Das Adventure ist nicht tot, es war auch nie tot. Wie Ron Gilbert, der Kopf hinter
Monkey Island, sagte: Die Zielgruppe ist lediglich gleich groß geblieben, wohingegen
sich andere beliebtere Genres aufgetan haben die einfach ein wesentlich größeres
Publikum bedienen und deswegen mehr Budget haben, das ein Adventure nicht mehr einspielen
könnte. Womit Adventures auch technisch weit hinten anstehen müssten und weniger grafische Opulenz bieten.
Anders Tim Schafer, Schöpfer von Grim Fandango: 'Adventure Spiele existieren nur
noch in Träumen und Mythen,... und in Deutschland!' Und das nicht zuletzt dank den guten
Leuten von Daedlic. Und die haben nach spielerisch großartigen Adventures wie Edna bricht
aus jetzt auch an der HD-Schraube gedreht.
Eine vollkommen sichere Kronstruktion! |
Unser Steuerbarer Held hört auf den Namen Rufus.
Wobei 'Held' ziemlich hoch gegriffen ist, denn an sich ist er das
Gegenteil eines selbstlosen Strahlemanns. Denn Rufus denkt zu erst einmal
an sich selbst und dann lange Zeit an Niemanden und wenn doch dann nicht in
guten Sinne. Das beruht auf Gegenseitigkeit mit seinen Mitmenschen, denn
Rufus ist ein Träumer der eh zu nichts zu gebrauchen ist. Sein größter Traum
ist es nach Elysium zu Gelangen, einer schwebenden Stadt, die ihren Müll auf
die Erde unter sich entleert. Ein Haufen Müll der die Menschen auf der Erde
nährt und auf der Rufus zu Hause ist. Kein Wunder also das er weg will! Vielleicht
ist er ja doch kein Träumer, sondern nur noch nicht so im Trott gefangen wie seine Mitmenschen.
Wer sich aufgrund des Szenarios gerade an Battle Angel Alita erinnert fühlt,
irrt gewaltig. Rufus Müllsiedlung ist bunt, hell und freundlich und alle Charaktere zwar auf ihre
Art und weise Schrullig und Verschroben, aber liebenswert. Am liebsten möchte man ganz
eintauchen - was natürlich nicht geht - aber die in einem Adventure Spiel nie gesehene,
atemberaubend schöne HD-Grafik ist schon mal ein erster guter Schritt. Die nimmt aber auch einiges
an Speicherplatz in eurer Grafikkarte in Beschlag, 512MB sollte die schon haben. Nicht wirklich viel
für passionierte Spieler, aber halt unerwartet für ein Genre das sich vorher technisch kaum weiterentwickelt hat.
Genauso schrullig wie die Charaktere ist auch so manches Rätsel, dabei wendet Deponia alle
Regeln der Adventurekunst an, bei denen man ganz schnell merkt was einem Telltale-Spiel so
alles fehlt. Tatsächlich startet Deponia mit nicht weniger als einem Tutorial, etwas dass ich
persönlich noch in keinem Adventure Spiel gesehen habe und das böse Vorahnungen weckte - die glücklicherweise komplett
unbegründet waren. Denn schnell geht es im Spiel weiter von Ein-Raum Arealen voller Rätsel zum Eingewöhnen
bis hinaus in die komplette Umgebung. Genannter Kunstgriff der den kleinen Telltale-Spielen fehlt ist
hierbei das Vorhandensein mehrer Aufgaben und Rätselketten gleichzeitig. Das ist natürlich nichts neues,
aber gerät zunehmend in Vergessenheit zu Gunsten geradlinigen Spielfortschritts. So ist Deponia
teilweise alles andere als einfach, aber die Möglichkeit einfach mal einen anderen Knobelfaden
aufzugreifen vermeidet Frust, sich in ein Problem zu verrennen und liefert Erfolge. Das und die
teils humorigen Rätsel-Gedankengänge bieten Knobelspaß wie ihn Monkey Island 2 nicht besser serviert hat.
Rufus' Ex-Freundin ist scheinbar bei der Yakuza! |
Wie es heutige Adventures so an sich haben ist auch Deponia voll Synchronisiert,
wobei Hardcore-Spieler modernen Firlefanz wie die Sprachausgabe aber auch abschalten können.
Nicht das die Sprachausgabe sich verstecken müsste, alle Sprecher sind hochprofessionell, bis
auf ein paar manchmal zu bemüht verstellte Stimmen. Ich persönlich konnte mich aber bis zum Ende
nicht wirklich mit der Stimme von Monty Arnold anfreunden.
Ich muss sofort zu dem Mäd... Oh! guck mal, ein Knopf! |
Grafisch ist Deponia, wie schon geschrieben, eine Bombe. Hier hat man
vielleicht die Anfangsaussage des Herrn Gilbert ausgetrickst, ein größeres Budget aufwenden
zu können, weil man die Art-Assets teilweise in den 3 Spielen verwenden kann. Die Musik ist
fein mit einem netten Barden der einem zwischendurch gerne mal ein Statusupdate vorsingt.
Wer schnell noch zum Laden eilt und die erste Pressung ergattert, bekommt den Soundtrack
netterweise kostenlos obendrauf.
Technisch ist Deponia stabil, den ein oder anderen Softwareabsturz oder Fehler gab es
aber schon mal (Patch ist in Arbeit) und auch in die Konfiguration des Spiels sollte man
für eine möglichst schöne Optik investieren. Auf geringerer Auflösung können die runterskalierten
Figuren und Hintergründe sonst nämlich etwas körnig aussehen.
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