultat ein wahrer Gaumenschmausoder sollte man doch lieber woanders essen?

Bogen - Die ultimative Nahkampfwaffe!

Wie eingangs bereits erwähnt orientiert sich Dragon's Crown bei seinen grundlegenden Gameplay-Elementen stark an alten 2D Beat'em Ups aus den 90'ern, vor Allem aber an den erst kürzlich von Capcom im PSN re-releasten D&D-Spielen Tower of Doom und Shadow over Mystaria. Zu Beginn wählt man somit einen von sechs Charakteren. Zur Auswahl stehen dabei neben bekannten Urgesteinen wie bspw. einem Krieger, der aufgrund seiner Plattenrüstung die meisten Treffer einstecken und mit seinem Schild die ganze Gruppe schützen kann, und einem Zauberer, der mit seinen Zaubersprüchen ganze Gegnerhorden in Asche verwandelt, auch etwas exoterische Klassen wie bspw. die Amazone oder die Elfe. Erstere ist praktisch das nahkämpferische Gegenstück zu einem Zauberer, teilt sie mittels ihrer Berserkerfähigkeit, welche stufenweise Angriffsstärke und Geschwindigkeit erhöht, doch kräftig aus. Zweitere wahrt lieber die Distanz zu ihren Gegnern und verlässt sich auf Pfeil und Bogen sowie situationsbedingte Elementarmagie. Hält sie bspw. eine Fackel in der Hand verschießt man somit kleine, zielsuchende Feuerbälle, steht sie im Wasser beschwört der Zauber hingegen kleine Flutwellen. Sollte es aber doch einmal zu Handgreiflichkeiten kommen weiß sie sich aber durchaus mit Tritten zu wehren bzw. kann mit akrobatischen Manövern wieder Distanz aufbauen.

Dies mag zunächst etwas kompliziert klingen, in der Praxis gehen diese Manöver aber allesamt leicht von der Hand. Hierbei hilft vor Allem auch ein Quick Slot-Menü, in dem man bis zu vier häufig benutzte Gegenstände oder Zauber ablegen kann um diese im Gefecht schnell einsetzen zu können. Einzig genretypische Fehlerquellen wie das ausführen eines Uppercuts statt die Ebene zu wechseln um einen Gegner, der sich etwas oberhalb des Charakters befindet, zu treffen, trüben die ansonsten sehr gute Bedienbarkeit ein wenig.

Trotzdem sollte man sich darauf einstellen öfters einmal ins Leere zu hauen, denn in der Regel wird man Dragon's Crown nicht alleine sondern vorzugsweise im Multiplayer-Modus spielen. Mit bis zu drei weiteren Verbündeten macht die Monsterhatz nämlich erst so richtig Laune. Da so allerdings in größeren Metzeleien sich schon einmal gut und gerne zwölf Helden und/oder Monster auf dem Bildschirm tummeln, die dann zusätzlich bildschirmfüllende Zauber vom Stapel lassen, verwundert es weniger, dass die Übersicht doch stark zu leiden anfängt. Aber keine Bange! Wer nämlich fürchten sollte, dass er von Anfang an in einem Effektmeer untergehen zu droht den mag es vielleicht etwas beruhigen zu erfahren, dass man sich den Multiplayer-Modus erst einmal verdienen muss.
Die meisten Leser werden bei dieser Aussage vermutlich eine Augenbraue hochziehen und einen "Wie bitte?!"-artigen Gesichtsausdruck annehmen, aber Vanillaware hat sich tatsächlich dazu entschlossen zumindest die Onlinekomponente des Mehrspielervergnügens zunächst hinter verschlossenen Gittern zu halten. So kann man zwar von Anfang mit Freunden zusammen vor der heimischen Glotze der Mordlust frönen oder, in den eher einsamen Stunden, ein paar NPCs mit auf die Reise nehmen. An dem Getümmel in der Online-Community darf man aber erst teilnehmen nachdem man rund 50% des Normal-Modus hinter sich gelassen hat. Für Diablo 2-Veteranen heißt das in etwa so viel wie: "Monsterklopfen mit Freunden gibt's erst nach dem Ende von Akt 2!"

Auch sonst öffnet Dragon's Crown seine Tore erst nachdem man schon ein paar Stunden in Hydeland verbracht hat. So erhält man später die Möglichkeit Stages aneinanderzureihen, ohne einen Zwischenstopp in der Stadt zu machen, um bspw. Mehr Erfahrungspunkte zu erhalten und bessere Ausrüstung in den Schatztruhen zu finden. Da dies natürlich gleichzeitig bedeutet, dass man seine Ausrüstung nicht reparieren oder Heiltränke aufstocken kann, erhält man zusätzlich bis zu neun Taschen, die man, ganz nach eigenem Gusto, mit Waffen, Rüstungen und Anderem bestückt. Diese darf man nämlich zwischendurch wechseln um so den Marathon durchhalten zu können. Glücklicherweise hat Vanillaware hier an die Netzwerkstruktur gedacht: Sollte man nämlich einmal einem Onlinespiel beitreten und der Host verlässt das Spiel wird flugs ein anderer Spieler zum Host ernannt, der Spielfluss reißt nicht ab. Zusätzlich bleibt der Charakter des Spielers als NPC erhalten, die Gruppenstärke verringert sich also nicht. Schließlich können NPCs jederzeit von "richtigen" Spielern ersetzt, man braucht also nicht zu bangen, dass man sein Spiel mit NPCs zukleistert und später niemand anderes mehr ins Spiel kommt. Drop-In-Drop-Out Co-Op wie man ihn haben möchte!

"Gib ihm die Sporen!"

Früher oder später ist es dann aber soweit und man kehrt in die Stadt zurück. Neben Geschäften, in denen man sich mit Heil- und Stärkungstränken eindecken kann, findet man dort auch die Taverne, in der man seinen aktiven Charakter wechseln und das Spiel speichern kann. Ferner hat man die Möglichkeit in der Kirche für einen kleinen Obolus einen Segen zu erhalten. Diese lassen den Spieler bspw. bessere Ausrüstung finden oder mehr Gold erhalten. Die Abenteuergilde, in der man Quests annehmen und neuen Fähigkeiten erlernen kann, rundet das Angebot ab. Zudem verwaltet man in der Stadt auch sein Inventar, legt neue Ausrüstung an oder füllt seinen Tränkebestand auf.
Ein typischer Städtegang sieht also in etwa wie folgt aus: Inventar aufrufen, neue Ausrüstung auf bis zu neun Taschen mit jeweils bis zu zehn Slots verteilen, Geschäft aufsuchen um alte Ausrüstung zu verkaufen oder zu reparieren und Tränke aufzustocken, danach in der Gilde erledigte Quests abgeben und ggf. neue Skills erlernen und neue Quests annehmen. Nochmals das Inventar checken und es kann weitergehen. So weit so gut. Klingt ja eigentlich nicht schlimm, oder? Während jeder, der schon einmal ein RPG irgendeiner Art gespielt das Prozedere vermutlich besser kennt als das Vaterunser und sich längst damit abgefunden hat, gibt es bei Dragon's Crown leider ein großes Manko: Dadurch, dass das Spiel nämlich ursprünglich nur für die PS Vita geplant war hat Vanillaware an dem System keine Änderung vorgenommen um den oben beschriebenen Ablauf für mehrere Spieler anzupassen. Heißt im Klartext: Spielt man Dragon's Crown lokal mit mehreren Leuten, so muss nacheinander jeder Spieler einzeln in seinem Inventar kramen und alle müssen nacheinander in die Geschäfte um Tränke zu kaufen, Ausrüstung zu reparieren oder Quests abzugeben bzw. annehmen. Schon bei nur zwei Spielern vor der heimischen Mattscheibe kann dies gute 15-20 Minuten in Anspruch nehmen, man kann sich ausrechnen was dies für einen geselligen Abend mit vier Personen bedeuten würde. Vertrösten kann man sich dann vielleicht mit der Aussicht feste Pausen zu haben, in denen man die Snacks nachfüllen und neues Bier rankarren kann...

Ein großer TV hilft bei der Übersicht. Vita User nutzen eine Lesebrille.

Dies mag jetzt einen etwas faden Beigeschmack hinterlassen haben, jedoch sollte man sich davon nicht allzu sehr abschrecken lassen. Ist man nämlich einmal unterwegs in der Welt von Hydeland, irgendwo in einem muffigen Dungeon umgeben von Monster, alleine oder mit Freunden, fährt Dragon's Crown nämlich alle Geschütze auf um den Spieler puren Spielspaß zu vermitteln. Dass das ganze nebenbei aufgrund einer wirklich farbenfrohen Palette auch noch einfach umwerfend aussieht trägt stark zur Fantasyatmosphäre bei und lässt die Stunden nur so davonfliegen. Um die eingangs gestellte Frage also endlich zu beantworten: Dragon's Crown ist nicht nur einen kurzen Hingucker wert, sondern wahrlich ein Festmahl.


Review
 | 4-Sterne Menü für die Sinne

Zugegeben: Dragon's Crown erfindet an keiner Stelle das Rad wirklich neu. Alles was das Spiel zu bieten hat hat man irgendwo schon einmal irgendwie gesehen. Vanillaware hat es aber einwandfrei verstanden bewährte Zutaten zu nehmen und daraus etwas zu köcheln, was jedem, der mit einem der genannten Zutaten etwas anfangen kann, schmecken sollte. Die angesprochene Wartezeit in der Stadt, bis jeder Spieler wieder fertig für weitere Abenteuer ist, mag zwar durchaus das berühmte Haar in der Suppe sein, da dieser Designschnitzer aber nur im Offline Co-Op und nicht Online Co-Op vorkommt mag man aber trotzdem noch weiter löffeln. Vor Allem, da man durch ein wirklich beeindruckendes Artdesign entschädigt wird, das auf der PS3 seinesgleichen sucht. Wer davon immerhin noch nicht überzeugt ist erliegt dann spätestens dem bald aufkommenden Ausrüstungs- Sammelwahn, der noch kurzer Zeit einsetzt. Ein gewisser Satansbraten lässt an dieser Stelle recht herzlich grüßen.
Nun aber endgültig genug übers Essen geredet. Ich geh jetzt erst mal in die Küche und zauber mir was zu essen. Oder doch noch 'nen schnellen Run? Hm...

  -  Alexander Fränkel



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