Lange haben klassische Autorennspiele die Konsolenwelt dominiert. Vorbei schienen die
Zeiten von Carmageddon und Co. Nun hat sich David Jaffe, der Schöpfer von God of War eines
Klassikers des Genres angenommen, um mit Twisted Metal Zerstörungsorgien auf vier Rädern auf
der PS3 wiederzubeleben. Dreht man mit Fokus auf die besten Zeiten und dem Kampf um
Zehntel-Sekunden sonst seine Runden auf Rennstrecken, lässt sich das Spielprinzip von
Twisted Metal auf folgenden Punkt bringen: Survival of the Fittest.
Bis an die Zähne bewaffnet gilt es, seine Gegner von der (virtuellen) Landkarte zu
bomben, schießen, rammen oder was das gewählte Vehikel sonst so hergibt.
Eine der zahlreichen Realfilm-Zwischensequenzen, die nichts für Prosoponophobiker ist. |
Insofern ist eine Rahmenhandlung nicht wirklich nötig, hier aber stimmig in Szene gesetzt.
Kurze Geschichten der Kampagne und deren Protagonisten (alte Bekannte wie Sweet Tooth,
Dollface oder Mr. Grimm) werden als Realfilme in Zwischensequenzen erzählt und reihen
sich ästhetisch und stilistisch locker zwischen B-Movies des Grindhouse-Kinos und den
Regiewerken Rob Zombies ein. Gerade bei der Startsequenz, in der es um Psycho-Clown
Sweet Tooth (natürlich mit flammenden Kopf) und seine weiblichen Meuchelopfer, bzw.
Ziele geht, dürfte für Coulrophobiker ein Alptraum sein. Wer schon 'Es' nicht ertragen
kann oder hysterische Schreikrämpfe wegen Ronald McDonald bekommt, sei hiermit gewarnt,
Kinder sowieso (was man ohnehin an der Alterfreigabe sieht). Passend zur Optik präsentiert
sich auch der Soundtrack, der vor allem Metal-Fans das Herz aufgehen lassen dürfte und eben
auch mit Rob Zombie seinen Einstieg feiert.
Cineastisch hat sich Rob Zombie nicht nur seiner eigenen Ideen
wie 'Haus der 1.000 Leichen' oder 'The Devil´s Rejects' angenommen,
sondern auch mit seinem Remake 'Halloween' einen von modernen, harten
und vor allem temporeichen Neuanstrich verpasst. Nun stellt sich die
Frage, ob mit Twisted Metal die Wiederbelebung des Genres des Car-Combats
ähnlich erfolgreich verlaufen ist.
Um es vorwegzunehmen und das Phrasenschwein zu füttern: Wo viel Licht
ist, fällt auch viel Schatten.
Im Zentrum des Spielgeschehens stehen die Autoschlachten. Wobei 'Auto' untertrieben
ist, denn man hat die Wahl aus zahlreichen Vehikeln, wozu neben dem Eiswagen von Sweet
Tooth, Ami-Bolliden, anderen Sportwagen oder LKWs auch ein Hubschrauber oder Motorrad
gehört. Jedes dieser Fortbewegungsmittel hat seine individuellen Stärken und Schwächen.
So muss man abwägen, ob einem die Wendigkeit, die Panzerung oder die Bewaffnung
wichtiger ist und danach seine Auswahl samt Primär- und Sekundärwaffe treffen.
Zwei Waffensysteme deuten es bereits an: Die Steuerung hat es in sich. Böse Zungen
behaupten auch, dass die Steuerung gar umständlich sei. Tatsache ist jedoch, dass
man Zeit einplanen sollte, sie zu erlernen. Ansonsten sind sind schon deswegen
Frustmomente vorprogrammiert, weil man im Eifer des Gefechts nicht den richtigen
Knopf findet. Auch so etwas wie realistische Fahrphysik sucht man natürlich vergeblich,
was aber durchaus gewollt ist. Allein durch die Möglichkeit per Tastenkombination
zu springen, fühlt sich das Gameplay eher wie ein 3D-Jump´n´Run mit schwerer
Bewaffnung oder die Symbiose aus 3rd-Person-Shooter und Autorennen an.
Wie bereits oben erwähnt gehören innerhalb der Kampagne Deathmatches zum
zentralen Spielelement. Allerdings haben es die Entwickler geschafft, dem Ganzen
auch frische Spielelemente hinzuzufügen: So gibt es den künstlichen Käfig, der
durch Lichtschranken angezeigt wird. Als Spieler hat man innerhalb dieses Areals
zu bleiben, da man sonst wertvolle Lebensenergie verliert. Gemein nur, dass die
Position dieses 'Käfigs' in willkürlichen Abständen wechselt und man ihn so schnell
wie möglich wieder aufsuchen sollte, um seine Lebensleiste nicht zu sehr zu belasten.
Wie man sehen kann, legt man nicht nur die Vehikel der Gegner in Schutt und Asche. |
Neben fiesen Endgegnern ist auch der sogenannte Juggernaut ist ein Konzept,
das dem Spieler das Leben schwer macht. Ein Truck der durch das Areal fährt
und in regelmäßigen Abständen neue Gegner ins Spiel 'schmeißt'. Kommt man
da mit der Zerstörung nicht zügig genug nach, ist die Situation schnell aussichtslos.
Das sind Frustmomente, mit denen man sich bei Twisted Metal von Anfang an auseinandersetzen
muss. Für einen durchwachsenen, weil schwankenden Schwierigkeitsgrad steht
symbolisch schon, dass der Jeder-gegen-jeden-Gedanke im Einzelspielermodus
vermeintlich nicht aufgeht. Man wird das Gefühl nicht los, dass sich sämtliche
Gegner allein auf den Spieler stürzen, was so manche Runde vorschnell enden
lässt. Um dem zu entgehen, sind in der Map neben Waffen auch Gesundheitpunkte
platziert, die es aufzusammeln gilt. Alternativ kann man sich auch zu seiner
Garage bewegen, um dort das Fahrzeug zu wechseln oder man regeneriert seine
komplette Gesundheit, indem man nach den durch das Spielfeld fahrenden
Gesundheitstrucks Ausschau hält und über deren Laderampen brettert.
'Fein'-Tuning, über das sich jeder Dekra-Prüfer freut. |
Grafisch ist Twisted Metal keine Offenbarung. Das fällt aber im Eifer des Gefechts nicht
weiter ins Gewicht. Selbst im größten Chaos läuft das Spiel flüssig und somit wurde eine
weise Entscheidung zugunsten des Gameplays getroffen. Und mit dem im positiven Sinne gemeinten
Chaos sind bei weitem nicht nur die zahlreichen Gegner gemeint. Die abwechslungsreich gestalteten
Schlachtfelder (u.a. ein Freizeitpark, eine Kleinstadt samt Baseballstadion und
Einkaufszentrum oder eine sich ständig ändernde, futuristische Arena) lassen sich
weitesgehend frei befahren und vor allem in Schutt und Asche legen. Immer wieder
findet man Einfahrten, die zum Beispiel bis auf das Dach eines Hochhauses führen oder
Abkürzungen bieten. Zu Entdecken gibt es abseits des Gefechts also auch.
| Mario Kart für Erwachsene |
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Twisted Metal ist sehr kurzweilig - und das im doppelten Wortsinn. Die Gefechte
bereiten Anfangs viel Spaß, sofern man sich in die komplizierte Steuerung eingefunden hat.
Allerdings verliert sich das trotz abwechslungsreicher Arenen relativ schnell im Verlaufe
des Einzelspielermodus.
Ein Spiel wie Twisted Metal ist prädestiniert für den Mehrspielermodus. Die
Weichen für ein Online-Erlebnis sind mit weiteren Spielvarianten, gekrönt durch
den Nuke-Modus, bei dem man den Teamführer der gegnerischen Truppe entführen muss,
durchaus gelegt. Allerdings mindern Netzwerkprobleme (man benötigt übrigens
einen Online-Pass, der nur einmalig verwendbar ist) die Lust, sich in die Turniere zu stürzen.
Sehr schade ist es auch, dass es einem Interview mit David Jaffe bei ign.com zufolge
wohl keine DLCs geben wird. Weitere Arenen und andere Add-ons wären ja durchaus ein
adäquates Mittel, eine Fangemeinde zu binden. Man wird sehen, was sich diesbezüglich
vielleicht doch noch tut.
So spielt Twisted Metal eine andere ganz große Trumpfkarte aus: Lokal am
Splitscreen kann man sich mit bis zu vier Spielern bekämpfen oder sich kooperativ
miteinander ins Gefecht stürzen. Wer einmal Mario Kart gegen seine Freunde gespielt
hat, weiß welch diebischen Spaß das macht. Dem steht Twisted Metal in nichts nach,
außer der Jugendfreigabe.
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