Fuse, ehemals Overstrike präsentierte sich in seiner ersten Publikumsdarbietung
2011 als stylisher 3rd Person Shooter von einem First-Party Team das schon viele hochkarätige
Titel für Sonys diverse Playstations rausgehauen hat. Mit EA als Partner wollte man
nicht nur den ersten Hitgaranten Muliplatform bringen, sondern erstmals auch die Rechte an diesem behalten.
Zwei Jahre später hat sich nicht nur der Titel in das jetzige Fuse geändert, sondern
auch einiges von der im Vorstellungsvideo vermittelten Gameplay-Attitüde. Nicht das es
wen stören würde, denn dafür müsste im Vorfeld des sang und klanglos abgegangenen
Verkaufsstarts irgendeine Form von Werbung für Insomniacs Titel stattgefunden haben.
Wer 'echte' Screenshots und keine geschönten Presse Assets sehen will: Bild geradedrehen und Beleuchtungseffekte (Farben) wegdenken! |
Doch vergessen einmal die unerfreulichen Omen, Fuse angeworfen und bewertet und das was es ist,
nämlich ein 4-Spieler Coop 3rd Person Shooter! Und gar nicht mal ein schlechter.
Entsprechend der möglichen Spieleranzahl stehen auch vier Charaktere zur Verfügung,
der Breitschultrige Dalton, der eher schmächtige aber stark pigmentierte Jacob und zwei adrette
aber nicht verwandte Damen, Izzy und Naya die sich dennoch unerklärlicherweise ein Gesichtsmodell
teilen müssen. Egal ob man nun alleine, zu Zweit im Splitscreen oder mit bis zu vier Spielern online
loszieht tummeln sich immer diese vier Charaktere auf dem Spielfeld. Könnte man Charaktere doppelt
wählen wäre ein schnelles Ableben relativ sicher, denn in ihren Fähigkeiten, ihrer Bewaffnung und
deren Zusammenspiel liegt ihre Stärke und der Kniff von Fuse. - Gut das man im Single-Player die
Charaktere wechseln kann, so sie denn nicht von einem menschlichen Spieler belegt sind.
So hat jeder der Charaktere zwei frei belegbare Slots für Standardwaffen, sowie eine zugewiesene
Spezialwaffe und Sekundärfähigkeit. Rotschopf Izzy kann Gegnergruppen mit Ihrer Shattergun in
Melanit 'einfrieren' bzw. kristallisieren, Naya schwarze Löcher schießen, Dalton hat ein riesiges
Energieschild und Jacob eine zündelnde Armbrust. Schießt man bspw. durch Daltons Energieschild gibt
das einen Bonus auf die eigenen Waffen. Kristallisiert man mit einer Ranke einen Haufen Gegner, sollten
auch die Kollegen mit feuern um alle Gegner rechtzeitig abzuräumen.
Dank der Sekundärfähigkeiten gibt es aber auch sonst eine feste Rollenverteilung. So kann Izzy
die Gruppe heilen und buffen und Naya sich tarnen und somit Gegner leichter unbemerkt ausschalten... oder
einen Freund der sich zu weit raus gewagt hat vor dem Verbluten retten.
Richtig gelesen! Freunde die es erwischt hat warten nicht geduldig auf ihre Wiederbelebung,
sondern verbluten. Passiert das heißt es: Game Over! - Ein gutes Online-Team oder vorausschauendes
Spielen im Solo-Modus ist bitter nötig.
Ersteres macht Spaß, während zweiteres etwas an den Nerven Zehrt. So ist Fuses Geschichte
um eine gleichnamige Alien-Substanz die in die Hände von Bösewichteln fällt und den Bau von
Superwaffen - wie auch die erbeuteten Prototyen, die die vier Protagonisten mit sich tragen -
ermöglicht, en Par mit jedem 80'er Jahre Actionfilm und dabei überraschend kurzweilig und knapp
gefasst. So gibt es keine ellenlangen Flug-, Kletter-, Schwimm- oder sonstige Sequenzen, die
spätestens beim zweiten Durchgang nerven, sondern nahezu unterbrechungsfreie Daueraction.
Die ist allerdings wirklich auf vier (menschliche) Spieler ausgelegt. Denn obwohl die
KI einen überaus guten Job macht, überlässt Sie dem Spieler die Hauptarbeit. Das ist nicht
unbedingt negativ zu sehen, spielen sich doch Konkurrenztitel von nahezu alleine, weil die
CPU-Kollegen das Feindvolk auch problemlos alleine erledigen; in dem Fall ist die Menge an nachrückenden
Gegnern in jedem Feuergefecht aber immer identisch und sorgt mit der etwas bedächtigeren KI für sehr lange Aufenthalte
in den jeweiligen Umgebungen.
Die Aufenthaltsdauer in Fuse und seinen schmalen 6 Missionen, beträgt so stattliche
11 Solo-Stunden (Normal), wohingegen man mit Kollegschaft in gut 8 Stunden durch rutschen kann.
Diese an sich ordentliche Länge wirkt aber mehr wie eine Pflichtaufgabe des Programmierteams,
denn zum Ende hin wird das Erlebnis doch arg schal. So kommen die wenigen Höhepunkte des Spiels
nicht etwa zum Ende, das birgt nur noch unnötig generische Umgebung, die ein oder andere technische
Unschönheit und Recycling Gegner bis hin zum Resterampe-Obermotz. Die wenigen guten Ideen die das
Spiel auflockern trifft man eher in den ersten zwei dritteln, werden aber meist genauso schnell wieder
fallen gelassen wie sie eingeführt werden.
Eingeborene haben zu Touristen immer ein schwieriges Verhältnis. |
So werden erstmals in Level 2 wohlige Erinnerungen an Dead Space wach, als klar
wird dass der Obermotz durch das Spritzen von Fuse in die Köpfe seiner Gegner
eindringen kann. Spielerisch genial, fährt sich ein Spieler plötzlich einen Film,
während die Anderen sein weggetretenes Selbst vor Feindfeuer schützen müssen. -
Eine coole Idee, die kaum eingesetzt wieder fallen gelassen wird. Und wo wir gerade bei
Dead Space sind: In den Weltraum geht es am Ende auch! Schießereien in der Schwerelosigkeit
würden Abwechslung bringen, aber die spielen sich nicht nur identisch und hören sich im
luftleeren Raum auch gleich an, sondern in manchen Räumen wurden auch direkt noch die
Animationen für den umher schwebenden Firlefanz vergessen.
Immerhin: Wer das Spiel Solo spielt bekommt nicht nur die Handlung mit und
die (teilweise absurd lustigen) Dialoge der Protagonisten zu hören, sondern kann
sich auch einmal in Ruhe aufleveln. Denn mit Credits und Erfahrungspunkten gilt es
einen Skilltree abzuarbeiten, Fähigkeiten zu kaufen, sowie Outfits und Skins. Aufmerksame
Spieler bekommen einen Charakter Skilltree in einem Solo Durchgang in etwa durch gelevelt,
danach noch eine Fertigkeit und auf ins Online Getümmel!
Da gibt es zum einen die besagte Kampagne, zum anderen einen 'Horde' ähnlichen Modus
mit Gegnerwelle auf Gegnerwelle, mit dessen Credits sich noch etwas weiter verbessert werden
kann oder Skins erworben.
Für den Spieler ein Hit, für die Gegner shit: Kristallranken aus Melanit! |
Auf seine Einzelkomponenten runter gebrochen ist Fuse ein selten gewordenes Negativbeispiel für
Heterogenität. So spielt und steuert sich Fuse einwandfrei und geschmeidig und es macht Spaß
den verschiedensten Gegnerhorden eins über zu braten, auch wenn es ein paar viele sind. Wenn ein
angeschossener Söldner taumelt und dabei noch seinen Kollegen halb umrennt oder der Spieler knapp
zu spät den Knopf drückt wenn er an einer möglichen Deckung schon vorbei ist und die Figur einen
bremsenden Mini-Lupfer zurück macht, macht es Spaß den Animationen zuzuschauen.
Und dann wiederum materialisieren Helme auf den Köpfen der Charaktere aus dem Nichts,
Umgebungen bestehen größtenteils langweiligen Anhäufungen steriler Gänge, Soundeffekte sind teils
lächerlich niedrig gesampelt und die 'Musik' eine Anhäufung von nervenden rhythmischen
Geräuschen plus Nebelhorn.
 | So viel Potential, dass es weh tut... |
|
Es ist wie beim Elternsprechtag, wenn man eine schlechte Note verpacken muss: "Ihr Sohn
hat das Potential ein Einser Schüler zu sein... aber leider schläft er die ganze Zeit im
Unterricht oder stört den Unterricht."
Fuse hat sogar so viel Potential, dass es weh tut. Die Gefechte stimmen in sich, die
Story macht ihre Sache gut und ermöglicht in ihrer Begrenztheit einen guten Spielfluss, was
ich persönlich sehr schätze. Ich mag auch die Charaktere, jeder mit einer Vorgeschichte die
der Haupthandlung zuspielt und die teilweise auf erstaunlich lustige Art und Weise breitgetreten
wird (Ich musste einmal vor Lachen pausieren!!!). Ganz abgesehen von Totalausfällen wie der
Musikuntermalung, sind es aber vereinzelt aufkeimende Zeichen von Genialität und Reste von
abgestorbenen Ambitionen die mich Aufregen, weil sie sofort wieder fallen gelassen werden.
Fuse ist kein Hit, auch wenn es leicht hätte einer werden können. Dennoch gefällt das
Spiel, die Waffen und das Setting allemal und taugt für die ein oder andere weitere Multiplayer-Partie und
einen Fortsetzungswunsch meinerseits. Und eine Fortsetzung hätte - mit Blick auf den Abspann - noch einiges mehr Potential,... dass
hoffentlich dann auch genutzt wird. Sehr ambitionierte:
|
|
Links:
Metakritik
|