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Ausgewählter Test:
Review
  XENOBLADE CHRONICLES
  [ Nintendo Wii ]   

XENOBLADE CHRONICLES Als die PS2 zu ihrem Ende kam, welches sich überraschenderweise über Jahre zog, erschienen einige der besten Titel überhaupt für das System. Xenoblade Chronicles löste schon in der Vorschau bei vielen Wii-Besitzern die Hoffnung auf einen ähnlichen Reigen exquisiter Perlen aus. Immerhin gibt es bis heute nur eine Handvoll guter RPG-Titel für Nintendos kleine Kiste und auch grafisch wurden die Möglichkeiten bisher nur von Nintendo-eigenen Titeln ausgereizt. Platziert Monolith Soft hier also die lang erhoffte Erlösung, oder nur einen weiteren Schonkosttitel?

Xenoblade Chronicles wirkt wie ein klassisches Japan-RPG, welches aber bemüht ist neue, eigene Akzente zu setzen. Dies beginnt schon bei der Hintergrundgeschichte.
Vor Urzeiten kämpften die zwei Titanen, Bionis und Mechonis, einen kosmischen Kampf gegeneinander. Die Körper beider Titanen bilden im Spiel die Welt für eine ganze Schar, durchaus stereotypischer Fantasyvölker.
Die Bewohner von Mechonis, die Mechons, fielen über die Nachbarvölker auf Bionis her und es kam zu gewaltigen Kämpfen. Im spielbaren Prolog erlebt man dabei wie der Kämpfer Dunban mit dem Götterschwert Monado die Mechons zurückdrängte, aber dafür selbst einen hohen Preis zahlt.


Schwachsinnig: Lichtschwert mit Klingenschutz

Die eigentliche Handlung setzt ein Jahr später ein. Man übernimmt den jungen Shulk, der zusammen mit seinen Freunden in einem kleinen harmonischen Dorf lebt und in seiner Freizeit die Geheimnisse des Monado erforscht. Dunban als versehrter Veteran kann die Klinge nicht mehr führen, aber da die Mechons vertrieben wurden besteht ja auch kein Bedarf an einem Streiter der dazu in der Lage ist.

Natürlich ist bleibt dies nicht von Dauer. Wie zu erwarten kehren die Mechon zurück und schließlich muss Shulk selbst die Klinge der Götter schwingen um die Blechungetüme zu vertreiben. Es kommt wie es immer kommt, wenn ein Junge und ein Schwert in einem Japanrollenspiel aufeinandertreffen: Sie ziehen los um die Welt vor dem Untergang zu retten.
Ok, in diesem Fall geht es erst mal nur um persönliche Rache, aber dass sich das noch im Lauf der Handlung ändern wird, sieht selbst ein Blinder.

Kommen wir mal zum Gameplay. Da wäre zuerst einmal das Kampfsystem.
Gekämpft wird in Echtzeit; während man den Charakter steuert, schlägt er mit der Standard Attacke auf den Gegner ein, während ihr genauere Angriffstechniken auswählt. Füllt man eine Spezialleiste kann man eine Kombo mit der gesamten Heldengruppe starten, die sich mit Geschick auch ziemlich verlängern lässt.
Daneben ist auch wichtig von welcher Seite man Gegner attackiert, ebenso sollte man darauf achten, je nach Zustand des Gegners, die passende Art von Attacke zu wählen. Strategie und Timing werden erfreulich groß geschrieben.

Mit gesammelten Materialien und Kristallen kann man die eigene Ausrüstung weiter aufrüsten und in bestimmte Richtungen spezialisieren. So macht es Sinn das Schwert des Kämpfers mit kraftfördernden Kristallen zu versehen, während die Sanitäterin Ätherfördernde Kristalle in ihr Scharfschützengewehr einsetzt. - Ja, sie heilt mit Gewehrschüssen, bitte keine weiteren Fragen! -
Hierbei darf man vielseitig experimentieren und muss kein Lehrgeld zahlen, da man einmal eingesetzte Kristalle auch wieder entfernen kann.

Als besonderes Schmankerl gibt es noch das Harmonie-System. Dies spiegelt die Beziehungen sowohl unter den Gruppenmitgliedern, als auch unter den NSCs wieder. Während verbesserte Beziehungen unter den NSCs meist nur nette Geschichten und hier und da ein paar Items freischalten, ist die Harmonie in der Gruppe ein Kernelement des Gameplays.
Charaktere können, bei ausreichend hoher Harmonie, Fähigkeiten von anderen Charakteren übernehmen, wodurch sich der gesamte Kampfstil verändern lässt, je nachdem mit welchen Charakteren die Gruppe bestückt ist. Auch bei den Kombos bestimmt die Harmonie die Chance auf erfolgreiche Aneinanderkettungen. Gesteigert wird sie durch unterstützende Aktionen im Kampf, aber auch durch Gespräche die man führen kann. Für letztere sind aber meist schon nicht geringe Harmonie-Werte nötig. Wer also diesen durchaus sehr interessanten Part der Story erleben will, wird viele Monster jagen müssen, bis die Harmonie stimmt.

Stichwort Monster. Anders als in den meisten Spielen dieses Genres greifen längst nicht alle Monster von selbst an. So kann man in vielen der wunderbar abwechslungsreich gestalteten Landschaften einfach querfeldein zum nächsten Ziel rennen, ohne sich zwanghaft durch jedes auftauchende Monster metzeln zu müssen.


Unrealistisch: Voller Kleiderschrank bei Männern

Wer schon im Vorfeld über die Grafik von Xenoblade Chronicles gestaunt hat kann beruhigt sein. Sie ist tatsächlich so gut wie sie auf dem Vorabmaterial aussieht, wenn auch technisch bedingt weniger scharf aufgelöst als bei den Konkurrenzkonsolen. Aber endlich gibt es einen Nicht-Nintendo-Titel der zeigt was die kleine Kiste kann und man darf wohl sogar annehmen dass noch ein Quäntchen mehr drin steckt.
Abgesehen von den Gesichtern, die ein paar mehr Polygone oder wenigstens etwas schärfere Texturen vertragen könnten, gibt es wirklich keinen Grund zu meckern. Detaillierte Figuren, eine mehr als beeindruckende Weitsicht, keine Tricksereien mit Nebel, keine aufpoppenden Gegenstände oder Gebäude, kurzum: Ein wirklich sehenswerter Titel, der selbst einen Vergleich mit dem PS2-Epos Final Fantasy XII nicht zu scheuen braucht.


Übersichtlich: Klare Beziehungskisten

Technik allein macht aber noch keinen Gesamtsieg, selbst wenn das Spiel eine gute Handlung und Gameplay aufweist, kann das Gesamtbild noch durch viele Nebensächlichkeiten stark getrübt werden. Doch die sucht man glücklicherweise mit der Lupe. Dass man nah am Gegner bleiben muss um attackieren zu können geht schnell in Fleisch und Blut über. Etwas lästig sind die kurzen, aber noch bemerkbaren, Ladezeiten wenn man in die Menüs geht. Dafür gibt es im Spiel sonst so gut wie keine Ladepausen, aber da alle Spieldaten permanent von der Disc gestreamt werden.
Entschädigt wird man mit einem fantastischen Score der zweifellos zum aktuell bestem im Genre gehört und auch die Designer dürfen sich auf die Schultern klopfen. Bis auf einige wenige technisch angehauchte Gebiete, war die Gegend nie öde, sondern man hatte immer eine interessante und zur Entdeckung ermunternde Landschaft vor sich. Dank diverser Nebenquests und einem offen gestalteten Skillsystem gibt es auch für Hardcoregamer wohl genug Anreiz viele Stunden vor der Konsole zu verbringen.

Ob man Xenoblade Chronicles gleich mit dem Flaggschiff von Square vergleichen soll, ist fraglich.
Das Spiel kommt ziemlich wuchtig und von sich selbst überzeugt daher, ohne aber zu angeberisch zu wirken. Auch der Spagat zwischen klassischen Elementen und eigenen Ideen gelingt. Ob man sich mit dem Echtzeitkampfsystem und den Kniffen der Harmoniebeziehungen anfreunden kann ist wohl primär Geschmackssache. Hardcoregamer mögen sich vielleicht etwas unterfordert fühlen, erhalten allerdings eine immense Spielzeit. Es als bestes RPG für die Wii zu bezeichnen ist platt und untertrieben, da es leider zu wenig ernsthafte Konkurrenz gibt.
Mit ganz wenigen Macken, aber viel Mut zur Klassik versetzt mit neuen Ideen, kriegt Xenoblade Chronicles verdiente:

  -  Alexander Lachwitz

PS: Nicht zuletzt muss man den Entwicklern für eines der realistischsten Rüstungssets der jüngeren Spielegeschichte danken. Wo andere Titel knappe und knappste Kettenbikinis mit überirdischen Werten ausstatten, nur damit man viel nackte Haut sieht, hat Monolith Soft mitgedacht und ein Rüstungsset ins Spiel eingebaut das nur aus Ölen bestehen. Gemäß der Strand-Kleidervorschrift tragen die Charaktere dann nur das nötigste, während die Öle die gesamte Haut bedecken und zuverlässig vor Schaden schützen. So soll das sein! Und bevor hier jemand schreit, mit dem Öl kann man natürlich auch die maskulinen Testosteroncharaktere ausrüsten, als wenn wir etwas anderes im Sinn hätten.


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