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LOVE PLUS
[ Nintendo DS ]
'Die erste virtuelle Freundin' und 'fühle Dich 365 Tage im Jahr geliebt' sind zwei vollmundige Ankündigungen auf der
Verpackung dieses 'Spieles'. Ist ein 'Liebessimulator' über haupt ein Spiel? Das ganze wirkt doch recht seltsam. Aber wie
Connie Francis so schön sing: Die Liebe ist ein seltsames Spiel... und
so auch Love Plus.
Dabei fängt alles ganz 'klassisch' an... zumindest wenn man jemals ein anderes von Konamis Datingspielen in die Hand
genommen hat. Ganz wie im Ur-Vater Tokimeki Memorial versucht man seinen
Schulalltag durchzuplanen (sprich: was-wird-wann gelernt, wann weggegangen, sport getrieben etc.), um sein Leben einigermassen in den Griff zu kriegen.
Typisch Frau: Brett vor'm auf'm Kopf!
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Jede dieser Aktivitäten steigert einen der vier Eigenschaftsbalken, die da sind: Sportlichkeit, Wissen, Gespür und Charisma.
Steht also z.B. eine Klassenarbeit oder ein Sportfest an, bleibt zu hoffen das euer Balken den Anforderungen entspricht.
Viel wichtiger in einem Dating-Spiel sind natürlich die Mädchen mit denen sich verabredet wird. Die haben ebenfalls
ein Auge auf eure Alltagsperformance, genauso wie sie ihre eigenen Ansprüche an einen potentiellen Partner haben.
Ein sportliches Mädchen hätte eben auch lieber einen sportlichen Freund. Love Plus stellt lediglich drei
Mädchen zur Auswahl. Waren es früher immer wesentlich mehr, waren sie jedoch immer enorm Klischeehaft und
eindimensional. Die nun reduzierten Drei sind zwar immernoch extremst unterschiedliche Charaktertypen, jedoch
schon annähernd menschlich und wesentlich Tiefgründiger. Das ist auch bitter nötig, denn imerhin wollen wir hier eine
dauerhafte Beziehung führen.
Tagesablauf festlegen: In den ersten beiden Tagesblöcken brauen wir
Molotowcocktails und fackeln damit unsere Freundin ab, um darüber einen Roman schreiben zu können.
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Das Spiel gliedert sich im wesentlichen in zwei Kapitel. Vor und Nach dem Liebesgeständnis.
Ein normales Datingspiel ist mit dem Liebesgeständnis beendet, hier geht es dann erst richtig los. Im ersten Teil hat der Spieler 100 Tage
um seine Werte zu pushen, dem Mädchen seines Begehrs möglichst oft über den Weg zu laufen und ihr den Hof zu machen.
Tretet in den selben Club ein wie sie, schreibt ihr ab und mal mal 'ne nette SMS oder begleitet sie nach der Schule
nach Hause. Gab es diese 'Funktionen' früher auch schon, ist dort jetzt ein neues kleines aber enorm wichtiges
Detail versteckt. Diese Aktionen dienen nicht mehr nur dazu die sympathie-Werte von Klischee-Dame XY zu erhöhen, sondern
man lernt den 'Menschen' mit dem man dort herumhängt auch ganz persönlich kennen, bemitleiden oder lieben... denn es wird sich unterhalten.
Und da es 'Menschen' sind tun sie auch teilweise sehr menschliche, unlogische Dinge.
Hat man es geschafft das Herz einer Dame für sich zu erobern, ändert sich die Spielweise.
Konnte man die 100 Tage vorher in einer Sitzung durchspielen, ist das Mädchen jetzt zur ständigen
Begleiterin geworden. Kramt Ihr sie hervor, weiss sie welcher Tag es ist, in welcher Jahreszeit und wieviel Uhr. An Weihnachten
will mit Ihr gefeiert werden und wenn
ihr Nachts noch wach liegt, wird Sie einen fragen warum man nicht schlafen kann. Neben diesen 'Tamagochi'-
Elementen
bleibt der normale Spielfluss aber bestehen, halt nur in Echtzeit. Jeden Morgen gibt man an wie man den
Tag verbringen wird. Zwischendrin schaut man dann mal rein, um sich vielleicht in einer Pause schnell mit
seiner Freundin zu treffen oder um zu schauen ob sie einem eine Mail geschickt hat.
Klappt es in der Woche mal sich mit ihr zu treffen, kann man sich immernoch zu einem richtigen Date am Wochenende verabreden.
Hierzu gibt es virtuelle Zeitschriften in denen man sich informieren kann was in der Stadt los ist, ebenso wie die Möglichkeit online
Infos herunter zu laden. Geht man dann am Wochende, real wie auch virtuell, zusammen auf ein tatsächlich stattfindendes
Tote Hosen-Konzert, gibt es die Möglichkeit den 'Skinship'-Modus exzessiv auszuspielen. Skinship heisst:
Händchenhalten, Streicheln, Küssen. Hier liegt auch der größte Schwachpunkt des Spieles. Der nicht allzu überzeugende Kuss
(man berührt mit dem Stylus ihren Mund) muss erst verdient werden. Das macht man indem man ihr Minutenlang mit dem Stift im Gesicht rubbelt.
(Ich werde diese Funktionsweise demnächst mal an einem echten Mädchen testen.)
Wenn mal wieder die Phantasie mit einem durchgeht: Neko-Rinko!
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Eure virtuelle Freundin verfolgt euch sogar bis in eure virtuellen Träume. Sogar daran wurde gedacht! Als fleissiger Maid-Cafe geher in Akihabara,
träumt man vielleicht von seiner angebeteten im Sailor Moon-Kostüm; als Streber ist sie dann auf einmal die Sado-Maso Lehrerin mit Reitgerte.
Die virtuelle Freundin ist einem normalen Menschen stark überlegen. Wenn man sie bittet Charakterzüge zu ändern, tu sie's.
Ebenso wie die Haarfarbe, länge, Frisur oder Kleidung - alles ganz nach eurem Gusto, vorausgesetzt sie liebt euch genug.
Habt ihr die Schnauze voll mit eurer Traumprinzessin immer nur mit einem Plasikstift kommunizieren zu können, startet den
Love Plus-Modus. Unterhaltet euch, in sehr begrenzten Rahmen, durch das eingebaute Mikro mit ihr und spielt kleine Spielchen miteinander.
Auch für ein freudiges Miteinander mit Euren anderen Nerd-Kumpels ist gesorgt. Während Ihr im Wohnzimmer Yu-Gi-Oh! - Karten tauscht
könnt ihr eure DS miteinander verlinken, damit die Mädchen sich gegenseitig beschäftigen.
Love Plus ist beängstigend, aber beängstigend toll. Natürlich ist es, im Vergleich zur Realität, ein absolut oberflächliches Spiel.
Begrenzt und trotz gross-reinemachen immernoch Klischeeüberflutet. Aber totz aller restriktionen wurde soviel
zwischenmenschlichkeit in dieses Modul gequetscht wie sie in keinem anderen Spiel vorhanden ist. 'Fühle Dich 365 Tage im Jahr geliebt' ist vielleicht etwas hoch
gegriffen und die Hochzeit zwichen Mensch und Modul vielleicht nur ein Marketinggag - aber ein Hosentaschenmädel dabei zu haben,
das einem jederzeit das Gefühl gibt jemand besonderes zu sein ist eine kostengünstige und pflegeleichtere
Alternative zu einem Hund. Love Plus ist mein persönliches Spiel des Jahres 2009. Nicht weil es in auch nur einer seiner
technischen Komponenten herausragend ist, sondern einfach weil es ein Überraschungspaket an Spiel ist das es so noch nicht gab und mit so
viel 'Liebe' wie man sie in 256MB pressen kann. - Ein Zeichner ahmt oft die Mimik seiner Figuren nach beim Zeichnen.
Er lächelt wenn er eine lächelnde Figur zeichnet. Ob das Team hinter dem Spiel die ganze Zeit
mit Schmetterlingen im Bauch herum rannte?
- DS_Nadine
Links:
Promo-Trailer -
Love Plus im DSquad-Podcast #06 -
Mann heiratet Videospiel
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