Auf die Abrolltechnik kommt es an | "Verdammt, das kann doch nicht wahr sein!
Wo hab ich denn jetzt schon wieder eine Sekunde verloren? Im Looping? Ja wohl kaum, hier läuft
doch alles automatisiert. Vielleicht bin ich nicht richtig von der letzten Plattform abgesprungen.
Los, los, schneller! Lauf, verdammt noch mal. Okay, Ziel in Sicht. Spindash und - geschafft! Aber wieder
haarscharf an einer neuen Bestzeit vorbei. Gleich nochmal, es muss doch noch eine Abkürzung geben!" -
Und so geht das Tage und Wochen. Bis auch der letzte Winkel intus ist.
Denn was bleibt einem nach gerade einmal vier Stunden Spielzeit auch übrig?
Und damit kann man eigentlich auch schon vorwegnehmen: Sonic Generations ist ein kurzer Spaß.
Kurz, aber kurzweilig. Hat SEGAs Igel nach den letzten eher mauen Ausflügen also tatsächlich noch die
Kurve gekriegt? Schauen wir uns das doch mal genauer an.
Um die Boost-Leiste aufzufüllen, vollführt der Igel auch schon mal ein wenig Akrobatik. |
Nimm zwei! |
Keine Frage, Presse, Gamer und hier insbesondere die eingefleischte Fanbase sind nicht leicht
zufriedenzustellen. Insbesondere letztere sonderbare Klientel nicht. Zu viele Experimente haben die
Anhänger des Igels auseinanderdriften lassen. Das funktionierte manchmal gut, oft nun mal nicht. Und
im 20. Jahr des stark beschleunigenden Nagers war auch noch etwas gutzumachen. Erinnert sich jemand an
2006? In der Chefetage des japanischen Taditionspublishers scheint man dafür nun die ultimative Lösung
gefunden zu haben: Wenn ein blauer Igel nicht reicht, dann gibt es eben einen zweiten mit dazu. Das hat
ein bisschen was von Hamburger Fischmarkt, mit dem Unterschied, dass hier die Dreingabe schmeckt.
Voila, zwei Spiele in einem, inklusive gewohntem 2D-Gameplay aus Zeiten,
in denen 16Bit-Logos auf einer Konsole für leuchtende Augen sorgten. In einer zu vernachlässigenden
Story trifft Sonic auf Zeitreise nämlich auf sein quirliges, rundbäuchiges jüngeres Ich. Und dieser
kleine Racker hat Spaß inne Backen.
Alles neu macht HD |
Wie anno dazumal vor 20 Jahren (verdammt, ich fühle mich gerade sehr alt) pest unser kleiner
Freund durch bekannte und beliebte sidescrollende Welten. Erstmals erstrahlt die legendäre
Green Hill Zone in feinstem HD, mit Chemical Plant und Sky Sanctuary sind zwei weitere klassische
Levels am Start. Und da steckt wirklich Herzblut drin. Sonic Team hat es sich nicht nehmen lassen,
die Originale komplett neu zu interpretieren. Altbekannte Schauplätze gewinnen an Tiefe und laden
zu ausgiebigen Entdeckungstouren ein. Hierbei hat das Team um Takashi Iizuka seine Hausaufgaben
gemacht, denn ein beliebtes Sprichwort scheint tatsächlich zu ihm durchgedrungen zu sein - auch
in seinem Büro weiß man nun, dass immer mehrere Wege nach Rom führen. Also nochmal das Pad in die
Hand genommen und ab in die nächste Runde. Auf der perfekten Route mit dem richtigen Timing lassen
sich Sekunden rausholen. Schließlich sorgt ein Ranking- und Punktesystem für nerdige Goodies und
nützliche Skills.
Nicht Rom, aber optisch ähnlich: Sky Sanctuary. |
Lauf in den Forrest, lauf! |
Da wir hier zusammen gekommen sind, um ein rundes Jubiläum zu feiern, muss eine ganze Ära abgedeckt
werden. Besonders hervorragend gelingt das dem Team mit der Szenerie des Planet Wisp, der bis
dato Wii-Daddlern vorbehalten war. Diese aus Sonic Colours bekannte eigentümliche Welt mit einem
Mix aus traumhaft schöner Waldlandschaft und abstrakten Konstruktionen blüht erst hochauflösend so
richtig auf. Und auch die übrigen Neuinterpretationen können überzeugen.
Das Dickicht des Wisp-Heimatplaneten von seiner schönsten Seite. |
Der Clou hierbei: Während der schlanke Modern Sonic wie gewohnt im fließenden Wechsel von 3D
und 2D boostet, grindet und driftet, behilft sich Pummel-Sonic mittels Spindash durch entsprechend
zweidimensionale Versionen.
Summa summarum kommt man so auf 9 Levels mit je zwei Acts. Simple Bossfights und mehr oder minder
unterhaltsame Missionen mit Sonics Freunden runden das ganze Geschehen ab.
| Das beste Sonic seit 19 Jahren! |
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Zugegeben Sonic Generations ist nicht wirklich lang, wobei man sich mit alternativen Routen,
diversen Challenges und freispielbaren Material (wie Sonics Debüt Titel) auf Wunsch gerne einige
Stunden mehr beschäftigen kann. Aber es ist in meinen Augen das gottverdammt beste Sonic seit Sonic 2 auf dem
Sega Mega Drive. (Mit der Einführung der Speicherfunktion in Spielen sind Jump'n Runs, wie auch Sonic 3,
für mich teilweise gestorben, weil Sie auf einmal zu einfach wurden.) Keine neuen Freunde, keine Experimente (wobei ich z.B. die Kugel, Lorenfahrt
und Fackel Rätselelemente aus Sonic 4 zu schätzen weiß), einfach nur großartig steuerbare
Sonic-Action!
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