Eigentlich sind noch genug aktuelle Titel in den 'Testlabors' *hust* unterwegs, aber weil
entweder noch nicht weit genug gespielt (Meinerseits) oder in Todesstarre verharrend (Andererseits)
gibt es für euch einen etwas 'anderen' Test.
Bzw. ein Testtagebuch zu einem mittlerweile 3 Jahre altem 'Spiel', das mich jetzt bereits
seit mehreren Wochen umzubringen versucht; getreu dem Motto "Sport ist Mord". Welches
ist: EA Sports Active 2 für Wii, mittlerweile günstig zu finden für ca. 20€ inkl.
Trainingsband, Bewegungssensoren und Pulsmesser.
Ausganssituation: Seit einem Muskelfaserriss in der linken Wade beim
Fußball vor 1,5 Jahren kann ich weder das Bein groß belasten (bzw. mit meinem
recht hohen Gewicht nicht mehr wie ein junges Reh durch den Wald springen) was
zusätzlich dazu geführt hat, das ich gut zugenommen habe. (Todesspirale!) Das
Ziel ist also ganz klar: Fit werden und Abnehmen! (Zumindest ein bisschen.) -
Kann das mit einer (der angeblich besten) Sportsoftware klappen? - DS_Nadine
Woche 1
Der Umfang in dem schönen Karton mit Kati Witt drauf, deren Namen ich kenne ohne eine Ahnung zu
haben was die eigentlich macht, ist beachtlich für den Rausramschpreis. Ein Gummilappen (aka Trainingsband,
das mit zwei Nylonschlaufen verknotet eine Art überlangen Expander formt),
ein Bewegungssensor am Klett-Stretchgürtel fürs rechte Bein, einer für den linken Arm der
obendrein über einen Pulsmesser verfügt, ein USB Stick (Bluetooth Dongle für die
Bewegungssensoren), Batterien und natürlich die Software mit allem Kladdatsch.
Ein Einführungsvideo zeigt wie die Sensoren angelegt werden sollen und gibt
einen ersten Überblick. Via Bluetooth verbunden bekomme ich die Sensoren aber erst
nach 30 Minuten und einer Google-Pause, trotz simpler ein Knopf Bedienung. Einen Knopf
drücken und einen Knopf gedrückt HALTEN ist doch ein Unterschied, den man in den 2
Tutorials oder dem Handbuch hätte erwähnen können. Ist das erledigt wird ein Profil
angelegt mit den eigenen körperlichen Gegebenheiten und ein Avatar erstellt.
Dann geht es aber los. Entschieden habe ich mich für den Hauptbestandteil des
Spiels, ein 9 Wochen Workout in 4 Tagen die Woche, sich in 3 Phasen steigernd, auf Easy.
Danach wird noch gewählt zwischen einem männlichen oder weiblichen Trainer, die beide aus
dem Sims2 Charaktereditor stammen könnten und angeblich andere Foki haben (stimmt bisher
nicht), bevor man sieht was einem bevor steht.
Einmal die volle Ausstattung, bitte!
Das wird im Vorhinein ziemlich explizit aufgeschlüsselt. Prozentuale Belastungen
der Körperregionen (änderbar) und im folgenden Schritt eine Aufzählung aller Übungen (mit
Deaktivierungsmöglichkeit). Fürs erste Workout sind ungefähr 25 Minuten sind prognostiziert
und ein Kalorienverbauch von ca. 210 kcal. Das gilt natürlich nur für mein Lebendgewicht um
die 3 Zentner, bei meiner Frau waren es gerade mal 70 kcal.
Und gut das die dabei war, denn die erste Sitzung ist nicht nur anstrengend, sie ist
auch mordslangweilig. Tutorial Videos vor jeder neuen, viel zu kurzen Übung (also ALLE beim
ersten Mal) erklären die korrekte Ausführung und Körperhaltung. Bei jeder zweiten Übung muss
das Flexband raus gekramt werden und die Ladezeiten erscheinen unnötig lang. Mit mehr Pause
als Bewegung kommt man nicht wirklich in Fahrt aber im Nachhinein Betrachtet ist das sehr gut
gewesen und es bleibt auch nicht so.
Zuerst wird ein Warmup gemacht mit ein paar Stretch Übungen, danach gibt es Übungen für
Kardio, Ober- und Unterkörper, und Rumpf. Sprich es wird mit dem Flexband einer der vielen
Zepse trainiert (Bizeps, Trizeps, Quadrizeps…), Kniebeugen gemacht und auf der Stelle gelaufen
und gesprungen. Neben normalen Übungen gibt es bereits erste kleine 'Spielchen'. Sparringsboxen
mit dem Trainer lädt zu allerlei wilden Schlägen ein und beim Mountainbike Parcours werden Kniebeugen,
Sprünge und Laufbewegungen für eine erfolgreiche Absolvierung benötigt.
Mach dem Trainer alles nach! - Er muss wohl 'Simon' heissen...
Immer dabei: Die Stimme des Trainers, der (fast) immer ein paar motivierende Worte parat
hat und einen auf typische Fehler beim Ausführen der Übungen hinweist. Mogeln ist natürlich möglich
aber wenn man die Übungen nach bestem Wissen und Gewissen absolvieren will, machen die
Bewegungssensoren gute Arbeit die Bemühungen zu erkennen und zählen brav mit ob ihr alles
genauso oft wie gewünscht gemacht habt.
Und kurz vor Ende der ersten Sitzung ist es dann passiert. Ein Sprung vom virtuellen
Mountainbike, Landung auf dem Fußballen, Belastung der linken Wade mit dem alten Muskelfaserriss -
ein stechender Schmerz - und ich fiel. Die abschließenden Cooldowns widerwillig noch gemacht und ab ins Bett.
Trotz Gehumpel an den Folgetagen habe ich 'vorsichtig' meine Übungen weiter gemacht und
nur 'leicht' betrogen. So stellte sich nach einer Woche schon der erste Wow-Effekt ein. Die
dauerhafte Belastung gepaart mit den Stretch Übungen zu Anfang und zu Ende verlängerten meine
Muskeln und nach der ersten Woche tat der Eineinhalb Jahre alte Schmerz durch Muskelfaserriss
trotz Belastung kaum noch weh(, und verschwand danach vollends). Motivation genug weiter zu
machen, und da kommt noch einiges... so viel, dass das wegfallen der Tutorial Videos fast schon
schade ist und die Ladezeiten plötzlich ruhig länger ausfallen dürften.
Woche 2 - 3
In den folgenden zwei Wochen bekommt man so gut wie alle Übungen beigebracht,
so dass bei späteren Sitzungen höchstens ein oder zwei Unbekannte dabei sind und den
Trainingsbetrieb aufhalten. Ebenfalls noch fast zwei Wochen dauert das Eingewöhnen an
die korrekte Positionierung der Bewegungssensoren. So sollte der Beinsensor nicht
komplett rechts an der Außenseite des Beines abstehen, um alle Winkel einfangen zu
können, der Pulsmesser nicht von Körperbehaarung blockiert werden und beide freilich
richtig herum getragen, damit auch wirklich alle Übungen korrekt erkannt werden.
Zumindest die, bei denen es überhaupt versucht wird. Dazu gehören nicht das
Warmup und das Cooldown sowie vereinzelte Übungen die, zumindest für die Wii, nicht
zu erfassen sind. So z.B. die 'Fußball Jonglage', in der es gilt den Ball von Fuß zu Fuß,
zu Knie, zu Rücken und Kopf zu wuchten, ohne das er den Boden berührt. - Da das ganze
aber mehr eine Geichgewichtsübung ist, könnte man sagen: Kippst Du um, hast Du versagt! ^_~
Ansonsten wird EA Sports Active 2 vor allem eines: Zunehmend anstrengender! -
Spielchen wie das 'Mountainboarding' setzen dem 'Mountainbiking' noch mal einen drauf,
da man nun nicht nur Rennen, Springen und Hocken muss um eine Strecke zu bewältigen,
sondern auch noch gewagte 180° Sprünge um die eigene Achse um an ein paar Schienen zu
grinden. Persönliche Hassübungen sind aber auf jeden Fall die 'Foot Fires' und 'Mountain Climbers'.
Bei ersteren gilt es in Zehntelsekundentakt die Füße abwechselnd vom Boden zu heben
(winzig kleine Sprünge quasi) und Letzteres ist eine Mischung aus Liegestützen nur
auf den Armen während die Beine wild über den Boden fuchteln. - Schon mal 3 Zentner gehoben?
Hätte ich das 'TV Shop' - Video vorher gesehen, hätte ich das 'Spiel' wohl nicht gekauft...
Das ist vermutlich auch die größte Schwäche des Programms. Denn obwohl das
Geschlecht, Alter, Gewicht und Herzrhythmus kontrolliert werden, sieht das '9-Wochen'
Trainingsprogramm immer gleich aus. Nur der geschätzte Kalorienverbrauch passt sich an.
- Ja es gibt ein individuelles Training und ja man kann den Fokus verschieben, aber
irgendwie fiele das für mich unter Selbstbetrug und im kompetitiven Wettstreit wäre es auch nicht messbar…
Immerhin ist das Training abwechslungsreich. So hat jede Einheit einen anderen
Fokus. Gehen manchmal bis zu 80% der Übungen auf meine Geschundenen Knie, kann es auch
sein das ein anderer Tag Schwerpunktmäßig den Oberkörper fordert. Das vorher aufgeschlüsselt
dargestellt zu bekommen sorgt bei mir manchmal für einen kalten Schauer auf dem Rücken,
manchmal aber auch für Erleichterung und Freude. Denn kompetitiv macht alles mehr Spaß
und meine Partnerin macht die Beinübungen ohne mit der Wimper zu zucken, während ich mit
meinen oberen Extremitäten dominiere.
Dieses abwechslungsreiche Training hat überraschenderweise vor allen Dingen einen
Effekt. Ich hatte an keinem Punkt Muskelkater. Man merkt das man was getan hat, auch am
Folgetag noch, aber man hat keine Schmerzen.
Ein bisschen Angst war nach 3 Wochen aber schon da, denn gerade als ich mich auch an die
unbequemen Übungen gewöhnt hatte, war Phase 1 des 9 Wochen Programms vorbei und ich war
gar nicht so erpicht darauf zu wissen was in Phase 2 so folgt...
Woche 4 - 6
Doch bevor die Ominöse 'Phase 2' (von 3) des 9-Wochen Workouts startet,
geht es erst mal in die Statistik. Denn am Anfang jeder Trainingswoche will euch EA Sports Active 2
auf die Waage stellen und einem kleinen Fitness-Test unterziehen. In dem wird das Herz in einer 2
Minuten Übung auf Hochtouren gebracht und dann in derselben Zeit bei einer gemächlichen Übung
geschaut wie schnell sich der Herzrhythmus wieder in normalen Gefilden einpendelt. - Ein Test
der bei mir, trotz langsam steigender Ausdauer, bislang zum schlechtest möglichen Ergebnis führt.
Nicht jede Woche sondern jeden Tag kann man übrigens Fragen rund um seine Ernährung,
Schlafrhythmus und Aktivitäten Außerhalb der Software beantworten, interessant für all diejenigen
die den kompletten Überblick haben wollen. - Dazu zähle ich mich allerdings nicht.
Also denn auf zu Phase 2! Selbige startet (wie später auch Phase 3) am ersten Tag ohne
merkliche unterschiede bevor es am zweiten Trainingstag anfängt aufzudrehen. Das bedeutet weniger,
dass jetzt die unmöglichsten Verrenkungen von einem verlangt werden, sondern dass einfach die
Dauer der Einzelübungen erhöht wird. Reichten vorher beispielweise 40 Seilchensprünge sind es
jetzt 60.
Zusätzlich gibt es immer mehr Kombinationsübungen. So werden aus Einzelübungen wie der
klassischen Kniebeuge und Kraftübungen mit dem Flexband gemeinsame Übungen geschustert. Zu
guter Letzt kommen tatsächlich ein paar wenige Verrenkungsübungen hinzu, die ich mir mit meinem
Elfenhaften Lebendgewicht sparen sollte.
Die Anfängliche Angst vor Phase 2 legte sich also relativ flott. EA Sports Active 2
steigert sich zwar schnell aber immer machbar. So ist man zwar am Ende immer gleich erschöpft
(und in meinem Fall triefnass) und sieht in dieser Hinsicht keinen Fortschritt, den gibt es dann
aber beim Blick auf den Kalorienzähler und die Uhr. Von anfangs etwas über 20 Minuten und ca. 200 kcal.
die mir noch alles abforderten, bin ich in der Mitte von Phase 2 beim doppelten Angekommen.
Die gemessene Zeit ist dabei aber nur ein Näherungswert, denn neben nicht mit einberechneten
Tutorial Videos und Ladezeiten, wird auch sonst die ein oder andere Erklärung während der Übung nicht
gezählt und Verschnaufpausen für ein Glas Wasser sowieso nicht. Reell dauert ein halbstündiges Workout
also gerne doppelt so lange.
Mal sehen was 'Phase 3' noch neues bringt, was die Waage am Ende der 9 Wochen sagt und was für
Optionen es nach dem "Game Over - Thanks for Playing!" noch so gibt.