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[ PC / Xbox360 ]
Mit viel Tataa wird aktuell für ein neues ActionRollenspiel für Xbox360 getrommelt: Fable III.
Die einschlägigen Spieleseiten im Internet und die Werbebroschüren der ElektroDiscounter (Weihnachten!) sind voll davon.
Da erreicht die Botschaft vom neuen Hit natürlich auch mein Gehirn - Hurra!
Folglich gehe ich Demolitionsquad-Macher DS_Nadine auf den Geist und bettele ihn an, mir eine
Version des Spiels über seine legendären weit reichenden Beziehungen zu besorgen. Mein Ziel: ein neues
Testtagebuch vom 'übelsten Gelegenheitsspieler mit der minimalsten Frustresistenz'. - Peter Schaaff
Tag 1
Sofort schmeiße ich die Scheibe, die mir der Demolitionsquad-Chef am Abend bei Dauerregen in die Hand drückt, in die
Microsoft-Maschine. Ohne eine Lektüre des Handbuchs stürze ich mich umgehend (nach der Installation auf Festplatte)
in die 'Revolution', die mir die Verpackungsrückseite verspricht. Was folgt sind ziemlich exakt fünf Stunden
Dauerspiel (bei 1 x drei Minuten Unterbrechung zum Kekse holen):
Das Spiel beginnt mit einem stimmungsvollen und beeindruckenden Intro. Die viktorianische Welt der Hauptstadt
Albion ist toll in Szene gesetzt.
Danach heißt es, das Geschlecht des Charakters zu wählen. In der bewährten Tradition des CrossDressing bei
demolitionsquad.de ziehe ich als 'Prinzessin' los. Die nächste Stunde bringt mir die Bedienung des Spiels,
meinen Charakter und dessen Freunde/ Begleiter und die üble Situation, in der sich meine Welt befindet, nahe.
Das alles ist wunderschön inszeniert, die Handlung geht flott voran und die Stimmung in einer Mischung von
Steampunk und Filmen wie 'Gangs of New York' oder 'Sissi die junge Kaiserin' (der Streifen aus den 50ern mit
Romy Schneider - nicht die Bully-Version!), nimmt mich gefangen.
Dabei wissen die deutschen Sprecher wirklich zu überzeugen. Im bisherigen Spielverlauf hat es zudem keine
peinlichen Quäker oder uninspirierte Labereien, noch nicht mal bei den Nebenfiguren. Wirklich toll.
Le Frisur
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Interessant für Puristen: die nicht auf der DVD enthaltene englische Sprachversion mit Stimmen wie der von
Sir Ben Kingsley ('Ghandi') oder John Cleese ('Monty Phyton') will Microsoft zum Download bereitstellen.
Schon jetzt kann ich mit den zahlreichen Leuten im Schloss interagieren und 'reden'. Ich will aber wissen,
was es mit der miesen Stimmung hier im Palast auf sich hat und folge ohne große Umwege oder Abstecher dem
leuchtenden Pfad (der mich immer zum Ziel meiner aktuellen Aufgabe führt) zu den nächsten handlungsrelevanten
Personen und Szenen. In Rekordzeit lerne ich nebenbei 'Küssen', 'Händchen halten' und 'Fechten' - Respekt. Dabei
ist mir auch nicht die tolle Oberweite meiner Heldin im Weg, die in dem von mir gewählten legeren Outfit, einer
weißen Bluse mit tiefem Ausschnitt, sehr ansprechend zur Geltung kommt.
Dieser ausgewachsene und aparte Frauenkörper ist ein erster Hinweis auf das angepeilte 'erwachsene Publikum'
bei Fable III. Das wird mir dann überdeutlich bei der zweiten 'entweder oder'- Entscheidung, die ich auf
Aufforderung meines krassen Bruders, des Königs, zu treffen habe: Wer soll hingerichtet werden? Zur Auswahl
stehen mein (opferwilliger) Freund aus dem Palast (an dem ich 'Küssen' und 'Händchen halten' geübt habe)
oder eine Auswahl an jammernden Personen, die kurz vorher vor dem Palast mit dem Pöbel protestiert haben?
Da gibt es keine Möglichkeit, mich zu drücken. Hier werden 'Köpfe rollen'. Und ich bestimme, wessen Kopf.
Das nimmt mich natürlich schwer ein gegen meinen regierenden König und Bruder. Und auch ein wenig gegen
die Spieledesigner, die mir hier keine Möglichkeit geben, einer solchen Entscheidung auszuweichen.
Vielleicht ist diese Szene gedacht als ein erster Hinweis für Erstspieler der Fable-Serie, dass in
diesem Spiel auch 'moralische' Entscheidungen für den weiteren Spielverlauf und die Entwicklung meines
Charakters eine Bedeutung haben sollen. Warum ich dann aber zum Beispiel nicht nichts tun kann (und damit
'eine weiße Weste behalte') spricht aber gegen eine wirklich 'freie Wahl bei allen meinen Handlungen'
und mehr für einen inszenierten Paukenschlag, um die Spieler zu schocken und damit für das Spiel einzunehmen.
Ein klitzekleines Wenig erinnert es an die Möglichkeit bei Red Dead Redemption, Frauen zu fesseln und auf die
Gleise zu legen - ein eher sinnloses Feature, dass aber viele minderjährige, noch in der Entwicklung befindliche
und für jedwede Extreme leicht zu begeisternde Spacken zum Kauf des Spiels bewegt hat.
Dergestalt emotionalisiert flüchte ich mit Hund, Fechtlehrer und Hausangestelltem aus dem Palast
durch die Kanalisation in die Welt da draußen: Albion.
Tag 2
Bei Fable III ist das Gamepad recht übersichtlich belegt: Tränke und magische Sprüche z.B. liegen bei
Bedarf automatisch auf dem Steuerkreuz und Magie / Fern- / Nahkampfwaffe + Blocken / Interaktion auf
den farbigen Knöpfen. Alles was mit Gegenständen, anwählbaren Fähigkeiten, Übersichtskarte oder Multiplayer
zu tun hat, wird im 'Unterschlupf' geregelt, der über den Pause-Knopf aufgerufen wird und von der Königinmutter
in den Fels unter der Hauptstadt gekratzt wurde. Hier erwartet meine Prinzessin der mit uns geflohene Butler,
der alles erklärt, immer wieder Tipps gibt und unsere modischen Entscheidungen kommentiert. In den einzelnen
Räumen werden die gesammelten und sonst wie erworbenen Gegenstände und Fähigkeiten, auf schicke Art & Weise
und sehr anschaulich in Szene gesetzt und verwaltet. Hier hat es die Möglichkeit, sich variantenreich ein-/ an-/ aus- und
umzukleiden, Tätowierungen und falsche Bärte anzulegen, Kleidung und Haare zu färben, Zaubersprüche
zu wechseln/ zu kombinieren oder Einstellungen für den Multiplayer- Bereich zu regeln.
Zu letzterem gibt es in einem späteren Spieletagebucheintrag mehr. Nur soviel sei schon gesagt:
Ich kann einen zweiten Spieler direkt auf meiner Xbox, mit einem zweiten Joypad bewaffnet, an dem
Abenteuer teilnehmen lassen. Das klingt ziemlich cool und wird baldigst ausprobiert!
Auf einer schick animierten, intuitiv zu bedienenden Übersichtskarte steuere ich den nächsten
handlungsrelevanten Ort an. Der ist Teil einer frei begehbaren Welt mit weiteren Städtchen und
Plätzen, die ich sowohl zu Fuß als auch direkt per Schnellreise über die Karte erreichen kann.
Zu Fuß habe ich des Öfteren mit ungepflegten Urvätern des deutschen Schäferhundes zu tun, an
denen ich meine neuen Waffen und magischen Sprüche ausprobieren kann (und Punkte in Gildensiegelwährung
sammle). Dabei laufe ich durch eine bezaubernde frühwinterliche Bergwelt, die schön in Szene gesetzt
ist (und in der halt nur ab und zu diese zerlumpten Altpudel mich daran erinnern, dass ich nicht im
heimischen Allgäu lustwandle).
Schon bald geht es auch in die unterirdischen Etagen einer Akademie oder das Innere eines
Berges mit hauseigener Seilbahn (die aber nicht ganz TÜV-tauglich daherkommt). Diese herrlich
düsteren Räume glänzen mit viel Atmosphäre, atemberaubenden Schluchten und unterschiedlichst
gestalteten Ecken und Winkeln, in die uns mein Schatz- und Grabungsortgeeichter Hund nach
einem warnenden Bellen gerne führt. Es gilt dort Kisten mit Gold oder Edelsteinen zu öffnen
und nach Lebenstränken zu buddeln.
Industriepirat
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Unser treuer Begleiter Schnüffelnase Wauwau kann auch geknuddelt oder mit 'Apportieren' bespaßt
werden. Inwieweit das seinem Seelenheil zuträglich oder spielrelevant ist kann ich leider noch
nicht sagen. Beim Umgang mit den zahlreichen Bewohnern der Städtchen und Lager ist eine solche
'Interaktion' auch möglich. Hier kann ich mir mehr Gildensiegelwährung verdienen und 'Freundschaft'
und 'Loyalität' (wichtig für Nebenaufgaben und die angestrebte Revolution, die unter meiner Führung
den bösen Bruder und König stürzen soll) erwirtschaften. Dabei sind die Leute natürlich nicht
zu streicheln oder zum Stöckchen holen zu animieren. Vielmehr begeistere ich sie mit einer stetig
wachsenden Auswahl an Posen, gepfiffenen Liedern oder Fürzen. Dazu gibt es dann noch
ausführliches 'Händeschütteln' im Gangsta-Style. Das wirkt besonders zu Beginn des Spiels,
mit mir zu diesem Zeitpunkt wildfremden Personen, nicht sehr 'echt' und eher
anbiederisch und aufgesetzt.
Ganz anders die Möglichkeit, die Laute für die Leute zu spielen und damit ein wenig Gold zu machen.
Die dabei entstehenden kurzen Musikpassagen sind, sofern ich richtig auf die entsprechenden Knöpfe am
Pad drücke und mich mein leider unmusikalisches Ohr nicht narrt, abwechslungsreich und sehr nett anzuhören.
Darum investiere ich sobald möglich Teile meiner Gildensiegelwährung auf der 'Siegerstrasse'
auch in bessere Lautenfähigkeiten.
Die 'Siegerstrasse' ist Sinnbild meines Vorwärtskommens in Fable III. Sie öffnet nach
Abschluss einer Hauptaufgabe ein weiteres Teilstück und gibt mir dort die Möglichkeit,
meine Fähigkeiten zu leveln oder gleich ganz neue zu erwerben.
Dazu gehören auch 'rundum sorglos'-Pakete die Liebe, Flirten und Häuserkauf ermöglichen.
Laut Entwickler Lionhead werde ich heiraten und Sex haben, schwanger werden und meine Kinder ins
Waisenhaus geben können. Aber: Hey - würde ich das wirklich wollen säße ich doch
nicht nächtelang vor einem Videospiel!
Ich will Action - und die kommt reichlich! Um die erste, dreiteilige Hauptaufgabe zu lösen muss ich unter
anderem eine böse Söldnertruppe und ihren noch viel böseren Anführer eliminieren.
Dazu verkleide ich mich als einer der ihren (mein falscher Bart, blau gefärbt, steht mir richtig gut),
gehe in ihr Lager und metzele mich bis zum Showdown in die dortige Arena; jedoch nicht ohne auf dem Weg
dorthin einen der gesetzlosen Buben mit einem fulminanten Monsterfurz zum Kotzen zu bringen.
Während dem Showdown/ Kampf mit dem Levelboss kommt es zum ersten wilden
‚Knöpfchen- drücken- Joystick- nach- rechts- und- links- ziehen- verzweifelt- Tränke-
aktivieren- auf- dem- Steuerkreuz' in meiner jetzt vierstündigen Fable III-Karriere.
Ich gehe zu Boden, verliere die zuletzt erworbene Gildensiegelwährung, nehme den Kampf
wieder auf und schicke mit schmerzendem Daumen den Söldneranführer auf die Bretter. Der
Typ gibt sich geschlagen und ich habe wieder die Wahl. Diesmal: Töten oder begnadigen.
Der goldene Halbmond senkt sich
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Diese Wahl stellt sich nach dem Endkampf gegen ein Volk hässlicher Zwerge nicht.
Die sind zum Teil in an napoleonische Pioniere der Grande Armée erinnernde Uniformen
gekleidet und haben Magier in ihren Reihen. Hier wird gehauen, geflämmt und geschossen
bis sich nichts mehr bewegt. Böse, böse. Aber die kleinwüchsigen Missgestalten (die wohl
schon öfter beim Schwarzfahren in der Bergseilbahn erwischt wurden und deshalb den Kasten
zum Absturz brachten) mag ja auch der Fechtlehrer nicht, der uns auf dieser Mission begleitet
und zum fröhlichen Morden anstachelt: Jihad unterm Berge!
Die eigentlichen Kämpfe bei Fable III sind toll inszeniert. Durch Wechseln der Waffen und der
Richtung, in die ich schieße, schlage oder meine Magie lenke, gestalte ich ein abwechslungsreiches
'Ballett des Todes' für stumme Knochenmänner, räuberische Söldner, irre Geistschauspieler und die eben
erwähnten hässlichen Zwerge. Dazwischen gelingt mir ungewollt immer mal wieder ein Finishing Move,
dargestellt in Zeitlupe, begleitet von den ungläubigen Kommentaren meiner Opfer. Das macht Spaß und sieht gut aus!
Fazit des ersten Tages: Fable III bietet eine außergewöhnliche und bizarre Welt, packt mich durch
seine tolle Atmosphäre und verspricht eine Menge abwechslungsreichen Spielspaß!
Tag 3
Aus 'nur mal eben reingucken' werden wieder 2 1/2 Stunden in Albion: Ich verteidige ein marodes Fort im Sumpf gegen
die 'Legion der Untoten' (süßer Daumenschmerz!), lerne kurz ein Dorf mit Ökoaktivisten kennen und betrete das düstere
Industriegebiet von Albion. Hier wimmelt es von stampfenden Maschinen, düsteren Brückenuntergängen, winselnden Bettlern,
traurigen Kinderarbeitern und gierigen Unternehmern (die ihre ganz eigene Art des Dialogs mit der unzufriedenen
Belegschaft haben). Kein Wunder, dass ich an einem solch Ort der frühindustriellen Ausbeutung auch das Zentrum
des organisierten Widerstands gegen die Tyrannei meines Bruders ausfindig mache. Leider fordert die wieder
einmal üppig bebuste Anführerin (immer schön mit dem LB ranzoomen, Kerls!) einen Haufen Gildensiegelwährung;
will sagen: Gute Taten/ erledigte Nebenquests, bevor sie sich mir mit ihrem verwahrlosten Haufen von
Sozialrevolutionären anzuschließen gedenkt.
Auf der schicken Karte von Albion checke ich die verfügbaren Quests an den verschiedenen Orten, die ich schon
freigespielt habe und suche mir die gewinnbringendsten heraus, um möglichst viele Gildensiegel auf einen
Schlag zu erhalten. Die einfacheren Quests, wie 'stelle Paket von A nach B zu', bringen neben einer Menge
Lauferei und Monsterdreschen wenig Abwechslung und noch weniger Zählbares ein (außer hier und da
eine 'Freundschaft' - aber die ist ja auch was wert). Da ist das 'Klatschspiel' in der gepimpten
Form mit irgendwelchen Stadtbewohnern schon einträglicher und weniger langatmig.
Hier im Industriegebiet habe ich 'im Ausverkauf' (so was gibt es wirklich im Spiel; die
Preise können auch wieder steigen) eine schicke Metallmaske als Teil einer 'Heldenausrüstung
für Herren' entdeckt. Die will ich mir unbedingt kaufen. Der Gesichtsschutz wäre ein schönes
Utensil für meine geplante eher düstere Ausrichtung meiner Heldin.
'Furzen' und fies sein zu den Leuten macht nämlich Spaß. Immer öfter wähle ich solche Optionen
bei der 'Interaktion' mit Nebencharakteren. Des Weiteren plane ich, das komplette Dorf der schon
erwähnten Ökoaktivisten niederzumetzeln (das 'Töten von Unschuldigen' ermöglicht eine Einstellung
über das Steuerkreuz). Mit dieser üblen Schandtat hoffe ich, einen ersten großen Schritt in Richtung
einer Wandlung zur Teufelin zu machen, die sich dann auch in meinem Äußeren niederschlagen wird: Ich
werde die ultimative gehörnte Todeskönigin schaffen!
Für eine zukünftige Gegenüberstellung knipse ich morgen ein Foto meiner aktuellen Figur mit der Digicam.
Mal schauen, wie sie dann in einer Woche aussieht, befleckt mit dem Blut von bestrohhuteten LatzhosenträgerInnen
und deren quengeligem Nachwuchs...
Tag 4
Mein erster Sex war sehr unbefriedigend. Trifft das im realen Leben eines Menschen leider auch allzu oft zu bin
ich in diesem Fall besonders tief enttäuscht. Denn es wird sich beim nächsten Mal wohl nicht wirklich etwas ändern:
Einem uninspiriertem Vorspiel ('Klatschspiel', 'Tanzen') folgt eine Wanderung händchenhaltend zur nächsten Brücke
(2 Schlägereien mit Söldnern eingeschlossen, die meine Verabredung treulich ignoriert und mich alleine kämpfen lässt)
und der Gang zum nächsten Bett (ich wähle eine Gastwirtschaft), in der es bei schwarzem Bildschirm zum ungeschützten
'Akt der Liebe' kommt (ich habe bisher noch keinen Laden gefunden, der Kondome verkauft), illustriert durch
Bettenknarren und einige launige Kommentare zu meiner Gelenkigkeit. Da ist das Studium der Rebellenführerin in
diversen Gesprächen doch sehr viel frivoler (und befriedigender) als dieser Teil einer Anti- Sexkampagne.
Es scheint, sein USK 16- Siegel verdient sich Fable III ausschließlich durch die Möglichkeit zu unmoralischen
Entscheidungen, die ich als neue Königin im Rahmen meiner nun täglich anstehenden Regierungsgeschäften treffen kann.
Da ich eine 'ultimative gehörnte Todeskönigin' schaffen will, zwinge ich unanständigerweise die Wüstenbewohner in meinen
Fabriken zu schuften, pumpe die Abwässer der Stadt in das Dorf der Latzhosen und lasse das Armenhaus zum Bordell umbauen
(um dort selber Sex bei schwarzem Bildschirm haben zu können?).
Dabei steht mir bei der Umsetzung solch zweifelhafter Entscheidungen (die aber mehr Geld in meine Staatskasse spülen)
der schrecklich fiese Unternehmer zur Seite, der mich als Prinzessin mit der genüsslich inszenierten Erschießung eines
Agitators und einer Kette von blutigen Partyspielen schockte. Alles Taten, für die er nach geltendem Recht in jedem mir
bekannten Land aus dem Verkehr gezogen und abgeurteilt werden müsste. Nur nicht in Albion. Da habe ich nicht mal die
Möglichkeit, diesen bösen Mann nach meiner Thronbesteigung zu dissen. Nur der düstere Königsbruder durfte bestraft (oder begnadigt) werden. Nun ist mir das Moralsystem mit den angeblich freien Entscheidungen in diesem Spiel endgültig suspekt. Wer hat sich diesen Misch aus unausgegorener Kapitalismuskritik, reißerischer Pseudoethik mit dem Gut/ Böse- Schema eines verkopfunfallten Chuck Norris nur ausgedacht, der den Hintergrund für meine Entscheidungsmöglichkeiten in Fable III darstellt?
Ich schnappe mir Hämmerchen und Pistole und suche Diamanten in der Wüste. Lieber eine asketische Einsiedlerin als
Königin einer drögen Gesellschaftsform, die mir obskure Entscheidungen ohne große Alternativen abverlangt und nur
Sex bei schwarzem Bildschirm bietet.
Tag 5
Zwischenbilanz:
Nach dem ich im letzten Eintrag des Spieletagebuchs hauptsächlich negative Kritik habe einfließen
lassen deucht mich nun die Zeit, eine kleine Zwischenbilanz zu formulieren. Als der Gelegenheitsspielers,
der ich nun mal bin, möchte ich festhalten: Fable III ist eines der motivierendsten und fesselndsten
ActionAbenteuer, die ich bisher gespielt habe. Die Welt von Albion ist überzeugend in Szene gesetzt.
Ich bin sofort drin. Ständig passiert etwas Neues. Die Geschichte geht flott voran. Trotz hier und da
einiger Clichés und Stereotypen überzeugen die Nebencharaktere des Spiels.
Ich wähne mich in der spielbaren Version eines sehr britischen Fantasy- Films. Der Schwerpunkt in
Fable III liegt weniger auf einer Beherrschung des Joypads* als auf der annähernd perfekten Simulation
einer viktorianisch- postpunkischen Welt für Einsteiger, die mich für schöne Stunden gefangen nimmt.
Spieler, die (wie auch ich) schon ein wenig Zeit in The Elder Scrolls IV: Oblivion oder Red Dead
Redemption verbracht haben oder sich dort gar zuhause fühlen, werden eine gefühlt weniger frei begehbare Welt
bemängeln, das zielgerichtete, den Spieler an die Hand nehmende Storyhandling und die etwas weniger detaillierte
Grafik (gegenüber RDR).
Für mich sind diese Spiele aber etwas Anderes als Fable III und nicht direkt zu vergleichen. Schlussendlich
verpassen Rollenspielpuristen einen herrlichen und flotten Zeitvertreib, wenn sie wegen der genannten Unterschiede
(oder weil sie 'Furzen' oder 'Klatschspiel' doof finden) dem dritten Teil der Fable- Reihe keine Chance geben.
*nicht zu sterben ist für mich ein schönes Feature
Tag 6
Kaum gedacht, schon gemacht: das Spiel ist offiziell zu Ende! Der Angriff der 'Großen Dunkelheit' hat nach einem Jahr Regentschaft stattgefunden. Ich habe die Schatten und ihre metallenen Helfershelfer zerhauen und Albion gerettet - bei hohen Verlusten an Menschenleben weil zu wenig Geld in der Kasse. Für mein teils böses Tun gab es Schatten um die Augen, den offiziellen Titel 'Heldin', zwei (?) weitere Quests und einen Haufen Geld.
Was bleibt sind ein Haufen Nebenquests, die in der Hektik der sich flott entwickelnden Geschichte ich zu lösen 'übersehen habe'. Die werde ich jetzt 'in Ruhe' angehen, definitiv meine 'Meuchelmörder'- Karriere weiter verfolgen und einige weitere Aufgaben freispielen, um auch den höchsten Grad der Waffen- und Magieperfektion zu erreichen.
Aber es ging ja auch so - obwohl bei nicht höchstgelevelten Fähigkeiten im Zaubern, Hauen und Schiessen die letzten Kämpfe in arge Knöpfchendrückerei und Reanimation der gefallenen Prinzessin ausarteten. Fable III gibt auch Spielern, die nicht alle Aspekte des Spiels wie komplettes Hochleveln der Fähigkeitstufen, Heirat, Elternschaft oder Vermieter- und Geschäftsimperiumskarriere mitnehmen wollen, die Möglichkeit, ein Held und der Abschlusssequenz ansichtig zu werden.
Von vielen dieser Aspekte habe ich erst durch das Studium anderer Beiträge in Foren und Magazinen erfahren. Deren bloße Existenz reizt mich aber nicht zu einem neuen Spiel. So werde ich mal schauen, was jetzt, im Nachhinein und ohne Einfluss auf mein Heldenabschlusszeugnis, noch so geht. Mein Spieletagebuch zu Fable III sei aber hiermit zu ENDE.
Links:
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