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14. März 2011 Die (gescheiterte) Kunst des Ignorierens
Das Haus auf dem Foto unten, umkreist von einem verrosteten Zaun und umgeben von Landschaft und Reisfeldern mitten in der japanischen Pampa, war eine ganze Zeit lang mein zu Hause. Viele schöne Erinnerungen habe ich an meine Zeit dort, auch die die auf den ersten Blick alles andere als erfreulich scheinen. Als ich z.B bei einem Taifun im Sturm raus musste um Metallplatten vor die Fenster zu Schieben, damit der Wind die Scheiben nicht eindrückt. Und daran als der Wind dann das Dach vom Nachbarhaus mitnahm, der Strom ausfiel und man trotz helllichtem Tag plötzlich im Dunklen saß und das in der Situation vermutlich einzig richtige tat: Mich an eine sichere Stelle legen und schlafen, meinen hysterischen Mitbewohner ignorieren und am nächsten Tag weitermachen als wäre nichts gewesen.
Als ich am Freitag aufgewacht bin war einiges im Argen. Wichtige Telefonkonferenz wegen einer Arbeit und plötzlich ein Rumpeln und Stromausfall. Mit Notebook und allen Unterlagen schnell ins nächste Haus mit Strom und ein offenes W-LAN gesucht um die TelKo machen zu können. Keine Verbindung möglich! – Glücklicherweise sass ich nicht etwa in Japan, sondern brav daheim in Düsseldorf und der Strom fiel nur wegen Baurbeiten aus. Für Strom und Telefon konnte ich also immerhin meine Eltern aufsuchen. Die konnten mir auch ziemlich schnell erklären woran es lag das meine Kollegen in Japan nicht mehr erreichbar waren.
Wenn jeden Tag mehrfach die Erde bebt ist man einiges gewöhnt… und auch manchmal ignorant. Japan ist ein großes Land und Tokio, wo heute ein halbwegs normaler Arbeitstag startet, unglaublich Erdbebensicher. Deswegen tritt selbst im Landesinneren das aktuelle Ausmaß der Katastrophe erst ganz langsam ins Bewusstsein, da es völlig unterschiedlich wahrgenommen wird. Nach einem Erdbeben geht es relativ schnell zurück an die Tagesordnung, so ist es nicht verwunderlich wenn man (langsam leiser werdende) 'Halb so wild'-Stimmen aus der Bevölkerung hört und die Regierung die Bevölkerung ausdrücklich auffordern muss einmal nicht zur Arbeit oder Schule zu gehen.
Aber selbst wenn die meisten Japaner von der Katastrophe im Moment noch so wenig betroffen sind wie wenn in 50km Entfernung von mir Köln mal wieder unter Wasser steht, kommt die Nachricht langsam auch beim letzten an. Kaum Züge, Stromausfälle und kein Handynetz sind die (geringen) Einschnitte die jeder mitbekommt. Sollte es tatsächlich zum Äussersten kommen und einer oder mehrere der Reaktoren hopps gehen, würde manch einer sicherlich bereuen zeitig auf der Arbeit erschienen zu sein.
Ich für meinen Teil bin im Moment kann froh sein und habe unglaubliches Glück nicht in Japan zu sein. Denn der Termin wegen einer Arbeit und dem 3DS-Launch stand eigentlich bis vor kurzem. Selbst meine Eltern sind zum ersten Mal froh, dass ihr Sohn seinen Job in Japan an den Nagel gehangen hat und der fixen Idee nachgegangen ist Comiczeichner zu werden.
Dennoch bin ich natürlich auch unglaublich besorgt, denn ich habe in Japan in den Jahren doch einige Kollegen und Freunde gewonnen, manche davon auch in den am schlimmsten betroffenen Gebieten. Ich kann nur hoffen das es ihnen gut geht, da in den wirklichen Brennpunkten natürlich keinerlei Möglichkeit besteht kontakt aufzunehmen.
Vielleicht, dieses eine mal noch, funktioniert das Credo des 'weg-ignorierens’ und eine Katastrophe mit den AKWs bleibt aus. Wenn dann verdanken wir das wohl den Menschen die in diesen Stunden im AKW Fukushima arbeiten und u.a. versuchen die Motoren der Kühlsysteme auszutauschen. Sie sind Helden, wenn nicht, mit Blick auf freigewordenen Strahlung und neuen Explosionen, sogar Märtyrer. Es sind die Einzigen die in diesen Stunden etwas ausrichten können, während wir nur eins tun und tun können… hilflos zuschauen und vielleicht beten. - DS_Nadine
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| Chulio Die tapferen Sellen die dort arbeiten werden leider an der Strahlenkrankheit sterben. Doch ich hoffe das ihr Opfer nicht umsonst sein wird und nach den erschütternden Erkenntnissen von Hiroshima, Nagasaki und Tchernobyl, sowie den neueren Ereignissen in Japan, die Menschheit endlich von einer Technologie lässt, die so unausgereift und gefährlich ist. Es liegt an uns, das wir solche Ereignisse in Zukuft vermeiden können, bevor den Menschen noch weitaus schlimmeres widerfährt (was zurzeit kaum Möglich scheint). |
| Heiko Kretschmer Japan ist mir ans Herz gewachsen ich bin quasi ein Liebhaber dieses Landes das ich noch nicht einmal bereist habe.
Ich hoffe und bete Innerlich für alle dort.
JETZT bin ich RICHTIG froh das Du nicht dort warst.
Grüße
Heiko |
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