Mit einigen Monaten Verspätung trudelt endlich der dritte Ableger von Nintendos vergleichsweiser
Junge Eigenmarke ein. Ursprünglich sollte Pikmin 3 schon zum Launch der Konsole im letzten Winter
erscheinen, doch das lange Warten hat nun ein Ende. Und hat es sich gelohnt?
Anders als in den Vorgängern, spielt ihr dieses Mal nicht Captain Olimar, doch abgesehen
davon ist vieles im Grunde identisch. Der ferne Planet Koppai leidet unter Nahrungsmangel und gerade
als man schon die Hoffnung aufgeben will (immer im letzten Augenblick, genau wie die Abgaben für unsere
Reviews hier...), sendet eine der ausgesandten Raumsonden ein positives Signal. Auf einem weit entfernten
Planeten wurden taugliche Nahrungsmittel gefunden. Flugs werden also drei Raumfahrer losgeschickt, um
diese abzuernten und die Heimat vor dem Verhungern zu retten.
Beim Landeanflug auf den Zielplaneten kommt es aber zu einem Unfall, und die Crew landet verstreut
an verschiedenen Orten auf dem Planeten.
Diese Sammler sind Jäger! |
Praktisch, denn so kann der Spieler erst mal die einfachen Grundlagen des Spiels kennenlernen.
Denn zwar steuert ihr immer nur einen der drei Raumfahrer (sobald ihr die Crew wieder zusammen habt),
doch die eigentliche Arbeit überlasst ihr einer Heerscharr von Pikmins. Dabei handelt es sich um kleine,
tropfen- oder Steinförmige Lebewesen, die Pfiff dem Raumfahrer, also dem Spieler folgen. Damit nicht genug,
lassen sie sich ohne Widerworte von eben jenem durch die Gegend werfen und Sammeln Früchte, bekämpfen Gegner,
reißen Wände ein oder füllen noch viele weitere Funktionen aus. Während rote Pikmins feuerfest und gute Kämpfer
sind, lassen sich gelbe besonders weit werfen und leiten Strom. Stein-Pikmins indes gehen nicht so schnell
kaputt und können Glas und Kristall zerstören.
Dazu hat jeder Pikmin eine kleine Blume auf dem Kopf, bzw. ein Blütenblatt. Je nachdem ob es geöffnet
ist oder nicht, ist der Pikmin nochmal schneller, stärker und ausdauernder. Mittels Motivationsspray oder
herumliegendem Nektar lassen sich die Pikmins so aufputschen und werden echte Massenhelden der Arbeit.
Neue Pikmins bekommt ihr, indem ihr bestimmte Pflanzen aberntet, oder die Kadaver besiegter Gegner einsammelt.
Diese werden von den Pikmins zur Zwiebel, einer Art organischem Pikminraumschiff gebracht und dort in neue
Pikmintriebe verwandelt, die ihr dann pflücken könnt. Bis zu 100 Pikmins könnt ihr gleichzeitig im Spiel haben,
der Rest wartet in der Zwiebel. Doch Vorsicht, einige Gegner oder Naturerscheinungen dezimieren eure niedlichen
Begleiter schneller als ihr gucken könnt. Spätestens beim ersten Bossgegner müsst ihr flink auf den Beinen sein,
um euch selbst als auch eure Gefolgsleute vor den garstigen Kiefern eines Monsterkäfers zu retten und darüber
hinaus erst mal mit Stein-Pikmins den Panzer zerstören, ehe eure roten Kämpfer das verletzliche innere der
Kreatur attackieren. Und vergesst darüber hinaus ja nicht das sammeln von Früchten, denn sonst verhungert eure
Crew auf Dauer. Als wäre das noch nicht genug, seid ihr nur tagsüber auf dem Planeten, sobald der Tag abgelaufen
ist, kehrt ihr auf euer Schiff zurück, das kann auch mal mitten in einem Bosskampf passieren. Zum Glück behält der
Gegner bis zum nächsten Tag den schon erhaltenen Schaden, und auch schon aufgenommene Früchte bleiben dort liegen,
wo sie zuletzt fallengelassen wurden.
Pikmin 3 gerät dabei aber nie ins Mikromanagement, nimmt euch aber auch nicht zu viel Arbeit ab.
Ihr könnt Wegpunkte setzen und Pikmins die noch nicht gepflückt sind, oder in der Nähe der Zwiebel
oder in eurem aktuellen Gefolge sind, sind in Sicherheit sobald die Nacht hereinbricht. Alle anderen
werden von den glubschäugigen Monsterkäfern, Würmern, Schnecken etc. gefressen. Und denkt ja nicht das
hätte keine Konsequenzen! Im täglichen Schifflogbuch äußert sich eure Crew zu euren Fortschritten und
sieht es gar nicht gern, wenn ihr zu viele Pikmin verliert. Echte Auswirkungen dadurch gibt es aber keine.
All das bisher beschriebene macht ein gutes, aber nicht sonderlich lange forderndes Spiel aus.
Denn abgesehen von den richtigen Taktiken für einige Gegner, wuselt ihr ansonsten nur über die Karte
und sammelt Früchte. Doch ganz so leicht ist es natürlich nicht. Viel Zeit geht am Ende für das Erkunden
der Karte, und vor allem das finden neuer Wege oder Möglichkeiten um Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Da eure Raumfahrer zu dritt sind, könnt ihr auch eure Kollegen werfen und ihnen eine Schar Pikmin mitgeben
um dann auf diesen Raumfahrer zu wechseln. So lassen sich auch etwas kompliziertere Hindernisse beseitigen.
Dieses Prinzip folgt dabei dem bewährten "Leicht zu lernen, schwer zu meistern"-Motto. Denn nach und nach
wird ein gewisser Zeitdruck aufgebaut und auch euer Ehrgeiz geweckt zum einen möglichst wenige Pikmin zu
verlieren, und alle Früchte zu sammeln. Da aber längst nicht alle Möglichkeiten von Anfang an zur Verfügung
stehen, werden Komplettisten nicht drumherum kommen, einmal besuchte Gebiete erneut anzufliegen.
Wer hat die Brotdose für's Gruppenfoto? |
Einer der herausragendsten Punkte wurde aber noch gar nicht angesprochen; die technische Präsentation.
Kommt schon die Musik charmant unaufdringlich und heiter daher, weiß die Grafik meist auf ganzer Länge
zu überzeugen. Kräuselndes Wasser, Kletterpflanzen, Erd- Sand, Schnee und Graslandschaften und natürlich
eure Protagonisten, die Pikmin und die Widersacher kommen liebevoll modelliert und animiert daher. Durch
die sehr bodennahe Kamera, die das Geschehen an Animationsfilme wie "Das große Krabbeln" erinnern lässt,
erhält man eine in Spielen selten genutzte Perspektive und die Entwickler haben sich vor allem bei der
Flora um einen fotorealistisch en Stil bemüht. Das gelingt zwar längst nicht immer, aber besonders die
zu sammelnden Früchte sind mit ihren Texturen und vielen kleinen Details ein wortwörtlicher Augenschmaus.
Man könnte die einzelnen Haare der Kiwis zählen... aber lassen wir das.
Ebenfalls überzeugend kommt die Synchronisation daher. Moment... die drei Raumfahrer sagen doch nie
einen Ton, abgesehen von den Texttafeln!? Stimmt, doch ähnlich wie bei Mario oder Zelda haben sie kurze
Laute die Angst, Überraschung, Unglauben oder andere Stimmungen ausdrücken und dermaßen gut umgesetzt sind,
dass man die mangelnde Sprachausgabe gar nicht vermisst. Im Gegenteil, sie würde vieles vom Flair des Spiels nehmen.
Das wird sich sicher schlecht auf die Beurteilung auswirken... |
Wer nicht alleine spielen will, kann zu zweit Wettrennen als Fruchtsammler veranstalten, oder
verschiedene Missionen abseits der Haupthandlung alleine oder zu zweit angehen. Lobenswerterweise besitzt
Pikmin 3 auch eine Wiimote+Nunchuk-Steuerung die das Gamepad nicht vermissen lässt. Auf letzterem
kann man sich eine obligatorische Karte, aber auch ein Menü mit Zusatzinformationen anzeigen lassen, oder
das ganze Spiel auf den Touchscreen verlegen. Was Steuerung und Multiplayer angeht, also keine Offenbarung,
aber eine sehr gute Umsetzung und grade die Zwei-Spieler-Modi können auch auf Dauer unterhalten.
Pikmin 3 macht also, wie zu erwarten, so ziemlich alles richtig. Bemängeln könnte
man einen fehlenden Onlinemehrspielermodus oder die Möglichkeit zu dritt oder gar viert vor
einem Gerät zu spielen. Immerhin kann man mit dem Gamepad Fotos aus der Ego-Perspektive machen
und ins Miiverse hochladen, das war es aber auch schon an Onlinefunktionen.
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