Eigentlich ist es ein absolutes No-Go, wenn Spielefirmen ein und dasselbe Spiel immer wieder neu aufwärmen,
ohne dabei wirkliche Neuerungen zu präsentieren. Es gibt wenige Titel, die das dürfen und da stellt sich die Frage:
Gehört Professor Layton dazu?
An dem Spielprinzip hat sich tatsächlich seit dem ersten Spiel von 2008 nichts geändert.
Professor Layton ist ein charmant gestaltetes Denkspiel, in dem man gemeinsam mit dem
Titelhelden und seinem Assistenten zahlreiche kleine Rätselspiele lösen muss während man
das große Mysterium des Hauptspiels erkundet.
To the rescuuuue: Professor Layton und Luke kommen nie zu spät. |
In diesem Fall handelt es sich bei dem großen Mysterium um rätselhafte
Vorkommnisse in dem verschlafenen Örtchen Misthallery. Ein besorgniserregender Brief eines
alten Studienkollegen und jetzigen Bürgermeisters von Misthallery lockt den Professor mit der
exzentrischen Kopfbedeckung in die Stadt. Diese wird von einem riesigen schwarzen Phantom heimgesucht,
das Misthallery nach und nach dem öden britischen Erdboden gleichmacht. Mit auf die Reise ins Ungewisse
nimmt Professor Layton seine neue Assistentin Emma. "Haaalt!" höre ich die treuen Layton Fans rufen
"Was ist aus Luke geworden? Luke ist doch eigentlich Professor Laytons Assistent!".
Und hier liegt auch schon der Kniff des neuen Layton- Spiels. Es ist ein Prequel.
Die Geschichte spielt drei Jahre vor Professor Laytons erstem Abenteuer Professor Layton und das geheimnisvolle Dorf.
Schon damals erkundete der Professor gemeinsam mit seinem frühreifen Assistenten, Knobelboy Luke das Geheimnis einer
etwas seltsamen kauzigen Stadt mit seinen noch seltsameren und kauzigeren Einwohnern.
In Professor Layton und der Ruf des Phantoms erfährt man, wie die beiden sich
kennengelernt haben und die gemeinsame Begeisterung fürs Rätselraten sie zu treuen Weggefährten machte.
Soweit so gut. Und wie sind die Rätsel? Die Stärke aller Professor Layton-Spiele war es immer schon,
dass die Rätsel nicht in einem trockenen Kontext präsentiert werden, sondern sehr charmant und mit einer
wunderhübschen Grafik in Szene gesetzt werden. Dabei fällt mit dem vierten Teil der Serie langsam auf,
dass gewisse Rätselarten etwas zu inflationär eingesetzt werden und sich bis auf kleine Variationen wiederholen.
Waren es im 1. Teil zum Beispiel die Schafe und die Wölfe, die gemeinsam ans andere Ufer eines Flusses gelangen müssen,
so sind es im neuen Teil Katzen, Hunde und Küken. Das bedeutet jedoch nicht, dass Spieletester jenseits der
Volljährigkeitsgrenze nach vier falschen Lösungen eines vermeintlich kinderleichten Rätsels und Einsatz aller drei
Hinweismünzen nicht immer noch verzweifelt in den DS beissen.
"Mein Vater war Lagerist und wurde von einer riesigen Kiste erschlagen. Dazu fällt mir ein passendes Rätsel ein."
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Zum Glück hat man die Freiheit jederzeit ein Rätsel beiseite zu legen und es später zu lösen.
In der Zwischenzeit kann man sich den drei Minispielen widmen. Während man in einem Minispiel einen Zug von
Bahnhof zu Bahnhof bis zum Ziel lenken muss, ist es in dem anderen Minispiel ein Fisch, dem man mithilfe von
Luftbläschen einen Weg durch die einzusammelnden Goldmünzen schafft. Im letzten Minispiel geht es um reine
Wortakrobatik. Letztendlich bieten diese Minispiele eine gelungene Abwechslung, bei der dem Gehirn auch mal
eine verdiente Ruhepause gegönnt wird.
Leider wird dem deutschen Spieler das epischste der Bonusspiele vorenthalten. Das etwa 100stündige Rollenspiel
London Life bei dem man seinen Lieblings-Layton-Charakter spielen kann, wurde für die deutsche Fassung gestrichen.
Die Vermutung liegt nahe, dass Nintendo die Lokalisierung zu aufwendig war und sie sich für die Zahl der deutschen
Laytonkäufer nicht lohnt.
Mitternächtliche Spaziergänge verbessern den Teint
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Nicht viel hat sich an der Art geändert, wie man die Rätsel in den sonstigen Spielverlauf eingebaut hat.
Nämlich gar nicht. Meistens jedenfalls. Das führt oft zu etwas absurden Bemerkungen wie zum Beispiel
"Oh, schau Luke. Ein Besenstiel. Dazu fällt mir ein passendes Rätsel ein!". Doch die einfachen Dialoge tragen
sicherlich auch zum naiven Charme der Reihe bei.
Was immer noch grandios funktioniert sind die liebevollen Trickfilmsequenzen, die als Cutscenes eingesetzt werden.
Das Animehaftige eher reduziert gehaltene Character Design der Figuren trifft auf aufwendig designte Hintergründe.
Das Phantom selbst erinnert manchmal sogar etwas an die fantastischen Figuren der Studio Ghibli-Filme mit dem das
Professor Layton-Entwicklerstudio sich an anderer Stelle zusammentat, um das Rollenspiel Ni No Kuni zu
produzieren.
Fazit | Insgesamt gesehen bietet Professor Layton und der
Ruf des Phantoms wirklich nicht viel Neues. Die Art der Geschichte ist dieselbe wie bei den Vorgängern, an der Grafik
und im Gameplay wurde nicht bahnbrechend herumgeschraubt und die Rätsel kommen einem streckenweise auch etwas zu bekannt vor.
Aber das muss nicht unbedingt etwas Schlechtes heißen.
Die echten Innovationen warten hoffentlich auf Besitzer eines 3DS für den im
nächsten Jahr Professor Layton and the Mask of Miracle erscheint.
Neueinsteiger, die noch keinen einzigen Professor Layton-Teil gespielt haben, werden ihren
Spaß dabei haben die bunte Welt zu erkunden. Die alteingesessenen Kenner der Serie bekommen ein
schickes Prequel und das, worum es eigentlich geht:
Denksport!
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