Mein persönliches Spiel des Jahres 2011 war keiner der großen Titel,
sondern ein kleines, relativ unbekannt gebliebenes Spiel Namens Ghost Trick.
Wundervolle Optik und Musik gepaart mit einem komplett frischen Spielprinzip und
einer packenden Story. Endlich einmal weg von den endlosen Neuauflagen die einem Jahr
für Jahr beschert werden. Lustigerweise ist der genannte Titel von Capcom, einer Firma
die ansonsten mit gefühlten 300 Street Fighter, Resident Evil und Mega Man Auskopplungen
das System der... nennen wir es 'unüberraschenden'... Fortsetzung und Franchise-Melkung gut beherrscht.
Jetzt steht also Resident Evil: Revelations vor der Tür und ich muss es ob der
sehr offenen Einleitung direkt anmerken: Es ist anders, innovativ, spannend und ein
ernsthafter 'Spiel des Jahres' Anwärter.
In echt fast genauso schön wie auf den Fake-Screenshots. |
Doch einmal von Anfang an für alle Unsicheren und Neulinge.
Es gilt eine Verschwörung aufzudecken rund um Biowaffen, Viren, Terroristen und
Verräter in den Reihen der zwei zuständigen Sicherheitsbehörden. Das Thema
Verschwörung wird dabei ungewöhnlich großgeschrieben (weswegen ich nicht weiter
auf die Geschichte eingehe), was dazu führt, dass selbst abgestumpfte Serien-Veteranen
wie ich bei dem wendungsreichen Plot wieder ein Gefühl der Spannung und Misteriösität
wie im Erstling verspüren können.
Eine noch viel größere Stärke als die Geschichte selbst ist deren Erzählart
und die damit verbunden Auswirkungen aufs Spiel. Resident Evil: Revelations
ist in diverse Episoden aufgeteilt, ähnlich einer Fernsehserie; springt man
zu einer neuen Episode oder lädt das Spiel neu erscheint auch ein Vorspann mit
den Zusammenfassungen der letzten 'Folge'. Aber auch innerhalb der Episoden gibt
es Schnitte. So kann es sein, dass ihr in einem Moment in einer riesen Bürolobby
mit Automatikwaffen in ein Pulk von Gegnern bratzt, nur um in der nächsten Szene
mit einem anderen Charakter völlig unbewaffnet einem viel gefährlicher wirkenden
einzelnen Gegner in einem klassischen Herrenhaus-artigen Areal gegenüber zu stehen.
Diese Schnitte, sind Cliffhangermäßig nicht nur spannend gesetzt sondern sorgen auch
für ein angenehmes Spielgefühl, eine Portion Abwechslung und ein Gleichgewicht
zwischen Grusel und Action.
Denn Resident Evil: Revelations fühlt sich in gewisser Weise an wie ein Hybrid.
Ja, man steuert seine Figur in 3rd Person Perspektive durch die Areale und schießt
um sich wie in Teil 4 oder 5 (wobei man jetzt beim zielen auch gehen kann), rückt
aber von der Atmosphäre wieder sehr stark in Richtung der alten Teile. Böse Zungen
unterstellen eine gewisse Charakterlosigkeit, für mich persönlich dagegen ist das
klassische 'gruselige' Resident Evil endlich im 21. Jahrhundert angekommen.
Macht euch also bereit wie anno dazumal jede Patrone in euren Feuerwaffen per Hand abzuzählen,
nicht jeder Gegner ist des Beschusses würdig und Munition knapp und wichtig zum Überleben.
Forschernaturen erhalten allerdings mit 'der Gerät' etwas Unterstützung; das Genesis... 'Dings' ist ein
pistolenartiger Scanner mit dem ihr, ähnlich wie in Metroid Prime, die Umgebung in Ego-Sicht untersuchen
könnt. Dabei hebt das Teil nicht nur versteckte Items, wie Munition und Heilpflanzen hervor, sondern scannt auch
die Gegend nach Fingerabdrücken ab (Bonus), sowie Gegner zur Erstellung eines Gegengifts; sprich, alle paar gescannte
Gegner spendiert euch das Gerät ein Heilkraut.
Nebel, Bloom und schöne Ausleuchtung schaffen Atmosphäre. |
Doch noch einmal ganz kurz zurück zu den 'Schnitten' bzw. 'Szenenwechseln' - denn Resident Evil: Revelations ist
in Deutschland glücklicherweise ungeschnitten: Diese Schnitte sorgen für einen Wechsel der Szenarien,
darunter u.a. ein altes Kreuzfahrtschiff, ein Bürokomplex einer Sci-Fi Stadt und die Arktis,
was natürlich nur dadurch erreicht werden kann das man die zu spielenden Charaktere
wechselt. Derer gibt es insgesamt 6, die wie in Teil 5, immer in 2er Grüppchen
unterwegs sind. Da der zweite Charakter aber immer von der CPU gesteuert wird
und mehr dazu dient etwas Atmosphäre in Gesprächen aufzubauen und ein wenig Deckung
zu geben, entfällt hier aber die komplette Item Verwaltungs- und 2-Spieler Rätsellösungsproblematik.
Schrieb ich der zweite Charakter wird immer von Computer gespielt? Nun, das ist nur die halbe Wahrheit.
Denn neben dem Hauptspiel, das man gerne mehrmals spielen kann um mit verbesserten Waffen auf
einem höheren Schwierigkeitsgrad von vorne zu beginnen und Achievements freizuschalten, gibt
es auch einen Multiplayermodus. Den schaltet man ebenfalls erst über die diversen Achievements im
Spiel frei und kann fortan lokal oder im Netz mit einem Partner eine Hetzjagd in verschiedenen
Spielarealen beginnen. - Jeder der sich Resident Evil: The Mercenaries 3D gekauft hat,
darf sich jetzt selbst kasteien... oder die Entwickler.
Eskimomösen sind furchtbar kalt! |
Wo wir bei Mercenaries sind: Ganz so viel Charaktere wie dort stehen (im SinglePlayer) freilich nicht zur Auswahl,
von den klassischen Charakteren nur Chris Redfield und Jill Valentine. Dafür steuert es sich, sofern ein
Circle Pad Pro vorhanden ist, mit dem zweiten Analogknubbel wesentlich flotter.
Gemessen an dem bereits sehr ansehnlichen Titel sieht Revelations zusätzlich auch noch mal Klassen
besser aus und hört sich auch so an. Hervorragende Ausleuchtung, Bloom und Nebel Effekte
sowie ein kopfschmerzfreies 3D in wundervoll detaillierten Szenarien und Charakteren sind
die neue Referenz auf dem 3DS. Der 3D Modus lässt sich zudem noch via Optionsmenü extrem weit
verstärken, was dann allerdings zu implodierenden Augäpfeln führen könnte. Nicht 3D-Spieler
freuen sich, dass das Spiel die freigewordene Leistung für Kantenglättung nutzt und die selten
auftretenden Bildrateneinbrüche komplett entfallen. Die Musik und Athmo-Sounds sind hervorragend
und auch die erstmals deutsche Synchronisation weiß zu gefallen. Zu meckern gibt es aber auch etwas:
Die Standard Geräusche, wie das Nachladen, Schießen etc. wirken niedrig und schlecht gesampelt, die
Gegner Designs (auf dem Schiff) wirken generisch und wenn ein Raum klar sichtbar mit Gasflaschen
vollgepfropft ist - was dem Spieler klar sichtbar einen gleich erscheinenden
Endgegner ankündigt - fehlt nicht nur der Schock-Moment sondern lüftet sich auch
der Schleier der Glaubhaftigkeit und Immersion.
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