Wahrlich es ist Sommerflaute, aber so wenig bedeutende Spiele kamen die letzten
Wochen dann doch nicht. Wenn der ein oder andere große Titel fehlte, kann es
einfach nur daran liegen das der Tester gerade sein Leben umkrempelt oder das
Spiel doof war... oder beides.
Ein Spiel auf meinem 'Pile of Shame', auf das ich seit Ankündigung eigentlich
höchst antizipiert gewartet habe ist Kid Icarus Uprising. Nicht etwa weil es der erste
Kid Icarus Teil seit den Ur-GameBoy Zeiten ist, nein weil es auf den ersten Präsentationen
grafisch beeindruckte und die Flug- und Schusspassagen frappierend an Arcade-Lieblinge wie
After Burner oder Space Harrier erinnerten.
Dabei steckt in Kid Icarus mehr, viel mehr. Kid Icarus Uprising
ist die eierlegende Wollmilchsau der Spieloptionen und des Umfanges,... nicht nur
Softwareseitig. So kommt Kid Icarus Uprising in einem stattlichen Karton daher.
In dem finden sich, neben dem Spiel, ein paar AR Karten und ein Ständer für euren 3DS. - Was es
mit letzteren auf sich hat, dazu später. - Worum geht es eigentlich?
Medusa ist aus dem Hades ausgebrochen und bedroht die Erde und ihr steuert Engel
Pit der, im Auftrag Göttin Palutenas, das Böse wieder in seine Schranken verweisen soll.
Dabei teilt sich das Spiel in zwei Phasen. Zuerst fliegt man zu seinem Zielort und
zwar auf einer vorgegebenen Flugbahn, die so beeindruckend ist, dass jede einzelne
von Ihnen in einem Themenpark-Kino laufen könnte. Während die Umgebung selbstständig
an einem vorbei zischt, steuert man Pit (mit dem Stick) um Gegnern auszuweichen und
sein Fadenkreuz (via Stylus) um diese aufs Korn zu nehmen. Wer After Burner kennt,
weiß wie es sich in etwa spielt.
Nach ein paar Minuten ist diese Sequenz beendet, denn länger halten Pits von Palutenas
angezauberte Flügel nicht - Pit kann als einziger Engel nicht fliegen - und es geht in
Phase zwei zu Fuß weiter. Das funktioniert im Grunde genommen Ähnlich wie die Flugsequenz,
nur kann man sich jetzt frei Bewegen. Pit steuert man wie gehabt mit dem Stick, sein
Schussfeld mit dem Stylus und die hinzugekommene Kamera... auch mit dem Stylus. Macht
man eine Wisch-Bewegung rotiert die Kamera in die gewünschte Richtung und hält wieder an,
sobald man den Stylus wieder aufsetzt um zu zielen. Das ist erlernbar aber Intuitivität und
Feinkontrolle geht anders. Nett aber trotzdem doof, dass das Circle Pad Pro zwar unterstützt
wird aber der rechte Analogstick nur den linken spiegelt, um das Ganze für Linkshänder leichter
zu machen. Es gibt zwar auch noch diverse andere Steuerungsmöglichkeiten, aber Nintendo hat mit
erstgenannter die Beste tatsächlich schon standardmäßig ausgewählt.
Da beide Hände mit Stick, Schultertaste und Stylus okkupiert sind,
werden andere Aktionen über das Touchpad aktiviert. So kann Pit ein paar
Aktionen dort festlegen, die ihn im Laufe des Gefechtes weiterbringen.
Macht eine alles vernichtende Explosion dort Sinn und geht gut von der Hand,
ist es eher befremdlich dort die Sonderfertigkeit 'Springen' hinzulegen um Jump'n
Run mäßige Abgründe überwinden zu können. Noch befremdlicher, wenn die Anzahl
der Sprünge begrenzt ist (WTF?!) und der Bereich, den man mit dem Stylus treffen muss,
viel zu klein ist um ihn in der Hitze des Moments zu treffen.
...wie auch am Boden. Alleine... |
Da man nur eine Hand am 3DS hat, fällt das gerade halten schwer. Viel zu
oft verreißt der äußerst ansehnliche 3D Effekt und die Hand schmerzt
bereits nach wenigen Minuten. Abhilfe schafft da der eingangs erwähnte
Ständer. Stellt man den 3DS darauf ab sind die meisten Probleme nach einer
Zeit gegessen. Dann funktioniert nach und nach die Steuerung, der 3D
Effekt - der teils auch spielerisch genutzt wird - entfacht seine volle
Wirkung und wer auch noch Kopfhörer oder direkt die Stereoanlage anschließt
wird Ohrenzeuge eines grandiosen Soundtracks und durchgängig nebenbei
laufenden, vor (Insider-) Witzen strotzenden Dialogen.
Doch Kid Icarus Uprising kann mehr, viel mehr. So kann man Pit nicht nur vielfältig
ausrüsten und somit verbessern, sondern auch die dafür notwendigen Herzen
darauf wetten ein Level auf einer höheren Schwierigkeit abzuschließen, was
sogar neue Abschnitte im Level selbst frei schaltet. Alternativ gibt man
Erfahrungsherzchen aus, um ein Level einfacher zu machen. Zusätzlich warten
diverse 3 gegen 3 Internet-Mehrspielermodi auf einen, die sammelbaren AR-Karten
erwache vor der Kamera zum leben und kämpfen gegeneinander und, und, und...
| Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt. |
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Kid Icarus Uprising ist für mich ein ganz trauriges Stück Videospielgeschichte.
Der beeindruckendste 3D Effekt des Systems, gepaart mit viel Umfang, Witz und Charme (auf englisch, es sei denn man hat ein
drittes Auge um auf dem unteren Screen die Untertitel lesen zu können) und so viel Allerlei Drumherum, dass
es eine Freude ist. Doch am Ende einer (kurzen, weil doch aufgrund des ganzen
grafischen Tamtams recht anstrengenden) Spielsitzung blieb immer das Gefühl, dass der Umfang nur
vom Kernproblem ablenken soll: Der Steuerung. - Der Ständer hilft dort zwar enorm, aber die
Bereitschaft ein mobiles Spiel an einem Tisch zu spielen, in einer festen Haltung, muss man erst
mal aufbringen. Für Bus- und Bahnfahrten ist Kid Icarus nicht geeignet und auch auf meinen liebsten
Örtlichkeiten (Klo & Bett) nicht zu gebrauchen.
Wer ein beeindruckendes, witziges, abendfüllendes Erlebnis will und sich gerne die Zeit
nimmt sich in eine Steuerung einzufinden und das ein Handheld-Spiel gänzlich unmobil am heimischen
Küchentisch zu spielen gebe für sich selber die volle Punktzahl. Ich will das nicht!
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