Ich erinnere mich noch genau an unsere erste Begegnung. Es war Gamescom, so wie diese Woche,
und ich kam gerade aus einem Würfel raus wo etwas viel zu kurz präsentiert wurde, gemessen an
der Zeit die man anstehen musste. Da stand ich also, schief gegenüber dem Capcom Stand wo zwei
Konsolen-Kioske völlig unbeachtet ihren Dienst verrichteten. Ich musste eh noch auf meine
Kollegen warten, also schlenderte ich rüber und schaute mir einmal an was dort so uninteressant
ist. - So trafen wir uns, Dragon's Dogma und ich.
Was dann folgte ähnelt sehr der mittlerweile längst erschienenen Demo. Auf einem offenen
Feld griff ich mit meinen Mitstreitern ein größeres Monster an. Dabei hagelte es nicht nur eine
Unzahl ansehnlicher und sich gut anfühlender Attacken, sondern es machte sich auch ein Gefühl
von Größe breit. Die Größe der Gegner das ist. Den der Feind steckt nicht einfach unnatürlich
viel Schaden ein wie ein typischer Endgegner, sondern er will festgehalten und erklommen werden.
Sich an dem fliegenden Greif der Demo festzukrallen während man versucht auf ihn einzustechen
vermittelt bei einem Sieg ein viel befriedigerenderes Gefühl bei, als sich durch hunderte Gegner
zu sensen; ohne dass der Gegner selbst zu einem Level verkommt wie in Shadow of the Colossus.
Mittlerweile ist das Geschichte und das finale Spiel auf dem Markt.
Wohlwissend dass das Kampfsystem grandios ist schnappe ich also zu als das Testmuster
kursierte, ohne zu wissen worum es geht oder wie das Spiel überhaupt aufgebaut ist. Da
habe ich mich wohlwissend nicht spoilern lassen... ob das eine weise Entscheidung war
lest ihr in den folgenden Zeilen.
Also los geht's. Eher untypisch in einem japanischen RPG macht ihr euch euren,
je nach Belieben männlichen oder weiblichen, Charakter selber. Dabei kann man nicht nur
sein Gesicht anpassen (Hallo Skyrim, Mass Effect und Co.) sondern auch seine Statur,
Proportionen (Halbaffen mit Armen bis zu den Knien sind problemlos möglich) und Körperhaltung.
Übrigens nicht nur vom Helden sondern auch von seinem persönlichen Vasallen, doch dazu später mehr.
Die Geschichte startet einfach genug. Ein Drache feiert Polterabend in eurem
Fischerdorf und dumm wie ihr seid greift ihr das riesige Ungetüm mit einem herumliegenden Schwert an.
Wie zu erwarten habt ihr keine Schnitte gegen den Lindwurm, der euch mit einem Klaps umhaut. Weil ihr
aber so unglaublich große Eier(-stöcke) bewiesen habt, schneidet er als Anerkennung eure Brust auf
und mampft euer Herz...
...und schenkt euch so scheinbar ewiges Leben, wie ihr feststellt als ihr danach mit einem ziemlich
flachen Puls wieder zu euch kommt! Also flugs ein paar Waffen umgeschnallt und sich auf den
Weg gemacht den Drachen zu suchen, das Mysterium zu klären und dabei einen Haufen auftauchender,
euch gehorsamer Vasallen ins Feindgemenge zu komplementieren. Einen ganz persönlichen, den ihr
selbst gebaut habt, sowie weitere von Mitspielern rund um die Welt.
Streift ihr durch die Gegend fällt euch so manches auf, negativ wie positiv. Flackernde
Schatten stören das Auge, genauso wie viel zu späte Draw-Ins von manchen NPCs und Umgebung.
Ansonsten gefällt die Grafik von Dragons Dogma ungemein.
Zwar sind die Dialoganimationen (im Vergleich zu den Kämpfen) ungemein hampelig und
würden prima in einen Gothic Teil passen, der Grafikstil im gesamten vermittelt aber -
mit Verzicht auf unnötige BumpMapping Glanz Effekte - eine mittelalterliche Dreckkruste auf
Umgebung und eurer Haut, wie kein andres Spiel. Fast alles wirkt rauh und schmutzig, und das
ganz gewollt. Immerhin ist es auch keine nette Welt in die ihr da geworfen werdet.
Denn die Feinde sind zahlreich, dicht beieinander und vor allen Dingen ungemein fordernd.
Ein kleines Wolfsrudel kann schon das aus für eure illustre Gruppe bedeuten, da heißt es eine gute
Mischung an Vasallen zusammenstellen, sich taktisch klug verhalten und vor allen Dingen häufig
speichern. Es empfiehlt sich zudem immer bei Tag zu reisen, denn im dunklen sieht man auch mit Lampe
annähernd gar nichts und allerlei Freaks verlassen das Haus.
Die Erkundung eurer Umgebung ist weder JRPG-typisch linear noch vogelfrei wie in einem Elder Scrolls-Spiel.
Vielmehr durchspannt die Karte ein sich immer weiter verteilendes Netz an Pfaden und Arealen die ihr
frei abklappern dürft. Die Bergketten oder Vegetation die dann hier und da euren Weg einschränken
haben den Vorteil, dass eure Begleiter immer wissen in welche Richtung ihr marschiert und euch mit
allerlei Infos versorgen können. Denn eure Vasallen sind nicht stumm, im Gegenteil.
Sie geben Tipps zu Missionen, Arealen und Gegnern in eurer Umgebung. Selbst eine kleine
Geschichtsstunde ist hier und dort mal drin. Blöd nur wenn die Dialogfetzen jedes Mal an
genau der gleichen Stelle ausgelöst werden oder ein ganzer Monolog rückwärts läuft, wenn
man merkt das man sich in einem Dungeon verhoben hat und den Rückzug antritt.
The princess is in another castle... hoffe ich, ansonsten darf er sie behalten! |
Das erkunden der Welt selbst gestaltet sich unterschiedlich Spaßig, je nachdem welcher Typ Spieler
man ist. Abseits der Hauptquest besteht ein Großteil der Aufgaben aus 'Töte eine bestimmte Anzahl
eines Gegnertyps' - Missionen. Das macht schon noch Spaß, da das Kampfsystem gut ist und die Kämpfe
fordernd, etwas mehr Einfallsreichtum wäre aber schön gewesen. Ein paar dieser Missionen sollte man
dann aber dennoch abschließen, denn sonst wird Dragon's Dogma etwas zu fordernd. Abhilfe schaffen da
natürlich auch angeworbene Vasallen höherer Stufe (was euch Erfahrungspunkte kostet) oder ein gutes
Micro-Management an Tränken, Ausrüstung und Fähigkeiten. Hier werden alte Rollenspielhasen ihre
Freude haben, denn so eingängig das Skill System ist (3 frei belegbare Spezialattacken für
jede eurer 2 Waffen und diverse passive Fertigkeiten) so verschwurbelt ist das Ausrüstungsmenü.
Wo sonst muss man unter den Charakteren noch Ausrüstung tauschen und jeden Charakter einzeln
wählen beim Verkauf von Items.
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