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19. März 2012
Review
  FINAL FANTASY XIII-2
  [ 360 / PS3 ]   

FINAL FANTASY XIII-2 Was ist los mit der Welt? Square Enix hat sein neues Flaggschiff vom Stapel gelassen, und die Wellen schlagen nicht höher als bei einem normalen Triple-A-Titel! Wo sind die Menschenschlangen, wo die wochenlange Berichterstattung über jedes neu animierte Haar? Selbst die Glaubenskrieger nutzen die Gelegenheit nicht die alte Fehde zwischen JRPG und RPG erneut anzuheizen? Immerhin reden wir hier von Final Fantasy, dem Elvis Presley der Videospiele, dem heiligen Gral der Haarspalterei.

Man sollte den ausbleibenden Hype positiv sehen. Die letzten Titel hatten alle einen immensen Wirbel um ihr Erscheinen aufgebaut, der am Ende eigentlich gar nicht mehr erfüllbar war. Dazu kommt, dass sowohl XIII als auch besonders XIV, der zweite Onlineableger der Reihe, es seinen Kritikern sehr leicht gemacht hat. Während ersterer Titel wenigstens noch klare Stärken besaß, kann man zweiten leider nur als totales Fiasko bezeichnen, dass erst ein Jahr nach Marktstart endlich einen normalen Grad an Spielbarkeit erreicht hat. Ein böser Schelm wer denkt Square Enix wär gänzlich am Ende.
Und mal ehrlich. Wer hätte nach den Schlauchleveln, dem ellenlangen Tutorial, keinen Minispielen und primitivsten Nebenmissionen erwartet dass gerade Final Fantasy XIII eine Fortsetzung bekommt? Wir erinnern uns, X-2, die erste und bis dato einzige Fortsetzung eines Final Fantasy-Titels, hat ein ziemlich geteiltes Echo erzeugt.
Auf der einen Seite belegt Square Enix hiermit, dass sie in der Tat große Pläne mit XIII hatten und nicht alles umsetzen konnten. Dieses holen sie nun nach und liefern es in Form eines gänzlich neuen Spiels aus. Zum anderen stellen sie sich damit einer vergrätzten Fangemeinde entgegen, die Lightning und Co nie so richtig lieb gewinnen konnte. Man muss vor diesem Mut und der dazu nötigen Courage erst mal den Hut ziehen.

Quiktime-Events sind wie Fastfood-Ketten. Keiner mag sie, und doch verbreiten sie sich unaufhörlich. Hier zum Glück in einer recht gelungenen Umsetzung.

Gleichzeitig kann man darin natürlich auch ein großes Entgegenkommen gegenüber den Fans lesen. Immerhin besitzt Final Fantasy XIII-2 so ziemlich all das was seinem Vorgänger fehlte. Aber eins nach dem anderen.
Das Spiel setzt drei Jahre nach dem Vorgänger an und bringt einen etwas ruhigeren Einstieg in die Handlung als noch der Erstling. Serah, deren Schwester Lightning eine der Protagonistinnen des Vorgängers war, lebt in dem beschaulichen Stranddorf Neu-Bodhum mit ihren Freunden, und versucht auf der Oberfläche des Planeten Pulse ein sicheres Leben zu ermöglichen.
Alle glauben ihre Schwester hätte sich, zusammen mit Fang und Vanille, in eine Kristallsäule verwandelt um den Absturz der über Pulse schwebenden Sphäre Cocoon zu verhindern. Nur Serah glaubt als einzige dass ihre Schwester noch am leben ist, auch wenn sie nicht weiß wo sie steckt.
Als dann quasi aus dem Nichts der junge Noel Kreis auftaucht, sich als Zeitreisender vom Ende der Welt vorstellt und behauptet Lightning getroffen zu haben, hält das rosablonde Mädchen nur wenig. Kurzentschlossen begibt sie sich mit ihrem neuen Begleiter auf die Suche nach ihrer Schwester, die irgendwo in einer anderen Zeit wohl auf sie wartet.

Reden wir es gar nicht schön. Die Story beginnt verquoren und alles andere als logisch. Aber nach der ersten Verwirrung stört man sich eigentlich gar nicht mehr daran. Zum einen ist die Geschichte, trotz aller Zeitreisefallen und Tricksereien deutlich zugänglicher als im Vorgänger und zum anderen liefert sie ein äußerst gelungenes Gerüst für den späteren Spielablauf. Und ehrlich, wer erwartet von Spielen mit Zeitreisen Realismus? Jungs, da steht 'FANTASY' im Titel, muss man noch mehr dazu sagen?
Viele die den Vorgänger gespielt haben, werden gewiss gequält die Augen verdrehen ob der Tatsache dass man nur mit Noel und Serah spielt. Letztere nervte im Vorgänger schon als Off-Kommentatorin (eine Rolle die jetzt ihre Schwester übernimmt, was für sich schon ein schöner Kniff ist um beide Titel in einen homogenen narrativen Rahmen zu stellen...), und soll nun auch noch die Hauptfigur sein? Schon Vanille hat ja das Maß an Erträglichkeit sehr nah an die Kariesgrenze geführt.
Doch man kann klar Entwarnung geben. Obgleich Serah stellenweise ungemein naiv ist, wirkt sie doch authentischer und bald schon sympathischer als noch ihre verbissene Schwester mit ständig wechselnden Feindbildern, oder die ewig schuldbewusste Vanille. Serah entwickelt sich zwar nicht zur Vollblutamazone, ist aber im Zusammenspiel mit dem eher besonnen-ruhigen Noel eine gute Trägerin für das Spiel.

Ergänzt wird die Gruppe von Monstern die, einmal im Kampf besiegt, trainiert und individualisiert werden können und im Kampf eine dritte Rolle einnehmen. Ab und an kriegt man auch Geleitschutz von den anderen Protagonisten des Vorgängers, wirklich Kontrolle hat man über diese aber nie.
Das Kampfsystem, eine der größten Stärken des Vorgängers, wurde nahezu unverändert übernommen. Ergänzt wurden die Bosskämpfe durch ein paar auflockernde Quicktime-Events. Ebenfalls auflockernd wirken die immer wieder verfügbaren Gesprächsoptionen, mit denen man die Gespräche rudimentär individualisieren kann. Eine Wahlfreiheit bei der Handlung gibt es aber wie gehabt nicht, doch war dies bei JRPGs auch meist nicht anders. Immerhin gibt es nun mehr als ein Ende, und durch die vielfältigen Nebenmissionen existiert tatsächlich eine Motivation nach dem Ende des Hauptspiels weiter dran zu bleiben. Neben den erwähnten Nebenmissionen gibt es auch sonst nicht wenig zu entdecken auf Serahs und Noels Zeitreise.
Nachdem in XIII schon ein Freizeitpark präsentiert wurde der optisch das Golden Saucer aus VII alt aussehen ließ, kann man diesen nun auch endlich richtig erkunden und sich an Chocobo-Rennen beteiligen. Dazu kommen kurzweilige Minispiele. Der Umfang alter Teile wird diesbezüglich zwar nicht ganz erreicht, dies wird aber durch viel Liebe im Detail und einer fröhlich-lockeren Präsentation fast wieder wettgemacht. Nicht vergessen wollen wir die Rückkehr der Mogrys. Mehr als sonst dient der kleine Begleiter diesmal als Allzwecktool. Von der Multifunktionswaffe, über Gegnerradar, Schatzsucher und Pausenclown ist er das Schweizer Taschenmesser des Gameplays, was keineswegs negativ gemeint ist.

Sieht nicht besser aus als der Vorgänger, aber um Details zu erkennen ist es in den Kämpfen eh meist zu hektisch.

Das Spiel ist im Grunde strikt in diverse Orte unterteilt, die man, einmal im Lauf der Handlung freigespielt, jederzeit wieder bereisen kann. Nach und nach werden die Orte auch in verschiedenen Zeitebenen freigeschaltet. Einige Aufträge lassen sich erst in der Zukunft oder der Vergangenheit eines Ortes lösen. Sonderlich schwer sind die Aufgaben aber dennoch nicht gestaltet, und die Navigation zwischen den Zeitebenen ist nahezu Narrensicher gestaltet. Das bringt eine angenehme Kurzweiligkeit in das Spiel, obgleich man dennoch nie ganz aus dem Kontext der großen Rahmenhandlung herausfällt.
Die meisten Gebiete sind in ihrem Umfang zwar überschaubar, bieten in ihrer Menge und den zeitlichen Differenzen ausgiebig Stoff für lange Erkundungen. Dies ist auch bitter nötig, denn wenn man sich nur mit der Hauptgeschichte befasst, wird man nach nicht mal 30 Stunden das Ende erreicht haben, ein kleiner trauriger Rekord in der Final Fantasy Reihe. Doch wie erwähnt sind die Nebenmissionen gelungen eingebunden, und man muss schon fast ein Kostverächter sein wenn man sich nur durch die reine Haupthandlung spielt.

Eigentlich kein Frauenspiel. Immerhin muss man sich im Sekundentakt neu entscheiden.

Optisch besticht das Spiel einerseits durch gelungene Abwechslungsreiche Szenarien, die erstaunlich glaubhaft das Gefühl vermitteln wirklich dieselben Orte in verschiedenen Zeitebenen zu erleben. Auf der anderen Seite merkt man, dass es doch insgesamt ein paar Abstriche gab um das Spiel auch auf der Xbox360 mit weniger Discs ausliefern zu können. Schlecht sieht es keineswegs aus, aber im Vergleich zum Vorgänger merkt man schon einige sehr kleine Abstriche.
Musikalisch kann das Spiel meist überzeugen. Einzig der Elektro-Dance Einschlag bei einigen Kampf-Themen ist wohl Geschmackssache.

Rundherum ist der neueste Teil von Square Enix Mega-Saga als gelungen zu bezeichnen. Es gibt weiterhin den Mut zu neuen Elementen (Quicktime-Events, Fortsetzung eines ungeliebten Erstlings, Monstergefährten....) als auch genug Vertrautes und von Fans geliebtes. Auch die Handlung ist deutlich zugänglicher als noch im Vorgänger.


Review
 | Kein Hype und doch eins der besten der Serie

Ich muss gestehen, ich mochte den Vorgänger. Klar, er war geradlinig, hatte kaum Wiederspielwert und Figuren wie Serah oder Vanille waren arg an der Grenze des Kitscherträglichen. Gleichzeitig ist das Kampfsystem in meinen Augen das konsequenteste was man aus dem alten ATB-System herausholen kann. Und dazu kam eine hervorragende Inszenierung. So gesehen ist der Nachfolger nun eigentlich eine Offenbarung. Oder nicht?
Wäre es ein Jahr früher erschienen, wäre es das definitiv für mich gewesen. Anders als sein Vorgänger erhält der jüngste Teil der Serie aber nun starke Konkurrenz auf Augenhöhe! Gerade Xenoblade Chronicles hat gezeigt was man auch mit einem geringeren Budget schaffen kann und Last Story trumpft gerade auch schwer auf. Natürlich wird auch dieses Final Fantasy ein Verkaufsschlager. Aber der Blick über den Tellerrand zur Konkurrenz ist inzwischen äußerst verlockend geworden.
Doch wenn wir eines gelernt haben, dann das Square Enix sich auch weiterhin nicht auf seinen Lorbeeren ausruht. Final Fantasy XIII-2 ist ein hervorragendes Spiel und sollte selbst Nicht-Serienfans überzeugen können.

  -  Alexander Lachwitz



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