Es gibt Videospiele, die eignen sich hervorragend dazu seine angestauten Aggressionen und Frustrationen im Alltag loszuwerden. Man kann metzeln, meucheln, erschießen und seine Gegner mit einem Riesendildo zu Brei kloppen.
Aber es geht auch anders…
Die Hamburger Spieleschmiede Daedalic Entertainment (Harveys neue Augen, Deponia) präsentiert Botanicula, ein Point&Click-Adventure von Amanita Design, die schon Perlen wie Machinarium oder Samorost auf die Spielewelt losgelassen haben.
Die Story von Botanicula klingt erst mal nicht besonders spektakulär.
Eine fünfköpfige Heldentruppe zieht los, um das Böse zu bekämpfen. Das ist nichts, was man nicht schon hundertmal gehört hätte. Wenn da nicht das kuriose Setting wäre...
Im Gegensatz zum eher metallenen Schauplatz von Machinarium, spielt Botanicula in einer organischen Pflanzenwelt, genauer gesagt auf einem uralten Baum.
Fühlt Ihr Euch auch leicht beobachtet? Keine Sorge, sie wollen nur spielen! |
Dieser Baum wird von unheimlichen spinnenartigen Kreaturen befallen, die ihm die Lebenskraft aussaugen. Zum Glück gibt es noch die fünf kleinen Baumwesen, die die letzte Saat ihres Baums besitzen und vor den bösen Parasiten in Sicherheit bringen wollen, damit sie eine neue Heimat aufbauen können.
Während Ihrer Reise hinab in die Erde begegnen die fünf Abenteurer vielen anderen skurrilen Baumbewohnern und müssen allerhand Rätsel lösen. Dabei können die fünf Baumwesen ihre individuellen Fähigkeiten einsetzen, so kann z.B. der geflügelte Gefährte fliegen, während sein stäbchenförmiger Freund seine Äste ausfahren kann.
Die Lösung der Rätsel passiert dabei eher durch intuitives Klicken als durch streng logisches Kombinieren. Man weiß nie, was genau passieren wird, wenn man etwas anklickt. Und schon befindet man sich auf audiovisueller Entdeckungsreise.
Hierbei entfaltet das Spiel seine größten Stärken. Sowohl Musik als auch Grafik sind atemberaubend schön. Das exotische Character Design der einzelnen Baumbewohner passt perfekt zu ihrer surrealen Umgebung, die unter Einfluss von halluzinogenen Rauschmitteln entstanden sein könnte. Das instinktive Klicken des Spielers wird immer wieder mit fantasievollen Animationen belohnt. Zudem verzichtet Botanicula komplett auf Sprache. Dabei kommen das sehr gelungene und originelle Sounddesign und die atmosphärische Musik zum Einsatz. Diese stammt von der tschechischen Alternative-Band DVA, die es geschafft haben die naiv-schräge Stimmung des Spiels durch einen dichten Klangteppich zu unterstützen und Musik selbst als wichtiges Element im Spielverlauf zu integrieren.
Von Mama Kastanie lässt man sich doch immer gern bekochen. |
Botanicula ist sehr auf die Neugier seiner Spieler angewiesen. Die Hauptmotivation des Spiels liegt dabei in seiner Entdeckung. Abhängig vom Forschungsdrang des Spielers kann sich der intuitive Ansatz des Spiels aber auch als Schwachstelle herausstellen. Wenn man jedes einzelne Blättchen im Bildschirm anklicken muss, damit man endlich weiterkommt, wünscht man sich schon mal seine Fähigkeit der logischen Kombinationsgabe endlich wieder einsetzen zu können.
Doch auch wenn das Gameplay sich wiederholt und man immer wieder eine bestimmte Anzahl an Federn, Schlüssel oder Ähnliches finden muss, so wird man durch jede Menge singende Frösche, tanzende Käfer und knatschigen Kastanien entschädigt.
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