Nach über 15 Jahren schickt Al Lowe selbst seinen Helden Larry Laffer erneut hinaus
in die Welt großer vollbusiger Frauen, die ihn am Ende doch alle abblitzen lassen.
Über Kickstarter hat der Grand Signeur der Adventure-Historie genug Geld gesammelt
um den allerersten Larry-Titel in zeitgerechter Optik neu auferstehen zu lassen.
Aber kann der alte Schwerenöter Larry heute noch punkten?
Das gute Vorweg: Leisure Suit Larry Reloaded ist um Meilen besser als die
letzten 3D-Episoden seines Neffen, die ohne Al Lowes Mitarbeit entwickelt wurden.
Des weiteren handelt es sich um eine ausgesprochen solide Neuauflage des Klassikers
Leisure Suit Larry in the Land of the Lounge Lizards, die aber mit einigen Problemen
zu kämpfen hat.
Big Brother war vorgestern! |
Der Mittvierziger Larry ist ein kleiner, gemeiner, schmieriger Schwerenöter der das
Wort Fremdschämen in die Welt der Adventures einführte. Selbst Stromberg mutiert im
Vergleich zu Larry zu einem Charmeur von Weltklasse. Mit wenig Kohle in der Tasche
streift Larry in der abgewrackten Satireversion einer typischen US-Metropole durch
verschiedene Lokalitäten und versucht seine Traumfrau zu finden, um endlich das
Jungfrauendasein zu beenden.
Während die Grafik, Sprachausgabe und auch die Musik ziemlich dem entsprechen was man
von einem heutigen Adventure erwarten darf, werden viele Spieler bei der Steuerung
schnell irritiert sein. Satte sechs verschiedene Kommandos besitzt Larry und die
Handhabe dieser ist nicht die schnellgängigste. Zum normalen nehmen, gehen, gucken,
benutzen und sprechen, kommen lecken und ausziehen dazu. Der Grund dafür liegt im Original,
das noch über eingegebene Textbefehle gesteuert wurde und es so ermöglichte, viele versteckte
Gags, Boni oder eben auch essenzielle Bestandteile von Rätseln kreativ umzusetzen. Dass wirkt
auch heute noch humorvoll, besonders da für so ziemlich jede mögliche Interaktion mit jedem
möglichen Objekt/Person ein meist gelungen humorvoller Text vorbereitet wurde.
Ebenfalls ungewohnt ist, dass man oft zwischen verschiedenen Orten hin- und herfahren muss, und die
dafür nötige Taxifahrt Geld kostet. Um an mehr Kohle zu kommen, muss Larry sich an verschiedenen
Glücksspielen versuchen. Ist er komplett abgebrannt, steckt ihm ein Penner neues Startkapital zu.
So war Hartz IV sicher nicht geplant. Zusammen mit der bedingt eingänglichen Steuerung mischt sich
so eine gewisse Trägheit ins Spiel, die es manchmal zu einer schlichten Klickorgie verkommen lässt,
ehe man sich wieder an den Rätseln und Larrys Flirtversuchen erbauen kann.
Lass mich dein Tampon sein! |
Weder die Rätsel noch der zweifelhafte Charme des Freizeitanzugträgers haben dabei Federn
gelassen. Besonders die Texte verdienen ihre Hochachtung, auch wenn die eine oder andere
Übersetzung ins Deutsche etwas zu eigenwillig ausfällt, aber man kann ja die Sprache frei wählen.
Das sieht ja gar nicht mal so gut aus... |
Insgesamt merkt man den Rätseln dennoch ihr Alter an, bzw. dem Spiel selbst. Denn für
geübte Knobler wird schon nach einigen Stunden Feierabend sein, während Neulinge sich
doch ein Hilfe-System wünschen, was es in diesem Spiel allerdings nicht gibt. So war
das eben damals...
| Geschmackvolle Geschmacklosigkeiten |
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Ich muss zugeben ich hab mehr aus Mitleid die paar Kickstarter Kröten locker gemacht,
Larry wieder in Aktion zu sehen. Das lag weniger an Larrys mangeldem Appeal sondern daran, dass ich seinen
Erstausflug nach Los Wages von der Monochromen Fassung eines 8088 XT Rechners, bis zum VGA-Remake
mehr als einmal mitgemacht habe. - Doch ich wurde geködert mit neuen Inhalten (Mädchen) und der Aussicht
auf einen 'echten' neuen Teil, also sei es drum.
Leisure Suit Larry Reloaded ist weiterhin ein ordentliches klassisches Adventure,
das einer Frischzellenkur unterzogen worden ist. Das betrifft nicht nur die Präsentation,
als auch den Schwierigkeitsgrad mit all seinen ehemalig ungnädigen "Save early, save often!" Instant-Toden.
Die Präsentation ist in meinen Augen tatsächlich Leisure Suit Larry Reloadeds größtes
Problem, denn obwohl ein Haufen talentierter Leute am Werk waren fehlt dem Titel eine übergreifende
Art Direction. Ein völlig überzeichneter Larry steht in starken Kontrast zu all den
realistisch proportionierten Backer Antlitzen und durch die platte colorierung ohne jegliche
Eigenschatten integrieren die Figuren sich teils nur sehr beschränkt in ihre Umgebung.
Wirklich angetan bin ich nur von den (mittlerweile vorgetragenen) Beschreibungstexten und der
tollen Musik von Wynton Marsalis.
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