Die Raubkatze ist zurück im Rampenlicht. Tiger Woods ist seit März wieder an der Spitze der
Golf Weltrangliste, aber die vergangenen drei Jahre waren nicht leicht. Seine Sexsucht, eine
gescheiterte Ehe, der Verlust fast aller Sponsoren, Verletzungen und eine Hetzjagd der
Boulevardpresse auf das einstige Wunderkind hatten Spuren hinterlassen. Der Tiger war am Boden
(Platz 58!), aber EA hat ihm weiter die Treue geschworen und es hat sich gelohnt. Wo andere längst
im Ruhestand wären und lieber durch ihren Geldspeicher schwimmen, gibt der Tiger, mit neuem Trainer
an der Seite, nochmal Gas und zeigt den Jungen, wo das Green liegt. Landet EA nun auch mit dem Spiel
an der Spitze des Golfolymps oder ging doch zu viel des Spielebudgets für die Lizenz drauf?
Zu allererst, Sprache und Text sind weiterhin nur auf Englisch, was etwas schade ist,
aber ja schon bei den Vorgängern so gehandhabt wurde. Da wir hier in Deutschland ja mittlerweile relativ
gute Golfspieler haben mit Martin Kaymer, Alex Ceijka, Marcel Siem und Legende Bernhard Langer, wären dt.
Untertitel vielleicht nicht unbedingt ein Ding der Unmöglichkeit, um die Verkaufszahlen im deutschsprachigen
Raum zu verbessern. Diese Spieler sind auch in der aktuellen Version nicht anspielbar, da alle nicht mehr/
oder noch nicht zu den wirklichen Topgolfern gehören.
Der Tiger, allein auf der Steppe. |
Das Menü ist mal wieder unspektakulär, aber sicherlich übersichtlicher als beim Vorgänger.
Dass der Pro-Shop an erster Stelle steht, ist allerdings etwas seltsam. Scheinbar ist es
Electronic Arts sehr wichtig, das jeder Käufer sich direkt registriert und am besten
kostenlose und natürlich 'kostengünstige' Inhalte runterlädt. Naja, überspringen wir das und kommen zum
nächsten Bereich 'My Golfer': Wie gewohnt könnt ihr hier euren eigenen Golfprofi erschaffen und
sogar managen, aber für alle Käufer steht sowieso der aktive Golfsport im Vordergrund, als der hinterm
Schreibtisch. Ob ein Fantasy Gesicht oder euer Eigenes (Download, Eyetoy Kamera), vieles ist möglich.
Entweder ihr kleidet euch mit EA-Klamotten oder mit Markenkleidung (Nike, Puma, Oakley, Callaway) ein,
welche aber größtenteils erst freigeschaltet werden müssen. Auch könnt ihr gezielt einstellen, wo die Stärken
eures Protagonisten liegen sollen: Kraft, Swingstyles (Neu), Putten, Spin, usw. Da wären wir auch schon im
Karriere Modus, wo sich nicht viel geändert hat. Ihr könnt wie gewohnt wieder ein paar Proberunden spielen
oder direkt ins Geschehen eingreifen. Natürlich muss man sich erst vom Amateur zum Profi hocharbeiten, was
viele Stunden in Anspruch nimmt, egal ob als Mann (PGA Tour) oder als Frau (LPGA).
Aber alle wichtigen Turniere sind standesgemäß dabei: PGA Tour, Masters, US Open, The Open. Des Weiteren gibt
es wie z.T. beim Vorgänger und geringfügig verbessert, das Schnellspiel, Country Clubs und Vernetzte Turniere.
Konnten bei der 2013er Version noch die Karriere Höhepunkte (vom Kind bis zum Superstar) von Tiger Woods nachgespielt
werden, so gibt es jetzt aktuell den 'Legends oft the Majors'-Bereich. In Sepia Töne gehüllt, die Kleidung den Jahrzehnten
angepasst, dürft ihr die letzten 150 Jahre des Golfs Sports nachspielen und tretet auf das Green in Person von Legenden wie
z.B. Jack Nicklaus, Arnold Palmer, Seve Ballesteros, Sam Sinead und natürlich Tiger Woods. Ihr könnt in verschiedene
Epochen einsteigen, z.B. Dawn of Tournament Golf 1873-1934, über European Invasion 77-89 bis zu Legends in the Making
2006-13, wo das Augenmerk auf Tiger Woods gelegt wird. Toller Modus der gerade für Golffanatiker ein absolutes Muss
darstellt und für lange Motivation sorgt.
Aber wie sieht es mit der Präsentation aus? Grafisch hat sich nicht viel geändert, die Topstars des Golfs wirken doch
alle wie in die Jahre gekommen. Gefühlsäußerungen oder tolle Jubelpossen sucht man vergebens; es wirkt fast so, ob alle
zu viel Botox im Gesicht hätten. Starre Gesichter laufen ab und zu durchs Bild und jeder fragt sich, da ist doch heutzutage
viel mehr Graphikpower möglich. Aber es plätschert irgendwie dahin, genauso wie die Hintergrundmusik, die auch bei einer Runde
Yoga oder im Altenheim laufen könnte. Aber diese Art der Beschallung passt sehr gut, denn wer den Golfsport ernst nimmt, sollte
nicht von Rock-, Pop- oder Technoklängen abgelenkt werden. Die Kurse sind leider erneut sehr unspektakulär gehalten worden.
Für das Auge wird wenig geboten; ein paar Zuschauer (wirken wie schlecht reinkopiert), ein paar Pixel-Bäume (HD sieht anders
aus), ein Fähnchen und ein Loch im grünen Boden, das war es auch schon. Interaktion zwischen Zuschauern und Golfer sucht man
vergebens oder daß Zuschauer mal zur Seite gehen, wenn der Ball vom Green an ihnen vorbei rollt. Fanplakate, Kamerateams,
Werbung? Fehlanzeige! Da sind die langweiligen Übertragungen im TV doch unterhaltsamer, als was EA uns hier präsentiert.
Eigentlich schade, da sie doch beim Fußball, Eishockey und anderen Sportlizenzen zeigen, was möglich ist.
Ein Golfplatz - drei Zeitzonen! |
Die Handhabung wurde vom Vorgänger übernommen und das ist auch gut so. Ob Anfänger oder Profi, jeder findet sich
leicht zurecht und wird schnell seinen perfekten Schwung finden. Unterm Strich ist alles ein wenig runder und anspruchsvoller
geworden, sodass Fehler direkt bestraft werden und einem schnell den Turniersieg kosten können. Natürlich darf man auch weiterhin
die Windstärke, das Gefälle und den Untergrund nicht außer Acht lassen und welche Schläger man seinem 'unsichtbaren'
Caddy (ein Caddy würde dem Realismus gut tun) zu tragen gibt. Steuerung per Controller oder Move, da gibt es nichts zu
motzen, aber das Putten ist eine Katastrophe. Besonders wenn es Berg auf geht. Hier wird man wieder einige Male vor Frust
ins Holz oder Eisen beißen, da man die Power sehr schlecht dosieren kann, bzw. die Power gar nicht ausreichend ist, um
überhaupt in die Nähe des Lochs zu kommen. Paradox ist beim Putten allerdings die Kamera, welche gerne je näher der
Ball ans Ziel rollt, wegzoomt, sodass man nicht sieht, ob der Ball im Loch gelandet ist oder daneben ging. Wenn die
Zuschauer jubeln, kann man fast sicher sein, dass man versenkt hat.
Golf: Jetzt auch in Shooter-Braun! |
Ein wirklich negativer Punkt, bekannt aus dem Vorgänger, sind wieder die extrem langen Ladezeiten,
selbst wenn man nur kurz durch das Menü zappt. Die eher schwache Grafik kann dafür eigentlich nicht
verantwortlich sein. Des Weiteren jubeln die Zuschauer auch mal, obwohl der Ball am Loch vorbeirollt
oder der Ball rollt noch, aber der nächste Spieler ist schon dran. Gute Programmierung sieht anders aus.
| Ich hab den Tiger lieber im Tank! |
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Das schlimmste an jährlichen Aufgüssen ist sie Objektiv zu bewerten und seine Ermüdungserscheinungen
beiseite zu schieben. Was liegt da näher als einen Genre Veteranen wie mich (*hust*) auf sein erstes
Tiger Woods los zu lassen?
Erstaunlicherweise kann ich dem Tiger nicht viel abgewinnen. Das liegt nicht am durchaus kompetenten
aber relativ sterilen Spiel an sich, wobei Grafik und Sound für mich völlig in Ordnung gehen, sondern an
vielen kleinen Aufregern. Da wären die angesprochenen Ladezeiten, das unnötig schwere Putten und eine idiotische
Kamera die bei selbigem Vorgang mit nicht verrät ob mein Ball auch im Loch gelandet ist. Letzteres ist stellvertretend
für mich für ein ganz markantes Problem, nämlich mangelndes Feedback. Wo in anderen Golfspielen Dinge wie Windrichtung
und Stärke mit dem Holzhammer durch enormes optisches Feedback vermittelt werden, muss ich in Tiger Woods PGA Tour 14
bedächtig die Anzeigen studieren. Das mag zum seriöseren Grundton passen, Golfspiele wie Everybody's Golf machen mir
dennoch um Welten mehr Spaß und haben etwas das dem Tiger völlig fehlt: Charme!
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