Es dauerte gut zwei Jahre bis die Saints wieder die Welt unsicher machen dürfen.
Nach der durch geknallten dritten Episode, soll der vierte Teil das epischste Saints-Spiel
aller Zeiten werden. Als President of the United States wird man zum Superheld und
vermöbelt Alieneroberer im besten Ghetto-Stil.
Nur ein lauer Aufguss des Vorgängers oder doch ein würdiger Nachfolger
der womöglich verschreckte Altfans zurückholen kann?
Typisch Präsident: Führt Kriege vom Bürostuhl aus. |
Der Prolog kommt gewohnt verrückt daher und nimmt dieses Mal anstelle von GTA eher Call of Duty
und Konsorten aufs Korn. In einem alles anderem als akkuratem Militär-Shooter-Stil bewahren wir
Washington vor der nuklearen Vernichtung und werden quasi zum Dank zum Präsidenten gewählt. Also
fortan nur noch Best of the Tops und sich nicht mehr mit leidigen Straßengangs oder der Vorherschaft
um Steelport herumschlagen? Es wäre so schön, wenn das kleine Wörtchen wenn nicht wäre... und
eine Schar gewaltbereiter Aliens die sich trotz energischem Widerstandskampf die Erde ruckzuck
Untertan machen.
Um die Erdbevölkerung und vor allem die gewaltbereiten Saints unter Kontrolle zu halten,
wird die Menschheit einfach in eine virtuelle Simulation verfrachtet, Matrix lässt kräftig
grüßen. Nach einem kurzen Ausflug in eine Fifties-Simulation geht es dann zusammen mit den
Ganggefährten daran den Aliens gehörig den Marsch zu blasen. Und wenn dann das eigentliche
Gameplay langsam zur Geltung kommt, stellt sich bei Kennern des Vorgängers erst mal etwas
Ernüchterung ein.
Denn der Großteil des Spiels spielt wieder in Steelport, in dem schonk Saints Row III
eine ganze Menge Unterhaltung bot. Anstatt nun andere Gangs zu vertreiben und die Kontrolle
über die Stadt zu erringen, muss man nun die Präsenz der Aliens reduzieren und ihnen Gebäude
abjagen, um so stellvertretend für die ganze Welt, das Alien-Imperium zu schwächen.
Dabei sehen die Saints nicht wirklich besser aus als im Vorgänger. Allerdings
hatte dieser schon eine durchaus sehenswerte Grafik und sehr gute Animationen,
das macht die fehlende Entwicklung etwas verträglicher. Optisch unterscheidet
sich die von Aliens besetzte Stadt zwar merklich, insgesamt macht es aber keinen
großen Unterschied und im Gameplay fühlt es sich ganz genauso an wie schon vor zwei Jahren.
Das ist per se nicht schlecht, denn Saints Row III hat mit seiner Mischung
aus abgedrehter Story auf Vollgas, verrückten Minispielideen und einer großen
Freiheit (auch wenn diese nicht ganz so groß war wie noch in Saints Row II)
ganz zurecht einen besonderen Platz in den Hallen der Open-World-Spiele verdient.
Vor diesem Hintergrund hat es der aktuelle Ableger der Serie wirklich schwer zu
punkten. Man merkt, dass die Grundidee eigentlich für ein Add-On geplant war und
dieses jetzt einfach nur aufgeblasen wurde, wenn auch mit ordentlich Wumms und
auch mit guten neuen Ideen. Über allen Zweifel erhaben bleibt die Musikauswahl,
die mit ihrem Mix aus gut gewählten Rock-Pop-Oldies und einem traumhaften Timing
die Tränendrüsen vor Begeisterung und Melancholie zugleich anregt.
Was die Handlung und vor allem den locker-vergnüglichen Erzählstil angeht,
kann ich nur auf meinen Text zum Vorgänger verweisen. Die Jungs von Volition
haben in dieser Disziplin immer noch ein verteufelt gutes Händchen. Kommen wir
daher zum wesentlich interessanteren, nämlich den Superkräften.
Nach einem langen Abstieg ist David Kupferfeld unter die Altmetallsammler gegangen. |
Wie schon Neo in den Matrix-Filmen habt ihr die Möglichkeit die Regeln der Alien-Simulation
zu umgehen und könnt euch dann nach und nach mit Supergeschwindigkeit, Powersprüngen und später
auch Flugfähigkeiten ausrüsten. Dazu kommen noch diverse verschiedene Energieangriffe um die
Gegner zum Beispiel einzufrieren.
Das Ganze funktioniert nach einer kurzen Eingewöhnungsphase überraschend gut und ergänzt
das Gameplay besser als man es sich vorstellen könnte. Anfangs wirkt das kapern von Fahrzeugen
und entsprechende Fluchtrasereien so überflüssig, aber auf Dauer entwickeln sowohl die klassischen
Fortbewegungsmethoden als auch das freie rumspringen und fliegen einen ganz eigenen Reiz.
Als netter Nebeneffekt wirken Sondermissionen wie der Versicherungsbetrug nun sogar etwas
sinniger, weil man ja in einer virtuellen Welt unterwegs ist, und gar nicht wirklich verletzt
werden kann, auch wenn die Schmerzen dennoch spürbar sind, zumindest für die Spielfigur; der
typische Saints-Humor eben.
An der Nase eines Mannes: Dieser Bub hat keinen Hannes! |
So prügelt, schießt und rast man sich durch die Kampagne, gewürzt mit
diversen nach und nach freischaltbaren Minispielen, die man zumeist
schon aus dem Vorgänger kennt. Neu sind spezielle Koop-Missionen und
die Möglichkeit die ganze Kampagne auch als Coop zu spielen. Die Gegner
glänzen dabei mehr mit Masse als mit Intelligenz und auch der Neuheitswert
vieler Momente hält sich für Serienkenner in Grenzen, doch abseits davon wird
handwerklich solide und meist mit ordentlich viel Action präsentiert.
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