Wenn einem wirklich nichts einfällt, wie eine Geschichte weitergehen soll,
beginnt man einfach am Anfang und erzählt quasi die Vorgeschichte der bisherigen
Ereignisse. Das macht nicht nur Hollywood regelmäßig, sondern mittlerweile auch
immer häufiger die Spieleindustrie. Nebenbei wird dem Hauptprotagonisten noch ein
Facelifting verpasst und schon sprudelt die Geldquelle wieder.
Aber so einfach ist
das nicht. Capcom und Ninja Theory liefern hier nicht Ware von der Stange ab,
sondern haben sich wirklich Gedanken gemacht, wie diese Spieleserie stilvoll
weitergeführt werden kann. Irgendwann muss jede Serie, auch wenn sie noch so
erfolgreich ist, überarbeitet werden, bevor sie sich zu Tode läuft. Hier wurde
jetzt der Schnitt nach Teil 4 begonnen, um dem DMC Universum neues Leben einzuhauchen.
Und ob der Plan aufgegangen ist, erfahrt ihr in den nächsten Zeilen.
Wahrlich ein Vergnügungspark! |
Beginnen wir zuerst mit der Optik des Helden. Dante wurde nicht nur
verjüngt, sondern bekam auch eine neue Frisur (samt Farbe) und deutlich
coolere Klamotten verpasst. Seine Art zu reden, seine Bewegungen, alles
wurde der heutigen Zeit angepasst. Der Charakter scheint jetzt mehr dem
westlichen Bild eines Helden zu entsprechen und hat zu Beginn des Spiels
(Dante fliegt nackt durch seinen Wohnwagen, aber zufällig wird sein Pillemann
immer verdeckt) wenig mit unserem alten Dämonenjäger gemeinsam. Man kann sagen,
Devil May Cry ist endlich im neuen Jahrtausend angekommen und hat den Staub der
vergangenen Jahrhunderte abgelegt.
Die Story dreht sich um die junge Sturm & Drang Phase unseres
Dämonenmetzgers. Er ist naiv und noch etwas grün hinter den Ohren.
Seine Herkunft und die Kräfte, die in ihm schlummern, liegen noch
im Verborgenen. Erst so langsam, durch bruchstückhafte Erinnerungen
und der Begegnung mit Kate, welche ihn zum 'Orden' führt, einem
Geheimbund, der die Herrschaft der Dämonen über die Menschen brechen
will, kommt Licht ins Dunkle. Dort trifft er auch zum ersten Mal auf
seinen bis dahin unbekannten Zwillingsbruder Virgil. Beide sind Nephilin;
Sprösslinge der Liebe zwischen einem Teufel & einem Engel. Mit unglaublichen
Kräften aus beiden Welten ausgestattet und dadurch ständig von den Bluthunden
des Teufels gejagt, beginnen sie gemeinsam einen aussichtslosen Kampf gegen 'Mundus',
der einst ihre Engelsmutter Eva das Herz aus dem Leib riss und den Dämonenvater Sparda
in die tiefste Hölle verbannt hat.
Auf den Spieler warten 20 abwechslungsreiche und visuell wirklich beeindruckende
Missionen. Mal bricht die Hölle los und die Welt geht unter, dann steht die Welt
auf dem Kopf, nehmt an einer 'Spielshow'" teil oder durchwandert eure Erinnerungen.
Ihr pendelt immer zwischen realer Welt und dem Limbus, einer Art Teufelsuniversum,
wo die Dämonen regieren und Dante ständig in Kämpfe verwickelt wird. Die
Zwischensequenzen sehen toll aus und bringen die Story gut voran. Die Synchronisation ist
als gelungen zu bezeichnen, denn die zum Teil witzigen, sexistischen und sarkastischen
Dialoge bei DMC passen sich perfekt in die Atmosphäre des Spiels ein. Es gibt drei
Schwierigkeitsgrade; Mensch, Teufelsjäger und Nephilin, welche zu Beginn jeder Mission
einstellbar sind. Erreicht ihr die Credits (nach ca. 10 Stunden), schaltet ihr den
nächsten Modus frei. Insgesamt sind vier weitere Schwierigkeitsgrade freispielbar,
welche aber nur für wahre Teufelshardcorekiller geeignet sind. Aufgrund von vielen
Geheimtüren, welche zu Beginn noch verschlossen sind, lohnt sich hier allerdings
wirklich mal das erneute durchspielen der 20 Missionen. Positiv zu erwähnen ist der
Soundtrack; die Techno- und Death Metal- Einlagen von Combichrist und Noisa sind echt
der Knaller und passen wie die Faust aufs Auge.
Deine Mutter ist so fett, die passt nicht mal bei Lidl unter die Kasse um 'Piep' zu sagen! |
Also Anlage aufdrehen, losschnetzeln und genießen. Die Missionen sind gut
zusammen gemixt; ob kleinere Rätsel, Dämonen abschlachten, von einem
Vorsprung zum Nächsten schwingen, große Hindernisse aus dem Weg räumen,
Geheimtüren öffnen und Mini- Missionen erfüllen oder auch
mal Boss- Gegner plattmachen, niemals kommt Langeweile auf. So muss ein Spiel sein!
'Obey'?! - Ok, 'Sie Leben'. Wo ist meine Sonnenbrille?! |
Das Kampfsystem ist im Grunde genommen gleich geblieben, wurde aber von den
Entwicklern an vielen Stellen positiv verfeinert. Egal, ob mit seinen bekannten
Waffen 'Rebellion' (Schwert) und den zwei Pistolen 'Ebony & Ivory' oder den neuen
Mord-instrumenten (Axt, Sense, Panzerhandschuhe, Schrottflinte, usw.), die
Handhabung ist kinderleicht und für Profis heißt es nun, unglaubliche Kombo-
Rekorde (= viele Stilpunkte) aufzustellen. Ob am Boden oder in der Luft, die
Steuerung unseres Helden und der Waffen lassen keine Wünsche offen. Jede Waffe
hat seine Vor- und Nachteile, d.h. ob ihr mit einer Engels- oder lieber mit einer
Dämonenwaffe zuschlagt, richtet sich nach eurem Gegner. Dies ist am Anfang noch ganz
leicht, aber wenn nach einiger Zeit gleichzeitig verschiedene Gegnertypen auftauchen,
ist eine taktische Auswahl der Gebrauchswaffen überlebenswichtig. Zusätzlich sammelt
Dante Lebenssterne, Goldene Kugeln, verlorene Seelen, Schlüssel für Geheimtüren mit
Spezialmissionen und Dämonentriebenergiesterne ein. Letztere katapultieren aller Gegner
bei voller Leiste in die Lüfte und werden dann genüsslich vom Dämonen-Dante zu
Konfetti zerfetzt.
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Viel Kritik prasselte auf die Entwickler von Capcom nieder, als die ersten
Bilder des neuen Dante auftauchten, aber man blieb dem eingeschlagenen Weg
treu und hat meiner Ansicht nach mit dem neuen Spieldesign den besten Teil der
Serie geschaffen. Bei der Steuerung und dem Kampfsystem gibt es rein gar nichts
zu meckern; visuell sind die Level wirklich beeindruckend gestaltet, die Dämonen
und Boss- Gegner sind abwechslungsreich und erfordern mit der neuen Dämonen/ Engelsbewaffnung
wirklich taktisches vorgehen. Einfach ein gelungener Mix aus Kämpfen, Hüpf- und Tarzan-
Einlagen, kleineren Rätseln, guter Story, toller Optik und genialer Soundkulisse. Seit
langem wieder ein Titel, wo ich nicht das Ende herbeigesehnt habe, sondern gerne weitergespielt
hätte (Profis werden leider schon nach 8-9 Stunden das Ende im Normalmodus sehen).
Kurzum, Dante war niemals cooler. Minimum 4 von 5 Dämonentriebsternen.
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