Anstatt uns endlich Project Zero 4 zu geben, welches in Japan schon 2008 für die Wii
erschien, bringt Nintendo mit nicht wenig Trara den zweiten Teil als Neuauflage raus.
Als Wii-Spieler will man schon gar nicht mehr meckern über die späten Portierungen,
wobei die 10 Jahre Abstand zum Original hier wohl ein neuer Rekord sind.
Nach dem eher schwachen Experiment auf dem 3DS, kann es eigentlich ja nicht mehr
schlimmer werden. Oder etwa doch?
Die älteren von uns erinnern sich wohl noch. Project Zero 2 war bei seinem
Erscheinen auf der PS2 und der ersten Xbox eine ganz große Nummer und gilt bis heute
als Klassiker des gepflegten Grusel-Horrors. Besonders nachdem Resident Evil sich immer
mehr dem actionlastigen Klientel zuwandte und auch Silent Hill irgendwie nie mehr so
richtig an die frühen Erfolge anknüpfen konnte.
Rotkäppchen auf der Suche nach ihrer Mütze... |
Also geht's nochmal mit den Geschwistern Mio und Mayo auf in das verlorene Dorf.
Ein kurzweiliges Intro führt in die Geschichte ein und überlässt uns schon bald die Steuerung
der beiden Mädchen. Langsam geht's mit der Wii-Mote durch den Wald und hinein ins Dorf. Mit der
schnell gefundenen Kamera Obscura erwehren wir uns der Geister die diesen Menschenverlassenen Ort
heimsuchen. Die Kamera, eine Taschenlampe und eine ruhige Hand sind dabei alles was wir zur Verteidigung
haben. Minimalismus wie er in gepflegtem Grusel eben sein soll.
Die Animationen wurden deutlich aufgewertet und auch die Bewegungssteuerung läuft angenehm präzise,
und das ohne MotionPlus. Ansonsten bleibt erst mal alles beim Alten. Die Geschichte, das Dorf, selbst
die platzierten Items, alles ist noch genau wie früher. Lediglich eine neue Synchro wurde neben den obigen
Änderungen spendiert, allerdings begeistert die weit weniger. Nach kurzer Zeit wird das Genuschel der Mädchen
weniger beachtet als die Untertitel. Immerhin passt es zur stillen und immer noch äußerst überzeugenden Soundkulisse des Titels.
Und nicht nur die Soundkulisse, die gesamte Atmosphäre hat sich über die Jahre
überraschend gut gehalten. Sicherlich trägt die dunkle Optik einen Teil dazu bei.
Aber es sind auch sehr viele kleine Details, die zeigen, mit wie viel Überlegung
und Taktgefühl man an die Überarbeitung gegangen ist.
So präzise und akkurat die Steuerung auch ist, sobald es auf Geisterjagd geht,
wird die Steuerung träger und etwas schwerfälliger, als würden wir wirklich diesen
sperrigen Kasten von Kamera in der Hand halten. Wer eine schnelle und akkurate
Steuerung erwartet, sollte sich eher einen actionlastigeren Horrortitel suchen.
Beim einsammeln von Items geht einem die leise ansteigende Musik mit ihrer
Drohkulisse zwar manchmal auf die Nerven, dennoch weiß man nie ob nun nicht doch
eine Geisterhand erscheint die uns packen will. Schlicht aber funktional.
Die Motten in der Umgebung sind ziemlich persistent! |
Im Kampf, wenn man es so nennen mag, hat sich nichts geändert. Nur mit der Kamera
können wir die immer wieder erscheinenden Geister bekämpfen, oder auch unsichtbare
Hinweise sichtbar machen. Wir sammeln verschiedene Filme für die Kamera ein, einige
sind stärker, einige schwächer, neue Objektive mit Zusatzfunktionen und versuchen
beide möglichst effektiv und sparsam einzusetzen. Zusätzlich gibt es kleine Kristalle
die als eine Art Seelenanrufbeantworter fungieren und uns Nachrichten der Geister
hinterlassen. Überhaupt muss man stets Augen und Ohren offenhalten um wirklich alle Hinweise zu finden.
Obwohl die Story vielen wohl schon bekannt ist, funktioniert sie auch nach all
den Jahren noch genauso gut. Alte Tagebuchseiten, hinterlassene Habseligkeiten,
kurzzeitig auftauchende Geister mit Ratschlägen... wer flink und aufmerksam ist
kann sehr viele Schnipsel rund um die Hintergrundgeschichte zusammentragen.
Gerade die Geistererscheinungen fordern mehr noch als im Kampf eine schnelle
Reaktion. Wer zu spät auf den Auslöser drückt, hat seine Chance vertan.
Das ist einerseits ärgerlich, andererseits geht das Spiel dennoch weiter.
Nur fragt man sich, was man gerade an Informationen verpasst hat.
Ich rüste die Kamera auf mit... einem Raketenwerfer! |
Achso. Es gibt einen Minispielmodus und eine Verknüpfung zum 3DS Spiel Spirit Camera.
Aber das Minispiel gruselt nach dem Hauptspiel kein bisschen und die 3DS-Verknüpfung
bessert weder Spirit Camera auf, noch bringt es für Project Zero 2 wirklich etwas. Mehr
muss man über diese beiden Features nicht sagen.
Und was soll man nun von diesem Spiel halten?
Eigentlich... ist es nur eine Neuauflage... kennt man die Geschichte schon... ist die Grafik nicht mehr zeitgemäß...
Dennoch fühlt es sich nach viel mehr als diesen kleinen, für sich eher schwachen,
Teilen an. Project Zero 2 Wii Edition ist die Erinnerung an einen bisher zu wenig bekannten Klassiker
und daran, was ein gutes, kluges und geschickt erzähltes Horrorspiel ausmacht. Natürlich hat Nintendo es
auch im Hinblick auf den WiiU-Start gerade jetzt veröffentlicht. Doch auch die Konkurrenzsysteme sollten
noch einmal überlegen was wirklich für ein gutes Spiel wichtig ist.
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