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21. November 2012
Review
  PANDORA'S TOWER
  [ Nintendo Wii ]   

PANDORA'S TOWER Manchmal braucht es gar nicht viel: Eine Maid in Nöten, einen tapferen Recken und 13 Türme voller Monster die zwischen ihrem Glück stehen. Oder zumindest so ähnlich.

Pandora's Tower ist der dritte Rollenspielstreich der kurz vor ableben der Wii nach Europa geschwappt ist, neben Xenoblade Chronicles und The Last Story. Dabei fällt es dennoch ziemlich aus der Reihe, denn Pandora's Tower mutet eher wie das uneheliche Kind von Zelda und Shadow of the Colossus an, als wie ein klassisches RPG.

Während dem Erntefest passiert es. Als die junge Helena gerade freudestrahlend auf der Bühne singt und tanzt erscheint aus dem Nichts ein verfluchtes Stigmata auf ihrem Rücken. Es folgt eine Explosion, ein Monster(, das scheinbar aus Helena erwuchs) und ein Heidenchaos. Gut das ein Freund von ihr, ein Soldat eines eigentlich verfeindeten Volkes, zur Stelle ist sie nach dem Vorfall aus der Stadt zu schleusen. Dabei hatte er glücklicherweise die Hilfe einer alten kauzigen Dame, die mehr zu wissen scheint als sie zugibt und die beiden an das Ende der Welt führt. Denn nur dort wartet die einzige Möglichkeit Helenas Fluch zu brechen. Sie muss das Fleisch aller 12 Meister die in den 13 Türmen über der Narbe der Erde hausen, essen, denn sonst wird Sie unweigerlich selbst zum Monster.

Ein Fall für den Bausachverständigen....

So ist es nun also an euch, Held Aaron, diese 13 Türme zu bereisen, euch jeweils bis zum Endgegner vorzuarbeiten und Helena dessen Fleisch zu bringen.

Was simpel klingt ist tatsächlich auch schnell verinnerlicht. Es existieren keine Partys, keine Städte oder Landschaften die bereist werden wollen, sondern nur die genannten Türme und ein Observatorium, das ihr als euer Lager nutzt.

In diesem Lager könnt ihr aber nicht nur die obligatorischen Dinge wie ausruhen, speichern und Handeln/ Gegenstände aufwerten, sondern auch mit Helena reden, ihr Geschenke machen und um Gefallen bitten. So übersetzt Sie euch antike Schriften aus denen ihr mehr über die Welt erfahren könnt, erfahrt ebenso mehr über euch selbst und beobachtet wie Helena mit den Mitbringseln nach und nach euer Heim dekoriert. Viel wichtiger noch ist ihre Zuneigung zu euch, denn die ist nicht nur messbar, sondern entscheidet mitunter auch über eines der sechs Enden. Selbst wenn euch das Mädchen nicht interessiert - und das wird Sie, denn Mitleid und Aufopferung ist der Fokus des Spiels - solltet ihr regelmäßig nach Hause kommen. Denn während ihr unterwegs seid tickt die Uhr und Helena verwandelt sich nach und nach in ein Monster und muss ab und an zumindest normales Bestienfleisch verzehren, um die Verwandlung zu bremsen. Das fällt ihr übrigens nicht leicht, denn Sie ist nicht nur Vegetarierin aus Glaubensgründen; rohe noch pulsierende Herzen zu essen ist tatsächlich dezent ekelig.

Obwohl das Intro nicht einmal drei Minuten lang ist, ist das bedrückende Szenario, voller offener Fragen und Geheimnisse im Handumdrehen aufgebaut und leistet ganze Arbeit. Selten baut ein Spiel so schnell eine so starke Grundstimmung auf.
Die zieht sich auch durch die Dungeons, die die beiden wesentlichen Spielemente beherbergen. Rätseln und Kämpfen!

Hauptziel ist es freilich den Endboss zu besiegen der hinter einer zugeketteten Tür lauert. Hierzu muss nicht etwa der obligatorische Schlüssel gefunden werden, sondern das oder die Enden der Ketten, die sich durch den Turm ziehen, um die Verankerungen zu zerstören. Der Weg durch das Dungeon ist allerdings von zahlreichen Rätseln und Geschicklichkeitseinlagen gespickt die, totz ihrer Nähe zu einem Zelda, alle frisch und anders wirken.

Sie haben da eine Nudel!

Wichtigster Ausrüstungsgegenstand, neben eurer Hiebwaffe ist eure Kette, die ihr von der kauzigen alten Dame erhalten habt. Die dient euch einerseits als Greifhaken um euch über Abgründe zu schwingen, weit entfernte Objekte zu ergreifen, Schalter zu betätigen und vieles mehr; andererseits ist Sie das weitaus interessantere Kampf-Utensil. So könnt ihr ein oder beide Enden der Kette auswerfen, für eine Reihe von Effekten. Erste und wichtigste Attacke ist der ganz normale Auswurf der Kette auf einen Gegner, was dank Wiimote Pointer Funktion in Kombi mit einem extra Zoom und Zeitlupe leicht von der Hand geht, gefolgt von einem Reisser (durch schütteln der Wiimote) um sterbenden Gegnern ihr Fleisch zu entreissen. Ist der Gegner noch alles andere als tot kann die Kette aber auch gespannt und der Gegner so weiter eingeschnürt werden, für mehr Schaden. Ist ein Gegner bewaffnet, entreisst ihr ihm mit der Kette einfach sein Schwert; Ist ein Gegner zu schnell kettet ihr ihn mit Hilfe des zweiten Endes einfach an einen Gegenstand oder ein anderes Monster. Alternativ, zielt einfach mal auf sein Bein und zieht im selbiges Weg, oder fesselt ihn komplett und bearbeitet ihn dann mit dem Schwert, oder schleudert ihn einfach gegen eine Wand oder einen Abhang runter, oder, oder, oder...

Das alles ist schnell verstanden, variantenreich, geht unglaublich gut von der Hand und macht vor allem eines: Spaß! Denn wer sich bei 'festketten' eine gemächliche Aktion vorstellt, liegt falsch. Die Kette ist eher schon eine 'Schusswaffe', quasi eine Doppelläufige Simon Belmont-Peitsche auf Speed, und das meistern der einzelnen Attacken und so manche Rätsellösung sehr belohnend.

Typische Verabschiedung nach einem One-Night-Stand.

Selten fand ich die Wiimote und Nunchuck Steuerung passender als bei diesem Titel, da kann man auch mal über die technischen Einschränkungen hinwegsehen, die die Wii nun mal mit sich bringt. Im Verhältnis sind die Charaktere aber äußerst ansehnlich und denen von Xenoblade Chronicles Meilenweit überlegen, ebenso wie die Flair-versprühenden, bunten und illuster beleuchteten Dungeons weitaus ansprechender wirken als die Gegenstücke aus The Last Story. Lediglich die vereinzelten Rendersequenzen, die sich scheinbar der Ingame Models bedienen, hat man sogar auf PS1 schon mal besser gesehen. - Wirklich stören tut das aber nicht. Beim Sound gibt es nichts zu meckern, auch wenn die Musik sich anhört wie schon mal gehört. Kein Wunder, denn es wurde sich tatsächlich an existierender, klassischer Musik bedient. Passen tut es trotzdem, der Schwanensee bleibt ja auch für immer in meinem Hinterkopf als Soundtrack zu Loom. Die englische Sprachausgabe (Deutsche Untertitel) ist gelungen, Helenas leichter britischer Akzent ist in meinen Ohren sogar ungemein süß. Nur Lippensynchronität ist bei Neben-Dialogen leider nicht vorhanden.


Review
 | Das Beste zum Schluß!

Medal of Awesome So schnell und so gelungen hat mich seit Jahren kein Spiel mehr in seine Welt befördert. Dabei hat man am Anfang mehr Fragen als irgendetwas anderes, aber genau das treibt einen an. Das und das zu bemitleidende Mädchen, dem Tentakel anfangen aus der Schulter zu wachsen. Irgendwie steckt mehr hinter den Meistern der Türme und dem Fluch. Wieso sind es eigentlich 12 Meister in 13 Türmen? Wo kommen die eigentlich her und, hey verändert sich die kleine Helena nicht zusehends, um so öfter sie Fleisch von einem der Meister isst? - Ja, das erinnert an Shadow of the Colossus, genauso wie die Dungeons an Zelda erinnern, aber 'inspiriert' ist nicht 'kopiert' und die Mischung ist eh einzigartig. Das rätseln und kämpfen mit Aarons Kette geht dank Wiimote (Classic Controller wird unterstützt aber wird von mir nicht empfohlen) hervorragend von der Hand und nach einem arbeitssamen Tag im Dungeon 'nach Hause' zu kommen, wo Helena das Heimchen macht, alles nach heile Welt duftet und ihr ihr offerten machen könnt, ist ein gelungenes Kontrastprogramm. Das macht auch eine fehlende zu bereisende Welt und Städte vergessen. Dafür, dass man mit so wenig, bekannten Elementen etwas so frisches und mitreißendes kreieren kann, gibt es von mir die volle Punktzahl und - wesentlich seltener - unseren 'Medal of Awesome'-Award, für Spiele die Mal etwas 'anderes' probieren.

  -  DS_Nadine



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