Verlässlichkeit ist doch eine Tugend. Während man schon fast das Gefühl einer Mario-Inflation
haben könnte und alte Haudegen wie Samus Aran schon länger auf eine neue Mission warten, kann
Link ganz unbesorgt regelmäßig erneut seine Prinzessin Zelda retten. Zwar ist The Wind Waker HD nur
ein HD-Remake des einst umstrittenen Gamecube-Klassikers, doch bei Nintendo mausern sich selbst
Remakes meist zu beneidenswerten Verkaufserfolgen. Langt es gar zum lang ersehnten System-Seller
für die bisher träge dahin schippernde WiiU?
Verglichen mit den letzten beiden neuen Zelda-Episoden auf der Wii, bietet Wind Waker einen
deutlich überschaubareren Prolog und wirft uns schon nach kurzer Spielzeit ins eigentliche
Abenteuergeschehen. Nachdem seine Schwester von Piraten entführt wurde, schließt sich der junge
Link der Piratin Tetra und ihrer Crew an, um die Verfolgung aufzunehmen. Und es dauert gar nicht
mal lange, bis Link der Kapitän eines eigenen sprechenden Bootes ist, mit dem er fortan die
Gewässer des überfluteten Hyrule erkundet.
Keine Blumen, aber viel Bloom! |
Ähnlich wie in Skyward Sword ist die Welt von Wind Waker nicht eine große zusammenhängende
Fläche die ihr nach Belieben und Abhängig von eurer Ausrüstung bereisen könnt, sondern sie
ist aufgeteilt auf eine Vielzahl kleinerer und größerer Inseln. Viel Zeit verbringt der
Spieler dementsprechend auf seinem Schiffchen und steuert für den nächsten Dungeon eine neue
Insel an, oder geht mithilfe von Schatzkarten ganz im Piratenstil auf die Suche nach
verlorenen Reichtümern.
Zwar bietet Wind Waker im Vergleich zu anderen Zelda-Titeln viele neue Elemente,
doch da es sich hier nur um ein HD-Remake handelt, ist das meiste den Serienkennern schon
bekannt. Mit einem Taktstock müssen wir immer wieder Melodien spielen um beispielsweise den
Wind zu beeinflussen, euch an andere Orte zu bringen oder um Zugang zu einigen Tempeln zu
erhalten. Neu ist die Unterstützung der Bewegungssteuerung, die Einbindung des Miiverse in
Form von Flaschenpost sowie zwei Maßnahmen um das Spielerlebnis ein wenig zu straffen. Zum
einen gibt es ein Spezial-Segel, dass die im Original recht langatmigen Segelpassagen spürbar
verkürzt. Zum anderen wurde die Suche nach den Triforce-Splittern verkürzt. Wo man im Original
noch acht Splitter finden muss, sind es jetzt nur noch derer drei. Doch selbst wenn dem nicht
so wäre; wer noch nie Wind Waker gespielt hat, wird überrascht sein, wie lebendig,
abwechslungsreich und entspannend Nintendo das weite Meer gestaltet hat, obwohl das Wasser
selbst mit relativ wenigen Details daherkommt. Das bringt uns gleich zum auffälligsten und
einem der umstrittensten Punkte des Spiels.
Bei Erscheinen des Originals löste die comicartige Cel-Shading Grafik des Spiels wütende
Proteste aus und spaltete die Fangemeinde. Inzwischen haben sich die Wogen geglättet und
man kann etwas entspannter beobachten, was Nintendo inzwischen in HD auf den Bildschirm
zaubert. Und das ganze muss man selbst mit größter Skepsis schon als herzallerliebst bezeichnen.
Man kann die Grafik zu niedlich oder kindisch finden, doch wie die schlichte Mimik der Figuren
eine große Bandbreite an Emotionen vermittelt, und wie hervorragend die Animationen
herüberkommen verdient immer noch Hochachtung und hat damals zurecht einen neuen Stil
für die Zelda-Reihe eröffnet, der später in Phantom Hourglass und Spirit Tracks angemessene
Nachfolger fand, auch in Skyward Sword konnte man noch Spuren des verniedlichten Zelda
erkennen, während Twilight Princess eher die düsteren Facetten auslotet. Auch musikalisch
kann sich Wind Waker, welch Überraschung, wieder einmal hören lassen.
Anders als die letzten Wii-Titel, ist Wind Waker HD wieder ein Zelda bei dem die
Bewegungssteuerung nur rudimentär vorhanden ist. Sowohl mit dem Pro-Controller als
auch dem Gamepad lässt sich Link hervorragend steuern. Wegen der häufigen Seefahrten
ist das Gamepad empfehlenswerter, da der schnelle Zugriff auf die Karte oder das
umsortieren des Inventars hier merklich schneller vonstattengehen, als mit dem
Pro-Controller.
Und wäre Zelda ab 18 ginge da noch mehr... |
Das Kern-Gameplay der Zelda-Reihe bleibt auch hier unangetastet. Nach und nach klappert
ihr die Dungeons ab, besorgt euch neue Ausrüstungsgegenstände mit denen ihr später neue
Bereiche erreichen könnt, schnappt euch das Master-Schwert, sammelt die Triforce-Teile
ein und stellt euch schlussendlich Ganondorf zum epochalen Finalkampf.
Neben den erwähnten generellen Änderungen und der technischen Überholung hat sich sonst
aber wenig getan und doch fühlt sich Wind Waker sehr frisch an. Zwar verzichtet das Spiel
auf Experimente wie die perfekt ausgebaute Bewegungssteuerung und Luftkämpfe von Skyward Sword,
doch die Seefahrerei hat auch nach all den Jahren nichts von ihrem Reiz verloren. Und doch fehlt
bei aller Detailliebe und Perfektion etwas. Gerade nach den letzten beiden Wii-Titeln ist auch
der erzählerische Anspruch an die Zelda-Reihe deutlich gewachsen und hier spürt man doch eine
leichte Flaute, die nicht immer vom symphytischen Humor des Titels kaschiert wird.
Die einzelnen Eilande beeindrucken allein durch schiere Größe. |
Wirklich bedauerlich ist aber, dass es keine inhaltlichen Neuerungen gibt. Schon länger ist bekannt,
dass beim Original nicht alle Dungeons ihren Weg ins fertige Spiel fanden. Es wäre schön wenn Nintendo
hier nachgelegt hätte, oder wie einst beim Original eine neue Variante von Ocarina of Time oder etwas
Ähnliches beigelegt hätte, gerne auch als freispielbaren Bonus. Es stellt sich der Eindruck ein, dass
Nintendo zwar wunderbare Gimmicks als Beiwerk produziert, aber sich kaum noch an inhaltliche
Ergänzungen oder deutlichere Änderungen wagt. Sollte es noch zu einem Remake von Majoras Mask
kommen, sollte Nintendo mehr Mut zu neuen Facetten und Experimenten beweisen.
| Frisch, frischer... aber eben doch nicht wirklich neu. |
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Nintendo zeigt, was man aus einem HD-Remake alles machen kann, so dass die Kundschaft
selbst für ein an sich altes Spiel bereit ist den vollen Preis zu bezahlen. The Wind Waker HD
kann sich definitiv zum System-Seller mausern.
Und doch wurden meiner Meinung nach nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Die Grafik ist
wunderbar, mehr Polygone wären nicht nötig, doch nach Skyward Sword und Wind Waker HD stellt
sich langsam ein Sättigungseffekt bezüglich freundlich und niedlich ein. Persönlich hoffe ich
daher, dass das nächste WiiU-Zelda das stilistische Erbe von Twilight Princess antritt.
Insgesamt hinterlässt das Remake einen überraschend frischen, aber dennoch nicht wirklich
neuen Geschmack. Man wird satt, aber der überwältigende Eindruck wie er zuletzt meist der Fall
war, fehlt leider doch.
Aber da ich wieder nur auf hohem Niveau jammern kann, muss ich Wind Waker HD sehr gute vier
Sterne geben. Wer das Original noch nie gespielt hat, darf gerne einen fünften draufschlagen.
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